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Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher

Titel: Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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ungefähr die gleiche Größe wie ich; Ihr könnt Euch von mir alles ausborgen, was Ihr braucht.«
    Borel wollte etwas erwidern, doch ein allgemeines Geraune und Getuschel ließen ihn herumfahren. Irgend jemand besonderes schien soeben gekommen zu sein. Die Menge bildete eine Gasse, und ein untersetzter, muskelbepackter, sehr mongolisch aussehender Ritter trat auf ihn zu. »Seid Ihr der, den sie Sir Felix, den Roten, nennen?« fragte er Borel.
    »J-ja«, sagte Borel. Er hatte das Gefühl, als bildeten sich in seinen Gedärmen Eiszapfen.
    »Ich bin Sir Shurgez. Wie mir zugetragen wurde, habt Ihr Euch während meiner Abwesenheit Lady Zerdai zur Gespielin genommen. Ich nenne Euch daher einen gemeinen Verräter, elenden Schuft, schurkischen Halunken, hinterhältigen Lump, widerlichen Spitzbuben und dahergelaufenen Erdling; und ich werde unmittelbar nach dem Mittagsmahl auf dem Turnierplatz sein, um meine Behauptungen an Eurem stinkenden und hässlichen Körper zu beweisen. Hier, nichtswürdiges Gewürm!« Mit diesen Worten zog sich Sir Shurgez seinen Handschuh aus und warf ihn Borel ins Gesicht.
    »Ich werd’s dir zeigen, Scheißkerl!« brüllte Borel in einer plötzlichen Aufwallung von Jähzorn. »Baghan! Zeft! Arschloch, elendes!« Er warf seinem Herausforderer noch eine Reihe gozashtandischer und terranischer Obszönitäten an den Kopf und schmiss den Handschuh zurück. Shurgez fing ihn geschickt auf, lachte kurz und höhnisch und stapfte davon.
    »Da haben wir die Bescherung«, seufzte Kubanan. »Aber ich bin sicher, dass ein so kühner und erfahrener Ritter wie Ihr Hackfleisch aus diesem Prahlhans machen wird. Soll ich das Gold von meinen Pagen auf Euer Gemach bringen lassen, während wir zusammen zu Mittag essen?«
    Borel war nahe daran zu sagen: »Mir ist nicht nach Mittagessen zumute«, aber er verkniff es sich im letzten Moment. Es hätte unhöflich gewirkt. Nach dem ersten lähmenden Schock arbeitete sein Verstand wieder auf Hochtouren. Zuerst hatte er Selbstmitleid gefühlt. Womit hatte er so etwas verdient? Was hatte er getan, dass ihm nun ein solches Schicksal drohte? Warum war er in diesen lausigen Verein eingetreten, wo die Mitglieder, statt sich einander wie Gentlemen übers Ohr zu hauen, ihre Differenzen mit den grausamen und barbarischen Methoden des physischen Kampfes austrugen? Das einzige, was er verbrochen hatte, war, Zerdai ein bisschen bei Laune zu halten, während dieser widerliche Grobian fort war …
    Doch dann riss er sich wieder zusammen und versuchte zu überlegen, wie er aus dieser misslichen Lage wieder herauskommen konnte. Sollte er einfach den Kampf verweigern? Aber das zog Verstümmelung bei lebendigem Leibe nach sich. Sollte er sich den Fuß verstauchen? Keine schlechte Idee, aber das ging schlecht, solange alle um ihn herumstanden. Warum hatte er diesem wohlmeinenden Tölpel Volhaj nicht gesagt, er wäre todkrank und könne deshalb unmöglich antreten?
    Und wie sollte er jetzt überhaupt mit dem Gold wegkommen? Für den Karren war es wahrscheinlich viel zu schwer; er würde einen großen Zweispänner brauchen, aber so etwas kriegte man natürlich nicht auf die schnelle. Überhaupt war die Chance, sich noch vor dem Kampf davonzumachen, gleich Null; solange er von seinen lieben verdammten Freunden umringt war, konnte er sich unmöglich davonstehlen, ohne dass es auffiel …
    Sie überboten sich gegenseitig mit guten Ratschlägen: »Ich kannte mal einen, der so tat, als wollte er mit der Lanze zustechen, und dann wirbelte er sie plötzlich um den Kopf, als wäre es eine Keule und …« »Als Sir Vardao damals diesen Wicht aus Gozashtand tötete, da ließ er seine Lanze gleich beim ersten Angriff fallen und packte sich seine Keule …« »Wenn Ihr ihn mit einem Arm in den Schwitzkasten nehmt, dann könnt Ihr ihm den Dolch in die Gurgel rammen …«
    Was er in Wirklichkeit wollte, war ein Rat, wie er sich am besten aus der Stadt stehlen und mit einem Drittel des Ordensschatzes auf dem schnellsten Wege nach Novorecife kommen konnte. Als er den letzten Bissen Abendbrot hinuntergewürgt hatte, sagte er: »Liebe Freunde, entschuldigt mich jetzt bitte. Ich habe denen, die mir nahe stehen, noch ein paar Worte zu sagen.«
    Zerdai lag schluchzend auf ihrem Bett. Er hob sie auf und gab ihr einen Kuss, den sie gierig erwiderte. Das Küssen war einer der terranischen Bräuche, die die Krishnaner mit Feuereifer übernommen hatten.
    »Komm«, sagte er zärtlich, »so schlimm ist es nun auch wieder

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