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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Formen gepresst, und man erwartet von ihnen, dass sie darin ausharren. Ich wollte Ärztin werden, aber ich bekam immer wieder zu hören, eine Frau sei dazu bestimmt, Ehefrau und Mutter zu sein.
    Also beschloss ich, dahin zu ziehen, wo die Denkweise noch freiheitlich ist. Was für eine Feministin wäre ich wohl, wenn ich von anderen Unvoreingenommenheit forderte und sie nicht selber praktizierte?«
    »Und Sie glauben nicht…?« Matthew musste sich räuspern, seine Wangen glühten. »Dass es mit meinem Namen ein Problem gibt? Es wäre mir lieber, ich brauchte ihn nicht zu ändern.« Emmeline sah ihn einen Moment lang an, bis sie verstand. »Oh!«, und ihre Hand flog zum Mund.
    »Wie Sie sehen, werde ich nicht nur ein Paria sein, sondern auch noch die Zielscheibe des Spotts.«
    Emmeline lächelte fein. »Der Name scheint Ihren Vater doch nicht zu stören, oder? Also sollte er Sie auch nicht stören.«
    »Es gibt da einen Unterschied«, warf der unglückliche Matthew ein. » Die Livelys waren seit Generationen, ja seit den Pilgervätern, Leichenbestatter in Boston. Keiner hat sich bei dem Namen je etwas gedacht. Aber hier draußen? Kann ein Leichenbestatter mit dem Namen Lively je Achtung erwarten?«
    Emmeline räumte ein, dass das ein Problem sein könnte, aber dies sei nicht der Zeitpunkt, sich über Matthew Livelys Namen den Kopf zu zerbrechen. Joe Strickland würde sterben, wenn sich nicht bald jemand um seinen Fuß kümmerte.
    Sie gingen zu seinem Wagen, und obwohl Joe Strickland zwei Tage lang ohne Bewusstsein gewesen war, schlug er nun die Augen auf und sagte in einem jener raren Momente der Erkenntnis, die Männer auf der Schwelle des Todes überkommt: »Ich weiß es zu schätzen, was Sie für mich getan haben, Doc, und ich weiß, dass Sie mir helfen wollen, aber ich kann Ihnen mein Bein nicht geben. Seit ich krabbeln konnte, habe ich Rinder getrieben, ich habe nichts anderes gelernt. Und es gibt nichts Nutzloseres als einen einbeinigen Viehtreiber. Also verabschiede ich mich hiermit, wenn Sie nichts dagegen haben.«
    Joe starb noch in derselben Nacht, und keiner machte Matthew einen Vorwurf – ein jeder versicherte ihm, dass er sein Möglichstes getan hätte. In dieser denkwürdigen Nacht schlug Emmelines Interesse an Matthew Lively in aufrichtige Bewunderung um, weil dieser Mann, obwohl ihn die Geheimniskrämerei um seinen Beruf quälte, die Empfindungen der anderen über seine eigene Befindlichkeit stellte. Sie hütete sein Geheimnis und redete ihn weiterhin mit Dr. Lively an.
    Was nun Matthew betraf, sollte er in den folgenden Wochen noch oft an jene Nacht zurückdenken, denn das war der Moment, da er sich verliebt hatte.
    Der Treck mühte sich weiter voran. Zugochsen brachen zusammen, auf der Suche nach Wasser wanderten Rinder einfach davon. Vier weitere Planwagen wurden aufgegeben, Gegenstände, die nicht weiterbefördert werden konnten, wurden mit dem Vorsatz vergraben, sie später wieder hervorzuholen. In die Erde wanderten Koffer mit Kleidern und Andenken, Familienerbstücke, Steppdecken, Butterfässer und gusseiserne Bratpfannen. Auf dem langen Weg von Independence hatten die Emigranten verschiedene Möglichkeiten erprobt, wie sie ihr Geld aufbewahren konnten. Die einen packten es mit den Kleidungsstücken in einen Koffer, andere wiederum bohrten Löcher in die Planken ihrer Planwagen, um die Münzen dort zu verstecken. Zu Silas Winslows Inventar gehörte eine spezielle Blechkiste mit der Aufschrift: Ätzend! Beim Öffnen sofortige Verätzung der Augen und der Haut! Hier hatte er all seine Schätze verborgen. Angesichts der Tatsache, dass er nunmehr seinen Wagen und sein unhandliches Fotogerät zurücklassen musste, schnallte er sich nur die mit Goldmünzen gefüllte Blechdose um.
    Mittlerweile war Eile geboten. Die Auswanderer hatten wertvolle Zeit mit der Suche nach entlaufenen Rindern verloren, der Sommer neigte sich seinem Ende zu, die nahe gelegenen Berggipfel trugen Schneekappen, die Vorräte wurden knapp, und sie hatten noch Hunderte von Meilen durch die Nevadawüste vor sich. Nachdem sie die Große Salzwüste hinter sich gelassen hatten, gelangten sie in die Berge. Von einem Gebirgspass blickten sie in das nächste öde Tal, und dahinter erhob sich der nächste Gebirgskamm mit einem weiteren Tal dahinter. So war die Topographie Nevadas: Gebirgskämme und Täler reihten sich aneinander, jedes Tal eine Wüste, jeder Bergkamm eine Mauer. Und den Menschen blieb nichts anderes übrig, als einen

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