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Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 02 - Die Spaetantike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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das Papsttum aber die orientalischen Kirchen nie unterjochen, wurde es noch in der Antike mit der Opposition im Abendland leichter fertig. Denn nicht obwohl, sondern gerade weil die römischen Bischöfe theologisch lange nicht so hervortraten wie andere des Westens, Hosius von Cordova etwa, Lucifer von Cagliari, Hilarius von Poitiers, gerade weil sie sich viel weniger der Theologie als der Gewalt verschrieben, nahmen sie allmählich – entscheidend gefördert durch ihren Thronos in der (alten) Reichshauptstadt, begünstigt durch deren Bedeutung, Reichtum, Glanz – allen anderen großen abendländischen Bischofssitzen ihre ursprüngliche Selbständigkeit: Mailand (wiederholt wird Ambrosius, nicht der »Papst«, an erster Stelle der »Bischöfe Italiens« genannt), Aquileja, Lyon, Toledo, Braga; womit Italien, Gallien, Spanien, Portugal, ja, noch Schottland und Irland den römischen Hierarchen hörig wurden. Und mit dem Debakel des Römischen Reiches wuchs ihre abendländische Machtstellung noch, die sie durch die Petrus-Theologie immer wirksamer unterbauten. Schließlich beerbte die römische Kirche geradezu das (West)römische Reich, verkirchlichte es, trat sozusagen an seine Stelle. 83
    Dieser Machtzuwachs Roms, auf Kosten der westlichen Metropoliten sowie der Konzile, seit alters oberste Kircheninstanz, wurde freilich nicht kampflos gewonnen.
    Das zeigt bereits der beträchtlich ältere, von Cyprian überlieferte und deutlich an die Apiarius-Affäre erinnernde Fall der beiden spanischen Bischöfe Basilides und Martialis. Während der Verfolgung abgefallen, wurden sie ihres Stuhls enthoben, worauf sie – der erste bekannte Vorgang dieser Art – an Rom appellierten und Bischof Stephan Weisung erteilte, sie wieder in ihre Ämter einzusetzen. Die spanischen Gemeinden aber weigerten sich, berichteten nach Afrika und bekamen von einer dortigen Synode recht. Man ermutigte sie ausdrücklich, nicht »mit gottlosen und befleckten Priestern« zu verkehren und den Irrtum des römischen Bischofs zu ignorieren. 84
    Roms Machtkampf zeigt auch der »Osterstreit« Viktors I. (189–198?), wobei der Römer zur Entrüstung des hl. Irenäus erklärte, keiner könne katholischer Christ sein, der Ostern an einem anderen Tag als Rom begehe – das Ostern am Sonntag nach dem 14. Nisan der Juden beging (= erster Vollmond nach dem Frühlingsäquinoktium), noch vor kurzem aber, wie Irenäus wußte, das Fest überhaupt nicht jährlich gefeiert hatte! Viele Bischöfe griffen damals, so Kirchengeschichtsschreiber Euseb, den römischen Bischof »heftig an«. Dies Ringen veranschaulicht weiter der »Ketzertaufstreit« Stephans mit den sich gleichfalls behauptenden Afrikanern Mitte des 3. Jahrhunderts (S. 75). Und gleich darauf der »Streit der Dionyse«, eine trinitätstheologische Auseinandersetzung zwischen dem römischen Bischof Dionysius (259–268) und seinem renommierten alexandrinischen Namensvetter, der den Subordinatianismus verfocht, wobei erstmals der Begriff der Wesensgleichheit von Vater und Sohn auftrat (I 352 ff). 85
    Bei aller Autorität des römischen Pontifex war seine Macht in diesem ganzen Zeitraum, im 2. und 3. Jahrhundert, begrenzt. Bei aller Bedeutung, die ihm bereits zukam, besaß er keinerlei oberste Jurisdiktions- und Entscheidungsbefugnis, kannte weder die Praxis noch die Gedankenwelt der Zeitgenossen ein Papsttum im späteren Sinn. Und im wesentlichen blieb das so bis in die letzten Jahrzehnte des 4. Jahrhunderts. 86
    Natürlich gab es mit der steigenden Bedeutung des römischen Stuhls auch immer größere Kämpfe um ihn selbst durch ganze Epochen. Bereits während der (meist kraß aufgebauschten) Christenverfolgungen ist er begehrt – obwohl ja die Bischöfe Roms sozusagen Seite an Seite mit ihren kaiserlichen Verfolgern residieren! Doch beginnen die Rivalitäten früh, sind bald schismatische Gemeinden die Regel, streitet man manchmal derart, daß Straßen und Kirchen triefen von Blut – und alles um Christi willen ...

3. Kapitel

Erste Rivalitäten und Tumulte um den römischen Bischofssitz
    »Als der Bischof von Hippo 430 im Vandalensturm die Augen schloß ..., lag auf dem Stuhle Petri schon der Zauber des Glanzes und der Macht. Schenkungen reicher Herren gestatten den Herren Roms, die Schlichtheit des Fischers von Kapharnaum zu verleugnen. Der Ernst der Frommen nimmt Ärgernis an ihrem Pomp und ihrer Tafel. Nicht die edelsten Leidenschaften spalten die Wähler in Parteien.«
    Der katholische Theologe Joseph

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