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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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den Nachrichten über Masema zu entkommen! Perrin würde natürlich auch von ihrer Gefangennahme erfahren, aber sie würde irgendwie entkommen können. Das andere war wichtiger.
    Der erste Leichnam, den sie sah, war Pareleans; er lag auf dem Rücken, das Schwert in der ausgestreckten Hand, und überall auf seiner edlen Jacke mit den Satinstreifen an den Ärmeln war Blut. Es folgten noch viele Leichname, Beflügelte Wächter mit ihren roten Brustharnischen, Alliandres Soldaten mit den dunkelgrünen Helmen, einer der Falkner, wobei der Wanderfalke mit der Kappe vergeblich gegen die noch immer fest in der Faust des Mannes gefangenen Riemen anflatterte. Sie gab die Hoffnung jedoch nicht auf.
    Die ersten anderen Gefangenen, die sie sah, zwischen einigen Aiel kniend, Männern und Töchtern des Speers, deren Schleier jetzt über ihre Brust herabhingen, waren Bain und Chiad, ebenfalls nackt, die ungefesselten Hände auf den Knien. Blut lief über Bains Gesicht und machte ihr flammendrotes Haar stumpf. Chiads linke Wange war blau und angeschwollen, und ihre grauen Augen wirkten ein wenig erstaunt. Sie knieten gerade aufgerichtet da, unbeteiligt und nicht beschämt, aber als der große Aiel Faile neben ihnen grob auf die Knie zwang, kamen sie wieder zu sich.
    »Das ist nicht recht, Shaido«, murmelte Chiad verärgert.
    »Sie folgt keinem Ji'e'toh«, erwiderte Bain barsch. »Man kann sie nicht zur Gai'shain machen.«
    »Die Gai'shain werden friedlich sein«, sagte eine bereits ergrauende Tochter des Speers gedankenverloren. Bain und Chiad sahen Faile kummervoll an und verlegten sich dann wieder auf schweigendes Abwarten. Faile kauerte sich zusammen, versuchte ihre Nacktheit mit den Knien zu bedecken und wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Dies waren die beiden Frauen, die ihr hätten helfen können zu entkommen, und keine würde es wegen Ji'e'toh auch nur versuchen.
    »Ich sage es noch einmal, Efalin«, murrte der Mann, der sie gefangengenommen hatte, »dies ist töricht. Wir kommen auf diesem ... Schnee viel zu langsam voran.« Er sprach das Wort seltsam aus. »Es gibt hier zu viele bewaffnete Männer. Wir sollten nach Osten ziehen und nicht noch weitere Gai'shain gefangennehmen, die uns noch mehr behindern.«
    »Sevanna will weitere Gai'shain, Rolan«, erwiderte die bereits ergrauende Tochter des Speers. Sie runzelte jedoch die Stirn, und ihre harten grauen Augen schienen einen Moment Mißbilligung auszudrücken.
    Faile blinzelte zitternd, als ihr die Namen ins Bewußtsein drangen. Licht, die Kälte beeinträchtigte ihren Verstand. Sevanna. Shaido. Sie waren doch in Brudermörders Dolch, so weit von hier entfernt, wie man nur sein konnte, wenn man nicht das Rückgrat der Welt überquerte! Aber sie befanden sich eindeutig nicht dort. Das sollte Perrin ebenfalls wissen, ein weiterer Grund, warum sie bald entkommen mußte. Es bestand wohl kaum eine Chance darauf, da sie hier im Schnee kauerte und sich fragte, welche ihrer Körperteile zuerst erfrieren würden. Das Rad wog ihre Belustigung über Berelains Zittern mit dieser Rache auf. Tatsächlich freute sie sich auf die dicken Tuchgewänder der Gai'shain. Ihre Gefangenenwärter machten jedoch keinerlei Anstalten zum Aufbruch. Offenbar sollten noch weitere Gefangene herangebracht werden.
    Die erste war Maighdin, ebenso wie Faile all ihrer Kleidung beraubt und gefesselt und jeden Schritt des Weges sich widersetzend. Bis die Tochter des Speers, die sie vorwärts stieß, ihr jäh die Füße wegtrat. Maighdin tauchte mit dem Gesäß in den Schnee ein, und ihre Augen weiteten sich so stark, daß Faile vielleicht gelacht hätte, wenn sie kein Mitleid für die Frau empfunden hätte. Als nächste kam Alliandre, in dem Versuch, sich zu schützen, stark vornübergebeugt, und dann Arrela, die durch ihre Nacktheit halbwegs gelähmt schien und von zwei Töchtern des Speers beinahe vorangezerrt werden mußte. Schließlich erschien ein weiterer großer Aiel mit einer wie ein Paket unter dem Arm geklemmten, wild um sich tretenden Lacile.
    »Die übrigen sind tot oder entkommen«, sagte der Mann und ließ die kleine cairhienische Frau neben Faile fallen. »Sevanna wird sich mit diesen begnügen müssen, Efalin. Sie legt zuviel Wert auf Leute, die Seide tragen.«
    Faile wehrte sich nicht, als man sie drängte aufzustehen und sie dann an der Spitze der übrigen Gefangenen mühsam durch den Schnee stapfen ließ. Sie war zu benommen, um sich zu wehren. Parelean tot, Arrela und Lacile

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