Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert
Plano Carpini und Genossen – sehr beschwerliche, gefährliche und letztlich ergebnislose Expeditionen. Brieflich drückt Innozenz den Mongolen in gewohnter Heuchelei – denn alle Vorwürfe hätte er genauso den Christen machen können – sein Erstaunen darüber aus, »daß Ihr, wie wir vernommen haben, viele christliche und auch andere Länder überfallen habt, sie in schrecklicher Zerstörung verheert und nicht ablaßt, in noch andauernder Raserei Eure verwüstenden Hände nach weiteren Ländern auszustrecken, und losgelöst vom Band der naturgegebenen Verwandtschaft, ohne Unterschied gegen alle, ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter, mit dem Schwert der Rache zu wüten«. Der Papst warnt, bittet, mahnt, daß das Mongolenvolk derartige Angriffe und zumal die Verfolgung der Christen gänzlich einstelle, daß es »den Zorn der göttlichen Majestät ... durch Wiedergutmachung mit einer angemessenen Buße beschwichtigt ...«, daß es sich taufen lasse.
Nach dem katholischen Theologen Seppelt wünschte Innozenz den Herrn des riesigen Mongolenreiches nicht nur zur Annahme des Christentums zu bewegen, sondern suchte ihn auch »für ein gemeinsames Vorgehen gegen die Sarazenen zu gewinnen«. Der Tatarenherrscher aber schrieb dem Papst: »Die Folge Deiner Worte enthielt den Satz, wir sollten uns taufen lassen und Christen werden. Darauf antworten wir Dir in Kürze, daß wir den Grund nicht einsehen, warum wir das tun sollen. – Auf einen zweiten Punkt, den Dein Brief noch enthielt, nämlich daß Du Dich wundertest über das Hinschlachten so vieler Menschen, vor allem Christen, und am meisten Polen, Mähren und Ungarn, antworten wir Dir, daß wir das ebensowenig verstehen. Damit es indes nicht scheine, als wollten wir all das gänzlich mit Stillschweigen übergehen, geben wir dir folgendes zur Antwort: Weil sie dem Wort Gottes und dem Befehl von Cyngis-Chan und Chan nicht gehorchten und auf einer großen Versammlung unsre Boten töteten, deshalb befahl uns Gott sie zu vertilgen und gab sie in unsre Hand. Denn andernfalls, wenn das nicht Gottes Werk wäre, was hätte der Mensch dem Menschen antun können? Ihr Männer des Westens aber, Ihr glaubt, daß Ihr Christen allein auf der Welt seid und blickt auf andre herab. Wie aber könnt Ihr wissen, wen Gott für wert hält ihm seine Gunst zu schenken? Wir aber haben in Anbetung Gottes und mit der Kraft seines Beistands die ganze Erde von Ost nach West verwüstet. Und wenn das nicht die Kraft von Gottes Beistand täte, was hätten dann Menschen zu tun vermocht?« Der neugewählte Großkhan Güyük (1246 bis 1248) freilich erhob, wie der Papst, Anspruch auf Weltherrschaft und forderte seine Unterwerfung.
Johannes von Plano Carpini, dessen damals als sensationell empfundener, reichhaltiger, lebendiger und vielgelesener Bericht »Ystoria Mongalorum« bis heute eines der wichtigsten zeitgenössischen Zeugnisse über die Frühkultur der Mongolen vor ihrem Übertritt zum Buddhismus ist, machte sich Mitte April 1245 in Lyon auf den Weg und war über zwei Jahre unterwegs, zweifellos weniger als Missionar denn als Spion.
Gewiß erwähnt der Franziskaner alles mögliche, auch religiöse Riten, Vorstellungen, schreibt zum Beispiel: »Sie glauben an einen einzigen Gott, von dem sie glauben, daß er der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren sei«, was sich ja nicht sehr vom christlichen Glauben unterscheidet, wenn sie auch allerlei sonst noch verehren, wie gleichfalls die Christen. Aber unser Mönch, zwar sechzig schon und wohlbeleibt, einst noch persönlicher Gefährte des hl. Franz, war doch, vom Papst durchaus instinktsicher gewählt, vor allem ein militärischer Emissär, der so gründlich wie möglich über die mongolische Expansion referiert, über ihre Kriege und »wie man ihnen im Krieg begegnen soll«, im Festungs-, im Burgenkampf, am Wasser, im Kampf Mann gegen Mann, den sie nicht liebten, in offener Feldschlacht, von ihnen eher gescheut, während sie die Zernierten »ihre eingepferchten Schweine« nannten, »die sie nur noch bewachen müssen«. Ihre Führer griffen nie direkt in ein Gemetzel ein, hielten vielmehr – bewährte Feldherrnpraxis – »fernab dem feindlichen Heer gegenüber«.
Mönch Johannes liefert eine lange Liste erforderlicher Ausrüstungen, von »Lanzen mit Haken ..., die dazu taugen, die Tataren aus dem Sattel zu ziehen«, bis zur Panzerung für Mensch und Pferd. »Kein Geld darf gespart werden beim Waffenkauf ...« Kurz, der Franziskaner schuf
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