Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)
wird problemlos alle Reparaturen und Extraausgaben kompensieren.’
Nach wenigen Schritten traf er auf Tom und beide blieben stehen. Rati schlug seinem Maschinentechniker dankend und zugleich aufmunternd auf die Schulter.
„Sehen Sie, wir haben diesen Flug überstanden. Zweifelsohne haben wir die Explosion eines Schiffes erlebt, aber es war nicht das Unsrige. Die Zukunft bietet so viele Parallelen. Schicksal ist etwas für all diejenigen, die nicht selbst aktiv durch ihr Leben gehen, sondern sich dem ergeben, was ihnen täglich passiert.“
Tom lächelte. „Ja – Captain. Wir haben es gemeistert und es hat sich gelohnt! Ich bin froh, seinerzeit an Bord geblieben zu sein. Und dennoch, es ist schwer die Visionen zu bewerten. Auch für mich selbst. Was ist wahr, was ist Schein?“
Rati nickte.
„Meine letzte Wahrnehmung ist inzwischen über drei Monate her und ich bin nicht böse darum, denn ich glaube, das Leben ist nicht einfacher, wenn man schon im Vorfeld weiß, was einen erwarten wird.“
Der Captain senkte den Kopf und schaute an Tom entlang bis sich ihre Blicke trafen.
„Ist es bestimmt nicht! Ich will weiter.“
„Ein Runde das Schiff inspizieren?“
„Genau. Bis später.“
Der Captain inspizierte den Maschinenraum und warf einen Blick in jeden seiner Frachträume. Zwischendurch bemerkte er, wie die ‚ Beautiful Decision ‘ Fahrt aufnahm und wenig später, als ein leichtes Zittern durch das Schiff ging, in den Orbit eintauchte. Rati erreichte Deck 17 und sah die verkrusteten Reste Blut am Flurboden und an den Wänden.
‚Tar’, dachte er. ‚Was hast du für ein Unglück über dieses Schiff gebracht? Ich kann dir keine Träne hinterher weinen, du Tracholl!’
Er passierte den Lagerraum, auf dessen Videoübertragung sie Inas Selbstmord verfolgt hatten. Rati verspürte eine leichte Erschütterung, gefolgt von einem kleinen Ruck. Dann verstummte der Antrieb und es wurde still.
‚Wir sind angekommen.’ Rati beendete den Rundgang und lief zu seinem Quartier.
Marla wartete auf dem Flur, entspannt lehnte sie an der Wand. Die Belastungen der letzten Tage hatten ihre Spuren hinterlassen. Blaue Fleck an den Oberarmen, Kratzer an den Handflächen und ein Ritzer im Gesicht. Die braunen Haare fielen in Wellen vom Kopf, hinten zum Teil locker mit einem Band zusammengebunden. Die olivfarbene Stoffhose war zerschlissen, das weiße T-Shirt völlig verdreckt. Um ihren Hals baumelte eine Kette aus bräunlichen Vulkansteinchen.
„Wir haben an der Raffinerie angedockt und der Entladevorgang hat vor einer Minute begonnen. Ich wollte Ihnen diese Information persönlich übermitteln.“
„Das sind gute Nachrichten. Folgen Sie mir bitte ins Büro.“
Die beiden standen sich einen Moment gegenüber, dann identifizierte sich Rati an seinem Eingang und leise glitt die Metalltür zur Seite.
„Verzeihen Sie die Unordnung.“
„Es sieht hier nicht schlimmer aus, als in anderen Teilen des Schiffes.“
Der Captain ging zu einem Schrankfach und holte eine Flasche grünen Krelawein und zwei langhalsige Gläser heraus und bot es seiner Ersten Navigatorin an.
„Nehmen wir einen Schluck zusammen?“
„Gerne – ist der aus der Lieferung von Segatar?“
Rati nickte. „Genau, Darmin hat sich wirklich angestrengt und hat eine fantastische Auswahl von ungewöhnlichen Nahrungsmitteln zusammengetragen. Unter anderem hat er diesen Krelawein besorgt und auch trifallianischen Maulbeerensaft.“
Marla musste lachen. „Trifallianischen Maulbeersaft“, wiederholte sie.
Rati füllte die beiden Gläser mit dem grünlichen Getränk und reichte eines Marla.
„Nun arbeiten wir seit über acht Monaten zusammen. Wir haben viel in dieser Zeit erlebt, nicht wahr? Ich hoffe, Sie bleiben weiterhin an Bord.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Und ich würde mich freuen, wenn Sie ab heute Rati zu mir sagen würden.“
Marla hob ihr Glas. „Rati. Stoßen wir an, auf den positiven Ausgang dieser Reise.“
Sie nahmen einen großen Schluck des süßlichen Mischweins, dann gingen sie zum Aquarium mit den Quatras Soquar Wasques. Die Fische schienen die vergangenen Tage gut überstanden zu haben, vielmehr waren sie so aktiv wie nie zuvor. Mit unbekannter Agilität schwammen sie durch ihr Becken und die Farben ihrer Körper strahlten in unzähligen Schattierungen von Blau und Grün.
„Captain, ähhh Rati. Heute Abend werden wir in die Schiffswerft von Lumpur umdocken. Was wirst du dann tun, wie sehen die weiteren Pläne für
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