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Kriegswirren

Kriegswirren

Titel: Kriegswirren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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war.
    Seaine sprach die Eide nach, wobei sie einen leichten Druck von der Kopfhaut bis zu den Fußsohlen verspürte. In Wahrheit war der Druck nur schwer zu bemerken, da sich ihre Haut von der Zurücknahme des Eides gegen das Lügen noch immer zu fest anfühlte. Zu behaupten, daß Pevara einen Bart hatte oder daß die Straßen von Tar Valon mit Käse gepflastert wären, war eine Zeitlang erheiternd - sogar Pevara hatte gekichert -, aber das jetzige Unbehagen kaum wert gewesen. Ihr war der Versuch nicht wirklich nötig erschienen. Es mußte logischerweise so sein. Ihre Zunge hatte Mühe, es auszusprechen, daß sie keine Schwarze war - es war scheußlich, auch nur daran zu denken -, aber sie reichte Zerah die Eidesrute mit einem nachdrücklichen Nicken.
    Die schlanke Frau regte sich auf ihrer Bank und wandte die glatte weiße Rute in den Fingern, wobei sie krampfhaft schluckte. Das fahle Laternenlicht verlieh ihr ein kränkliches Aussehen. Sie schaute mit geweiteten Augen von Pevara zu Seaine, schloß dann die Hände fest um die Rute und nickte.
    »Genauso, wie ich es Euch vorgesagt habe«, grollte Pevara und lenkte erneut die Macht Geist in die Rute, »sonst werdet Ihr schwören, bis Ihr es richtig macht.«
    »Ich schwöre, Euch beiden vollkommen zu gehorchen«, sagte Zerah mit angespannter Stimme und erschauderte dann, als der Eid sich ihrer bemächtigte. »Befragt mich über die Schwarze Ajah.« Ihre Hände zitterten beim Halten der Rute. »Befragt mich über die Schwarze Ajah!« Ihre Heftigkeit gab Seaine die Antwort, noch bevor Pevara den Strang Geist losließ und die Frage stellte, wobei sie äußerste Wahrheit forderte. »Nein!« Zerah schrie es geradezu heraus. »Nein, ich gehöre nicht der Schwarzen Ajah an. Und jetzt nehmt diesen Eid von mir! Befreit mich!«
    Seaine sank betrübt zusammen und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Sie hatte gewiß nicht gewollt, daß Zerah gestanden hätte, aber sie war sich sicher gewesen, daß sie nach so vielen Wochen des Suchens eine Lügnerin gefunden hätte. Wie viele Wochen Suche lagen noch vor ihnen? Und wie lange müßte sie noch vom Aufwachen bis zum Schlafengehen über ihre Schulter sehen? Wenn sie überhaupt schlafen konnte.
    Pevara richtete anklagend einen Finger auf die Frau. »Ihr habt einigen Leuten erzählt, Ihr kämt aus dem Norden.«
    Zerahs Augen weiteten sich erneut. »Das stimmt«, sagte sie zögernd. »Ich bin das Ufer des Erinin nach Jualdhe hinab geritten. Jetzt befreit mich von diesem Eid!«
    Seaine sah sie stirnrunzelnd an. »An Eurer Satteldecke wurden Golddornsamen und rote Kletten gefunden, Zerah. Golddorn und rote Kletten sind hundert Meilen südlich von Tar Valon zu finden.«
    Zerah sprang auf, und Pevara fauchte: »Setzt Euch!«
    Die Frau ließ sich geräuschvoll auf die Bank fallen, aber sie zuckte nicht einmal zusammen. Sie zitterte. Nein, sie bebte. Sie hatte den Mund fest geschlossen, sonst hätten ihre Zähne, wie Seaine sicher annahm, gewiß geklappert. Licht, die Frage des Nordens oder Südens ängstigte sie stärker als die Anschuldigung, eine Schattenfreundin zu sein. »Woher seid Ihr aufgebrechen?« fragte Seaine zögernd. »Und warum...?« Sie hatte fragen wollen, warum die Frau einen Umweg gemacht hatte - was sie eindeutig getan hatte -, nur um zu verbergen, aus welcher Richtung sie gekommen war, aber die Antworten brachen bereits aus Zerah hervor.
    »Aus Salidar«, wimmerte sie. Es gab keine andere Bezeichnung dafür. Noch immer die Eidesrute umklammernd, wand sie sich auf der Bank. Tränen liefen aus ihren Augen, die stark geweitet und auf Pevara fixiert waren. Worte strömten hervor, obwohl ihre Zähne jetzt wahrhaftig klapperten. »Ich b-bin g-ge-kommen, um s-sicherzugehen, daß alle Schwestern hier über die R-Roten und Logain Bescheid wissen, damit sie Elaida a-absetzen und die B-Burg wieder heil werden kann.« Sie brach mit einem Wehklagen zusammen, während sie die Rote Sitzende mit einem zum Schrei geöffneten Mund anstarrte.
    »Nun gut«, sagte Pevara und wiederholte dann grimmiger: »Nun gut!« Ihr Gesicht wirkte vollkommen gefaßt, und das Glitzern in ihren dunklen Augen spiegelte nichts von dem Übermut wider, an den Seaine sich von der Zeit als Novizin und Aufgenommene her erinnerte. »Also seid Ihr die Quelle dieses ... Gerüchts. Ihr werdet vor den Saal treten und die Lüge enthüllen! Gesteht die Lüge ein, Mädchen!«
    Waren Zerahs Augen zuvor schon geweitet, so traten sie jetzt regelrecht hervor. Die Rute entfiel

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