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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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»ein ausführliches taktisches und strategisches Handbuch der Mongolenabwehr«, »das sowohl Rücksicht nahm auf alle mongolischen Waffen, Techniken, Motive und Handlungsweisen, die er irgend in Erfahrung bringen konnte, als auch auf die Voraussetzungen im Abendland« (Schmieder). 15
    Selbstverständlich erwartet der Sendbote des Papstes, wie er gleich im Prolog, im ersten Satz betont, einen »triumphalen Sieg über die Feinde Gottes und unseres Herrn Jesus Christus«. Gibt es doch auch sonst, in allem Wesentlichen, fast nur Negatives von diesen Leuten zu berichten. Vor allem immer wieder, daß sie im Krieg »extrem verschlagen« seien. Ja, hinterlistig sind sie, weiß Mönch Johannes, hinterlistig in Worten und Taten. Und ungeheuer habsüchtig sind sie, tributgierig, sie lauern nur darauf, anderen zu schaden, andere zu fangen und – anscheinend ihr liebstes Geschäft – sie zu massakrieren. »Aber Menschen töten, fremde Länder überfallen, fremdes Eigentum rauben auf jedwede unrechte Weise, huren, fremden Menschen Gewalt antun, gegen Verbote und Vorschriften Gottes handeln: Das alles gilt ihnen nicht als Sünde.«
    Wie, zumindest in praxi, und nur das interessiert uns, den Christen. Doch im Unterschied zu diesen waren die Mongolen, waren Dschingis Khan und seine Nachkommen, in Glaubensdingen generös. Sie übten religiöse Toleranz, vorausgesetzt lediglich, daß die Priester der verschiedenen Bekenntnisse für das Wohl der Dynastie beteten. Der Erzbischof von Kiew konnte dort, nach Zerstörung der Stadt, weiter residieren. Die päpstlichen Boten durften Messe lesen, und der »derzeitige Kaiser« der Tataren, meldet Johannes, duldete nicht nur Christen in seinem Hofstaat, sondern auch christliche Geistliche und eine christliche Hauskapelle vor seinem Zelt.
    Hatten die Mongolen aber nichts dagegen, daß sich die Christen bei ihnen umsahen, schien es den päpstlichen Gesandten »aus zahlreichen Gründen nicht dienlich«, so Johannes, daß mongolische Gesandte mit ihnen zurückreisten, schreckte sie doch, wie bezeichnend, der Gedanke, »Spione einzuschleppen«. Stärker noch bedrückte sie, die Mongolen würden »vom Anblick der Zwistigkeiten und Kriege unter uns noch mehr animiert ..., uns zu überfallen ... Drittens fürchteten wir, daß sie getötet werden könnten, da unsere Völker ja zu einem großen Teil rücksichtslos und hochfahrend sind ...« 16

Papst Innozenz feilscht um ein Königreich und stirbt

    An Rücksichtslosigkeit und Arroganz, an Wirren, Zerrissenheit, Krieg mangelte es zu keiner Zeit im Abendland. Gewiß auch nicht, als Innozenz IV. nach dem Tod seines großen Gegners erst recht aufs Ganze ging. Dabei konzentrierte er sich, auch wenn er die Staufer im Norden wie im Süden entmachten, auslöschen wollte, zunächst und zumeist auf das sizilische regnum.
    Gerade da freilich, zumindest auf der Insel selbst, waren die alten Machtstrukturen noch intakt, bröckelte Friedrichs Reich, von seiner harten Faust mehr schlecht als recht zusammengehalten, noch wenig. Der Papst aber tat alles, um Land und Leute zum Aufruhr, zum Abfall zu bringen. Wie der dritte, hatte auch der vierte Innozenz noch nie mit Bestechungen, Versprechungen gegeizt. Doch jetzt, im Kampf gegen Friedrichs unehelichen Sohn Manfred, den Fürsten von Tarent, der für Konrad IV., der in Deutschland weilte, die Regentschaft führte, übertraf sich Innozenz fast selbst, auch wenn oder gerade weil ihm das, worüber er verfügte, gar nicht gehörte.
    Während Manfred (1232–1266), im Konflikt mit den sizilischen Baronen, zum Papst Verbindung suchte, lockte dieser Manfreds Feinde, machte Zugeständnisse, beschenkte Rebellen und Überläufer, er vergab Stadtrechte, verlieh Grafschaften, bestätigte sie. Doch wenn Innozenz auch Neapel für den Kirchenstaat kassierte, gar gleich »für ewige Zeiten«, man drängte nicht zu ihm. Sein Heerführer Kardinal Peter Capocci kam von der Mark Ancona aus keinen Schritt voran, wurde auch bald abgelöst. Und als Konrad IV. mit starkem Gefolge auf dem Kriegsschauplatz erschien, verschlechterte sich die päpstliche Lage noch, zumal Manfred seinem Halbbruder sofort die Regierung übergab, als dieser, zu Schiff von Venedig kommend, am 8. Januar 1252, in Siponto auf Sizilien an Land gegangen war. 17
    Innozenz aber, bei dem auch Konrad bald in Perugia um gütliche Verständigung, um Anerkennung im Königreich Sizilien und als Kaiser ersuchen ließ, stützte weiter den deutschen Gegenkönig Wilhelm von Holland.

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