Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
Wissenschaften« übergebene und dort bis zu seinem Tod 1054 an den Tragstuhl gefesselte bedeutende Chronist, »einen schweren Verlust an großen Männern, Büchern und Kirchenschätzen«. Allerdings wurde auch Abt Immo bald wieder gefeuert.
Ähnlich kam es 1013 bei der Reform Fuldas, der »Königin unter den deutschen Klöstern«, und Corveys an der Weser zu beträchtlichen Enteignungen zugunsten der königlichen Domäne. Den Abt des mächtigen, Heinrich viel zu mächtigen Fulda, dessen Riesenbesitz er erst 1012. bis auf entlegenste Ansprüche und Rechte bestätigt, noch vermehrt hatte, setzte er kurzerhand ab und konfiszierte »die überflüssigen Güter des Konvents« (Guth); vielleicht sogar eine vorsätzliche Beraubung zur Bestreitung der Kosten seines Römerzugs. Jedenfalls verließen die Herren scharenweise das Kloster, vor allem die von freier Geburt. Fulda schien zu veröden; es glich vorübergehend, so ein Zeitgenosse, einer »Brandstätte«.
Auch den Abt Walh von Corvey entließ Heinrich und machte, gegen den Willen der Religiosen, den Mönch Druthmar aus Lorsch zum neuen Abt. Die hochfeudalen Insassen griffen zwar »wie Rebellen« zu den Waffen. Doch Heinrich steckte siebzehn von ihnen ins Gefängnis, worauf die übrigen parierten, was man nicht nur damals als schmählichen Schlag gegen Recht und Herkommen der fast zwei Jahrhunderte bestehenden hochangesehenen Stiftung empfand.
Zu Hilfe gerufen hatte seinen Herrn der Ordinarius der Reichsabtei, Meinwerk von Paderborn (1009–1036), dem Kaiser verbunden durch Versippung mit dem sächsischen Königshaus, durch seinen Reichtum, wovon er viel der Paderborner Kirche übertragen mußte, sowie durch seinen Kriegsdienst, ja schon durch die gemeinsame Mitschülerschaft an der Domschule von Hildesheim. Heinrich hat den Bischof – in Corvey mehrfach schroff hinausgewiesen – häufig durch Schenkungen belohnt, u.a. durch die Abteien Schildesche und Helmarshausen, letzteres besonders im 12. Jahrhundert, als es seinen Privilegienbestand durch Fälschungen gegen Paderborn zu sichern suchte, »ein nicht unbedeutender Fernhandelsplatz« (Fahlbusch). Und Meinwerk, dieser überaus erwerbstüchtige, bauwütige, prunksüchtige Prälat, »das Ideal eines Reichsbischofs ottonisch-frühsalischer Zeit« (Struve), ging bis zum Beklauen des Herrschers; er stiehlt ihm einen Becher, läßt diesen zu einem Meßkelch umschmieden und erklärt, durch das Monogramm überführt, dem Bestohlenen, doch gar nichts geraubt, sondern nur die eitle Habgier des Kaisers in den Dienst Gottes gestellt zu haben.
In Memleben, dessen Kloster Otto II. gegründet und mit der ungewöhnlich großen Schenkung von elf Burgwarden versehen, Otto III. noch mit thüringischem Besitz, mit Markt-, Münz-, Zollrecht ausgestattet hatte, setzte Heinrich den Abt Reinhold ab und entzog dem Haus alle Dotationen und Vorrechte. Darauf zerstreute sich ein großer Teil der Belegschaft, und die Abtei, fortan Propstei, ein Anhängsel Hersfelds, verarmte für Jahrhunderte.
In Trier, wo es in St. Maximin, dem ältesten und reichsten aller dortigen Klöster, bei Durchführung der Reform sogar zu einem Mordversuch der Brüder an dem neuen strengen Abt Poppo kam, kassierte der Monarch 1023 nicht weniger als 6656 Hufe oder Mansen (wobei diese Bezeichnung für einen landwirtschaftlichen Betrieb oft über den Rahmen eines Bauernhofes, einer Hofstätte, hinausgeht). Ein Chronist des 17. Jahrhunderts schätzt, unter Zugrundelegung der Preise seiner Zeit, den Wert des vom König dem Kloster genommenen und, zu einem nicht unbeträchtlichen Teil, dem Herzog von Bayern, seinem Schwager, gegebenen Gutes auf nahezu 43 Millionen Gulden.
Für viele Mönche, zumal für die konservativen, reformfeindlichen, war Heinrich II. lediglich »ein Tyrann, der sich an Gütern, Rechten und Lebensformen geheiligter Institutionen vergriff« (Schulze). Reihenweise schenkte er den Bischöfen Klöster, dem Bistum Würzburg Seligenstadt, dem Bistum Straßburg St. Stephan und Schwarzach; Paderborn bekam die Abteien Helmarshausen und Schildesche, Trier St. Florin zu Koblenz, Brixen Disentis etc. Und in Italien verfuhr er nicht anders: ein politisches Konzept, das den Bischöfen erlaubte, ausreichend und regelmäßig »ihren militärischen und wirtschaftlichen Leistungspflichten ... nachzukommen« (Seibert).
Gab Heinrich aber mal aus seinem »Eigengut«, nannte er es »unsere Pflicht, von den uns von Gott verliehenen Glücksgütern vor allem die heiligen
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