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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Fuß der Sierra Halt machte, als sich der heiße Tag einem kühlen Abend zuneigte, als das Vieh im wilden Galopp ans Wasser jagte und Matthew Lively wieder einmal an die dunkle Prophezeiung seiner Mutter dachte, trat Emmeline zu ihm. »Joe Strickland hat Wundbrand. Sein Fuß muss amputiert werden.« Matthew fühlte sich plötzlich, als trüge er alle Last dieser Welt auf seinen Schultern. Er sank zu Boden, wo er gerade versucht hatte, ein Lagerfeuer zu entfachen, und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht tun.«
    Emmeline hockte sich neben ihn und legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm. Wie bei allen anderen, war Matthews Gesicht von der Sonne verbrannt, seine Augen waren gerötet, seine Kleider starrten vor Schweiß und Schmutz. »Ich werde Ihnen beistehen«, erklärte sie. »Ich habe meinem Vater einmal bei einer Amputation assistiert. Ich bin nicht zimperlich, Dr. Lively.« Er sah sie an und hätte am liebsten geheult. »Miss Fitzsimmons, ich bin kein Doktor. «
    Sie starrte ihn an. »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass ich kein Mediziner bin. Sie haben das in Independence damals von mir angenommen, und ich habe es nicht richtig gestellt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Was sind Sie dann?« Mit leiser Stimme beichtete er. »Ich bin Bestatter.« Die Falten auf Emmelines Stirn wurden tiefer. »Ein Bestatter? Etwa ein Leichenbestatter?«
    »Genau.«
    »Aber… Ihre Arzttasche… «
    »Die Instrumente, mit denen man einen Körper heilt, sind dieselben, mit denen man einen Körper zur letzten Ruhe bettet.
    Besonders dann, wenn der Tod durch eine Verletzung eingetreten ist.
    Wie ein Arzt müssen auch wir nähen und Wunden verbinden. Und das Stethoskop – nun, damit vergewissern wir uns, ob der Mensch auch wirklich tot ist, bevor er unter die Erde kommt.«
    »Ich habe Sie in der Apotheke aber doch Medizin kaufen sehen!
    «
    »Die war für mich bestimmt. Ich hab’s im Winter immer auf der Brust.«
    Emmeline war von dieser Neuigkeit so verwirrt, dass ihr beinahe die Wort fehlten. »Warum haben Sie es nicht richtig gestellt? Warum haben Sie uns alle in dem Glauben gelassen, Sie seien ein Doktor?«
    Sein Blick wurde kummervoll. »Wenn Sie sich einer Gruppe von Leuten angeschlossen hätten, deren Leben von Ihnen abhängt, würden Sie denen sagen, Sie seien ein Leichenbestatter? Miss Fitzsimmons, Sie haben sich über die Vorurteile und das Stigma beklagt, unter denen Sie als Frau leiden müssen. Ich leide genauso unter Vorurteilen und dem Stigma meines Berufes. Denken Sie nur daran, wie sich Albertina Hopkins’ Einstellung mir gegenüber gewandelt hat, als sie hörte, dass ich Arzt sei. Zuerst konnte sie mich nicht leiden, weil ich Sie in meinem Wagen mitfahren ließ, aber weil sie mich für einen Arzt hielt, billigte sie es.«
    Das gab Emmeline zu denken. »Ja, ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen.«
    »Die Menschen fühlen sich in meiner Gegenwart unbehaglich«, fuhr Matthew kläglich fort. »Ich erinnere sie an etwas, das sie lieber vergessen. Aber unsere Familie betreibt dieses Geschäft schon seit Generationen. Mein Vater ist Leichenbestatter, meine Brüder sind es ebenfalls. Ich hatte gar keine andere Wahl.«
    »Mein lieber Matthew«, sagte Emmeline sanft, wobei sie ihn zum ersten Mal mit seinem Vornamen anredete. »Sie brauchen sich nicht dafür zu schämen, was Ihr Vater Ihnen beigebracht hat, denn was Sie tun, ist keine Schande. Es ist ein ehrbarer, ein wichtiger Beruf, und die Menschen brauchen jemanden wie Sie, der den Toten und dem Leid Achtung entgegenbringt, wie ich es bei Ihnen erlebt habe. Mein Vater hat mir von Leichenbestattern erzählt, die Leichen bestehlen und die Angehörigen betrügen; die den Kummer und die Schuldgefühle der Hinterbliebenen ausnutzen und ihnen Särge verkaufen, die sie sich nicht leisten können. Aber Sie, Matthew, können eine wichtige Aufgabe erfüllen, denn Sie werden in der härtesten und leidvollsten Stunde eines Menschen gerufen.«
    Während Matthew Emmeline sprachlos anstarrte, kamen ihm Honorias Worte wieder in den Sinn, mit denen sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hatte: »Ich könnte nie mit einem Mann leben, der täglich mit Toten zu tun hat.«
    »Also macht Ihnen mein Beruf nichts aus?«
    »Ich wäre die schlimmste Scheinheilige, wenn ich das täte! Als ich erkannte, wie fest die Menschen im Osten in ihren Vorurteilen und einer überholten Tradition verhaftet sind, stand mein Entschluss fest, nach Westen zu gehen. Die Menschen werden in vorgegebene

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