Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
hatte man diesmal nicht mit Richard von Cornwall, sondern mit dem König. Und vermutlich hat auch der Papstneffe, Kardinal Fieschi, Heinrich III. die Idee eingegeben, die Krone des Landes für seinen achtjährigen Sohn Edmund zu erwerben.
Man wurde rasch einig und segnete das neue Ergebnis von beiden Seiten ab. Am 14. Mai 1254 erteilte Innozenz die Bestätigung, sah Edmund bereits als neuen Herrn Siziliens an – und trat diesmal seinerseits zurück. Denn am 25. Mai war König Konrad gestorben, und nun, dies jedenfalls der weitaus plausibelste Grund in dem Spekulationengewirr, glaubte der Papst, die Lage wieder allein bewältigen, glaubte er, wieder ohne den Engländer, ohne den Franzosen fertig werden und das unteritalische regnum, wie einst geplant, dem Kirchenstaat eingliedern zu können. 20
Konrad IV. hatte einen Sohn gleichen Namens hinterlassen, der 1252 auf Burg Wolf stein (nördlich von Landshut) geboren, in Bayern und Schwaben unter dem Schutz seiner Mutter, der Wittelsbacherin Elisabeth, und seines Onkels Herzog Ludwigs II. von Bayern aufgewachsen und von den Italienern anfangs ironisch Konradin, il Corradino, genannt worden war. Niemand sprach ihm sein Erbrecht auf Sizilien ab, außer den Päpsten. Innozenz und Nachfolger erkannten Konradin nur als König von Jerusalem und Herzog von Schwaben (seit 1262) an. Denn das unteritalische Königreich glaubte Innozenz jetzt eben wieder selbst gewinnen zu können und machte diesbezüglich auch wieder einen krummen Zug nach dem andern.
Zunächst nahm man dem Markgrafen Berthold von Hohenburg, Führer der deutschen Truppen im regnum und von Konrad IV. zum Vormund seines zweijährigen Sohnes gemacht, die Vormundschaft und übertrug sie Manfred, wobei der Papst immer noch den Anschein wahrte, Konradins Erbrecht nicht unbedingt abzulehnen. Alsbald aber exkommunizierte er nicht nur den Hohenburger samt seinen Brüdern, sondern auch Manfred, nahm ihnen ihre Lehen und ließ ein schon im Süden des Patrimoniums bereitstehendes, vor allem von den italienischen Kirchen bezahltes schlagkräftiges Heer in das Stauferreich einmarschieren, an dessen Grenze in Anagni er sich bereits seit Konrads Tod aufhielt, um die Dinge aus der Nähe möglichst rasch in den Griff zu bekommen.
Kommandant der päpstlichen Truppen war der Papstneffe Kardinal Wilhelm Fieschi, den eigentlichen Oberbefehl aber führte ein Bruder des Papstes. Das Ganze sah fast nach einem päpstlichen Familienunternehmen aus. Der Papstbruder, hieß es sogar schon, werde sizilischer König werden. Jedenfalls rückte man vor, gewann Anhang, man lief über, huldigte. Innozenz schaltete und waltete bald, als wäre das sizilische Reich der Kirchenstaat. Manfred bekam es mit der Angst zu tun, unterwarf sich, wurde Vasall, und der Papst schien vor einem Triumph zu stehen wie noch kein andrer zuvor, rühmte er sich doch selbst in einem Brief an seine Vaterstadt, »daß die Lage der Kirche heute glorreicher ist als jemals früher«. 21
Entsprechend war das Auftreten des Landesherrn. Er bestimmte alles. Er bestimmte die Lehen für Manfred, legte den genauen Umfang seines Gebietes fest, maß ihm, während er sich selbst die Einkünfte des Ganzen vorbehielt, ein Jahresgehalt zu, das mit Sicherheit für keine eigenen politischen oder militärischen Unternehmen gereicht, ihn also weitgehend kaltgestellt hätte. Bei der Besitzergreifung des neuen Reiches mußte der Staufer an der Grenze den Stratordienst leisten, mußte das päpstliche Pferd führen, er mußte den Heiligen Vater begleiten, der als Obereigentümer Ämter verlieh, Rechte bestätigte, Gnadenerweise erteilte, Landstriche zuwies, auch ohne die Grenzen von Manfreds Fürstentum zu respektieren. Ähnlich selbstherrlich benahm sich der Legat. Der Staufer wußte also, was er zu erwarten hatte, setzte sich mitten durch die päpstlichen Truppen nach Lucera ab, wo ihn die Sarazenen seines Vaters umjubelten, wo zudem eine pralle Staatskasse sogleich den Kampf gegen das Heer des Legaten erlaubte, das am 2. Dezember bei Foggia ausgeschaltet worden ist.
Innozenz, der seine hochgespannten Erwartungen schwinden, der sich wieder einmal nicht mehr in der Lage sah, allein den Kampf zu führen und zu siegen, ersuchte ein weiteres Mal England um Hilfe, lag aber seit einiger Zeit krank in Neapel, wo er den Verlust seiner Streitmacht erfuhr und, zutiefst von dieser Wendung getroffen, am 7. Dezember 1254 kurz nach Sonnenuntergang starb. Und Jahrzehnte später prahlt die Inschrift seines
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