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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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gebreitet und wie Banner dargeboten. Seaine lächelte und nickte Talene erfreut zu, aber die statuenhafte, goldhaarige Sitzende erwiderte ihren Blick hart, eine aus Eis gehauene Schönheit, und schritt dann davon, während sie an ihrer mit grünen Fransen versehenen Stola zupfte.
    Es war jetzt zu spät, sich Talene mit dem Anliegen zu nähern, daß sie sich an ihrer Suche beteiligen sollte, selbst wenn Pevara einverstanden gewesen wäre. Pevara riet zu äußerster Vorsicht, und um die Wahrheit zu sagen, war Seaine gerne bereit, unter den gegebenen Umständen zuzuhören. Nur war Talene eine Freundin - oder vielmehr eine Freundin gewesen.
    Aber Talene war nicht die Schlimmste. Mehrere gewöhnliche Schwestern zeigten ihre Verachtung offen. Einer Sitzenden gegenüber! Natürlich war darunter keine Weiße, aber das sollte keinen Unterschied machen. Gleichgültig, was in der Burg vor sich ging, sollte der Anstand gewahrt bleiben. Juilaine Madome, eine große, anziehende Frau mit kurzgeschnittenem schwarzem Haar, die erst seit weniger als einem Jahr einen Sitz für die Braune Ajah innehatte, fegte ohne ein Wort der Entschuldigung an ihr vorbei und ging mit ihrem typischen unweiblichen Schritt davon. Saerin Asnobar, eine weitere Braune Sitzende, sah Seaine finster an und betastete den gebogenen Dolch, den sie stets in ihrem Gürtel trug, bevor sie in einem Seitengang verschwand. Saerin war Altaranerin, und die weißen Strähnen an ihren dunklen Schläfen betonten eine schmale, vom Alter verblaßte weiße Narbe auf einer olivfarbenen Wange. Nur ein Behüter konnte ebenso finster dreinblicken wie sie.
    Vielleicht war all dies zu erwarten gewesen. Es hatte in letzter Zeit einige unglückselige Vorfälle gegeben, und keine Schwester würde es vergessen, wenn sie eher unzeremoniell aus den Gängen in der Nähe der Quartiere anderer Ajahs vertrieben wurde, und noch viel weniger das, was manchmal noch damit einherging. Gerüchte besagten, daß mehr als nur die Würde einer Sitzenden - einer Sitzenden! - durch die Roten verletzt wurde, wenn auch nicht erwähnt wurde, um wen es sich handelte. Schade, daß der Saal Elaidas wahnsinnigen Erlaß nicht aufhalten konnte, aber nachdem sich zunächst eine Ajah und dann eine weitere auf die neuen Vorrechte gestürzt hatten, waren nur wenige Sitzende bereit, sie jetzt wieder aufzugeben, und das Ergebnis war eine beinahe in zwei bewaffnete Lager gespaltene Burg. Seaine hatte einst gedacht, die Luft in der Burg sei wie ein zitternder, brodelnder Dunst aus Mißtrauen und Verleumdung. Jetzt war sie ein zitternder, brodelnder Dunst mit beißender Schärfe.
    Sie schnalzte verärgert mit der Zunge und richtete ihre mit weißen Fransen versehene Stola, während Saerin verschwand. Es gab keinen Grund zusammenzuzucken, nur weil eine Altaranerin finster dreinblickte -selbst Saerin würde nicht weitergehen -, und es war noch unvernünftiger, sich über etwas zu sorgen, was sie nicht ändern konnte, wenn sie eine Aufgabe hatte.
    Und dann, nach all ihrer Sucherei an diesem Morgen, tat sie nur einen einzigen weiteren Schritt und sah ihre gesuchte Beute auf sich zukommen. Zerah Dacan war ein schlankes, schwarzhaariges Mädchen mit stolzer, angemessen selbstbewußter Haltung und allem äußeren Anschein nach von den in diesen Tagen die Burg durchströmenden Spannungen unberührt. Nun, sie war eigentlich kein Mädchen mehr, aber Seaine war sich sicher, daß sie ihre mit weißen Fransen versehene Stola noch keine fünfzig Jahre trug. Sie war jedenfalls eher unerfahren, was hilfreich sein könnte.
    Zerah machte keinerlei Anstalten, einer Sitzenden ihrer eigenen Ajah aus dem Weg gehen zu wollen und beugte respektvoll den Kopf, als Seaine neben sie trat. Die Ärmel ihres weißen Gewandes wiesen kunstvolle goldene Stickerei auf, die auch ein breites Band um ihren Rock säumte. Es war ungewöhnlich viel Stickerei für die Weiße Ajah. »Sitzende«, murmelte sie. Zeigten ihre blauen Augen eine Spur von Besorgnis?
    »Ich brauche Euch für etwas«, sagte Seaine ruhiger, als ihr zumute war. Höchstwahrscheinlich spiegelten sich ihre eigenen Empfindungen in Zerahs großen Augen wider. »Kommt mit mir.« Es stand nichts zu befürchten, nicht im Herzen der Weißen Burg, aber es war überraschend mühsam, die Hände unverkrampft in Hüfthöhe zu falten.
    Wie erwartet - und erhofft - ging Zerah fügsam mit. Sie schritt recht anmutig neben Seaine aus, als sie breite Marmortreppen und gewundene Rampen hinabstiegen, und runzelte

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