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Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert

Titel: Kriminalgeschichte des Christentums Band 07 - Das 13 und 14 Jahrhundert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karlheinz Deschner
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Umgebung an den Besitzungen des Papstes und seines hochherrschaftlichen Clans vergreift; wo Brancaleone degli Andalò, der eng mit Manfred verbündete Jurist und demokratische Senator, der Capitano del popolo, 140 Adelstürme zerstören und zwei Annibaldi, Mitglieder des berühmten, mit den Päpsten der Familie Conti (Innozenz III., Gregor IX., Alexander IV.) verschwägerten Geschlechts, aufhängen läßt, bevor er selbst 1258 in Rom endet, vielleicht an Gift. Zeitweise muß nicht nur die Oberschicht fliehen, sondern vor allem auch der Papst, der da stets weniger zu sagen hat, dessen antistaufische Politik gescheitert ist. Alexander residierte in Anagni, in Viterbo, erneut in Anagni, endlich wieder in Viterbo, wo er erkrankt und am 25. Mai 1261 stirbt.
    Hatte dieser Papst jedoch bis zuletzt den englischen Prinzen Edmund Crouchback als Kandidaten für den sizilischen Thron favorisiert, so lenkte sein Nachfolger die Italienpolitik in völlig andere Bahnen. 27

Papst Urban IV. (1261–1264) und Karl I. von Anjou kommen ins Geschäft

    Urban IV., wie der Franzose Jacques Pantaléon sich nannte, war Legat in Schlesien, Polen, Preußen, Deutschland gewesen, zuletzt lateinischer Patriarch von Jerusalem. Gerade geschäftlich an der Kurie weilend, wurde er am 29. August 1261 nach einem drei Monate dauernden Konklave vermutlich als Kompromißkandidat Papst: ein Karrierist von überraschend niedriger Herkunft, der aber dem französischen Hof nahestand und, anders als sein Antezessor, zweifellos sogenanntes Führungsformat hatte. Dazu gehörte auch, daß er seinen mitgebrachten Sohn als Neffen ausgab und zum Kardinal ernannte; daß er wenigstens einen Teil der verlorenen Orte und Provinzen des Patrimoniums zurückeroberte; daß er einem in Sizilien agierenden falschen Friedrich den Rücken steifte; daß er Ludwig den Heiligen 1263 zu einem neuen Kreuzzug rief.
    Obwohl König Manfred nun sofort alle Attacken auf den Kirchenstaat unterließ und, reich, wie er war, der Kurie für eine Aussöhnung ein verlockendes Angebot machte – 300000 Unzen Gold (1,5 Millionen Gulden) für Belehnung mit dem regnum und 10000 Unzen Gold (statt bisher 1000 Unzen) jährlich, also das Zehnfache, als Lehenszins –, ging der mißtrauische, auch ganz anders orientierte Pontifex nicht darauf ein.
    Urban IV., der erst in Viterbo, dann in Orvieto Wohnung nahm, aber nie als Papst Roms Boden zu betreten wagte, schon weil er, hochverschuldet, zu sehr die Scharen seiner Gläubiger fürchten mußte, war durch und durch Franzose. Und als er vierzehn neue Kardinäle kreierte, zählte man sieben Franzosen darunter, sogar zwei einstige Kanzler des Königs; die Kurie wurde vorherrschend frankophil.
    Urbans Vorgänger hatte vor neun Jahren den zweiten Sohn Heinrichs von England, den Prinzen Edmund, mit dem Königreich Sizilien belehnt. Jetzt löste Urban einvernehmlich den unerfüllten Vertrag und bot Siziliens Krone einem französischen Prinzen, dem jüngeren Sohn Ludwigs IX. an.
    Es war wohl mehr ein Höflichkeitsakt. Und als der König, vielleicht, wie es manchmal heißt, wegen rechtlicher Skrupel, ablehnte, dürfte der negative Bescheid kaum überrascht haben, und der Papst machte sein Angebot, mit Einverständnis nun des Königs, seinem wirklichen Kandidaten, dessen jüngstem Bruder Karl, Graf von Anjou und der Provence, was zur endgültigen Vernichtung der Staufer führte und natürlich führen sollte. 28
    Große Invasionen – zur Rettung und Mehrung ihrer Macht und zum Untergang anderer – hatten die Heiligen Väter schon des öfteren initiiert: als sie die Byzantiner zu einer Art Kreuzzug wider die Wandalen drängten (II 415 ff.!); als sie zur »Treibjagd auf die Goten« bliesen, die deren ganzes Volk auslöschte (II 424 ff.!); als sie mit den Langobarden gegen Byzanz rebellierten (IV 353 ff.) und dann, verlogen, trickreich, die Franken zweimal gegen die Langobarden jagten (IV 377 ff.!). Immer ließen sie andere für sich bluten und gingen aus allen Opferungen fetter hervor.
    Ein Mann wie Karl mußte die Päpste anziehen. Nicht zufällig hatte ihn bereits 1252 Innozenz IV. als Nachfolger der Staufer im Süden ausersehen, hatte er den jungen Karl persönlich und ständig gefördert, ihm zum Beispiel jahrelang kirchliche Einkünfte in der Provence überlassen sowie die Ablösungsgelder für die Entbindung vom Gelübde der Kreuzfahrt. Daß der finstere Graf eine Spielernatur und seine gern zur Schau gestellte Frömmigkeit nur aufgesetzt war, konnte die

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