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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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die Fähigkeit, die Macht zu lenken, die sie bei der Frau spürte, die über ihr aufragte - hielt nicht vollständig stand, da sie den Saum des Gewandes hektisch bewegte. Bronzefarbene Seide mit einem schmalen Rand kunstvoll gestickter schwarzer Schneckenverzierungen schimmerten hindurch.
    »Ich lebe, um Euch zu dienen und zu gehorchen, Große Herrin«, keuchte Alviarin zwischen Küssen. »Ich weiß, daß ich zu den Untersten der Unteren gehöre, in Eurer Gegenwart ein Nichts bin, und bete nur für Euer Lächeln.« Sie war schon einmal dafür bestraft worden, sich ›über sich selbst erhoben‹ zu haben - nicht für Ungehorsam, dem Großen Herrn der Dunkelheit sei Dank! -, und sie wußte, daß Elaida zu diesem Zeitpunkt nicht halb so laut wehklagen konnte wie sie damals.
    Mesaana duldete die Küsse eine Weile und setzte ihnen schließlich ein Ende, indem sie Alviarins Gesicht mit einer Schuhspitze unter dem Kinn anhob. »Der Erlaß ist bekanntgegeben worden.« Es war keine Frage, aber Alviarin antwortete dennoch hastig.
    »Ja, Große Herrin. Und Abschriften sind zum Nordhafen und Südhafen gesandt worden, noch bevor ich Elaida unterschreiben ließ. Die ersten Kuriere sind aufgebrochen, und kein Händler wird die Stadt verlassen, ohne Kopien zur Verteilung mitzunehmen.« Mesaana wußte das alles natürlich bereits. Sie wußte alles. Ein Krampf verhärtete Alviarins gekrümmten Nacken, aber sie regte sich nicht. Mesaana würde ihr sagen, wann sie sich bewegen durfte. »Große Herrin, Elaida ist nur eine leere Hülle. Darf ich demütig fragen, ob es nicht besser wäre, wenn wir ohne sie auskämen?« Sie hielt den Atem an. Fragen konnten bei den Auserwählten gefährlich sein.
    Ein silbriger Finger mit einem Schattennagel tippte gegen zu einem belustigten Lächeln verzogene Silberlippen. »Wäre es besser, du würdest die Stola der Amyrlin tragen, Kind?« fragte Mesaana schließlich. »Ein geringer Ehrgeiz, der zu dir passen würde, aber alles zu seiner Zeit. Im Moment habe ich eine andere kleine Aufgabe für dich. Trotz all der Mauern, die zwischen den Ajahs entstanden sind, scheinen ihre Anführer sich erstaunlich regelmäßig zu treffen. Zufällig, wie sie vorgeben. Zumindest alle außer den Roten. Schade, daß Galina umkam, sonst könnte sie dir sagen, was sie vorhaben. Es ist wahrscheinlich nichts Wichtiges, aber du wirst herausbekommen, warum sie einander erst öffentlich angreifen und dann heimlich miteinander flüstern.«
    »Ich höre und ich gehorche, Große Herrin«, erwiderte Alviarin prompt, dankbar, daß Mesaana es für unwichtig erachtete. Das große ›Geheimnis‹, wer den Ajahs vorstand, war für sie kein Geheimnis - jede Schwarze Schwester war gefordert, dem Obersten Konzil jedes Flüstern in ihrer Ajah weiterzugeben -, aber unter ihnen war nur Galina eine Schwarze gewesen. Das bedeutete, daß man die Schwarzen Schwestern unter den Sitzenden befragen mußte. Das erforderte Zeit und bot nicht die geringste Gewähr für einen Erfolg. Bis auf Ferane Neheran und Suana Dragand, die mit Sicherheit Vorsitzende ihrer Ajahs waren, schienen Sitzende nur selten zu wissen, was der Vorstand ihrer Ajah dachte, bis man es ihnen sagte. »Ich werde Euch Nachricht geben, sobald ich etwas erfahre, Große Herrin.«
    Aber sie behielt eine Besonderheit für sich. Ob unwichtig oder nicht - Mesaana wußte nicht alles, was in der Weißen Burg geschah. Aber Alviarin würde für eine Schwester in bronzefarbenen Röcken mit einem Saum mit schwarzen Schneckenverzierungen die Augen offenhalten. Mesaana verbarg sich in der Burg, und Wissen war Macht.

KAPITEL 7
    Ein kleiner Obolus
    Seaine durchschritt die Gänge der Burg, und mit jeder Biegung nahm das Gefühl der Verwirrung zu. Die Weiße Burg war zugegebenermaßen sehr groß, aber sie lief schon stundenlang durch die Gänge. Sie sehnte sich in ihre eigenen Räume. Trotz der geschlossenen Fensterflügel zog es in den breiten, mit Wandteppichen behangenen Korridoren, so daß die Kandelaber flackerten. Der kalte Windhauch war schwer zu ignorieren, wenn er unter ihre Röcke wehte. Ihre Räume waren warm und behaglich - und sicher.
    Dienerinnen vollführten Hofknickse, und Diener verbeugten sich, wenn sie vorüberging. Doch sie wurden nur halbwegs bemerkt. Die meisten Schwestern befanden sich in den Quartieren ihrer Ajahs, und jene wenigen, die sich außerhalb davon aufhielten, taten dies mit wachsamem Stolz, häufig zu zweit, stets zwei derselben Ajah, die Stolen über die Arme

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