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Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition)

Titel: Krontenianer - Rendezvous am Bogen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erasmus Herold
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an.
    „Seien Sie gegrüßt, Frau Santiago.“
    „Ähhh – Hallo“, Marla hatte nicht damit gerechnet, ihrem einstigen Dozenten noch einmal über den Weg zu laufen. „Herr Vintinius. Was machen Sie hier unten in der Hauptstadt?“
    „Wahrscheinlich das Gleiche wie Sie.“
    „Das kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Nun, ich wollte den Tag genießen und ein paar Einkäufe erledigen.“ Der grauhaarige, ältere Herr war gut gekleidet, stand ruhig vor ihr und seine Blicke musterten die ehemalige Schülerin ausgiebig. Seine durchdringenden, wenig verhohlenen Blicke waren ihr unangenehm. Es fühlte sich an, als wenn er direkt durch ihre Kleidung hindurch sehen würde.
    ‚Alter Lustmolch!’, dachte sie und entschied, ihn schnellstens loszuwerden.
    „Ich hatte mir vorgenommen, gegen Mittag den Raumhafen zu besuchen. Ich bin auf der Suche nach einem Job.“
    „Job – wieso? Gehörten Sie etwa zur Abschlussklasse des letzten Quartals?“
    „Ich habe mein Zeugnis!“, antwortete Marla. ‚Und bin Sie los’, beendete sie den Satz im Geiste.
    Auf dem ersten und größten der vier Monde von Gaya war vor Jahren eine Akademie für technische, medizinische und akademische Berufe gegründet worden. Eine Internatsuniversität, in der die Kadetten lernten und lebten. Einige – insbesondere weibliche – leider nicht ganz unbehelligt.
    „Wie viel Zeit haben Sie bei uns verbracht, Frau Santiago?“ Er ließ nicht locker.
    „Eineinhalb Jahre habe ich dort oben gewohnt“, dabei deutete Marla Richtung Himmel. „Nach meinem Abschluss bin ich froh, endlich hier auf Gaya zu sein und einiges vom Internatsleben hinter mir zu lassen. Endlich frei, um mehr von der Galaxie kennen zu lernen!“
    Marla machte einige Schritte zurück, doch Vintinius verwickelte sie weiter ins Gespräch.
    „Hatten Sie nicht in den ersten beiden Semestern bei mir Unterricht? Ich glaube im Fach Gravitationswellen?“
    „Ja. Gravitationswellen und Titten glotzen. Aber es reicht mir jetzt!“ Marla geriet in Rage.
    „Wie bitte?“
    „Sie haben mich schon verstanden! Wäre es nicht eines der Pflichtfächer gewesen, hätte keine Frau an ihren Veranstaltungen teilgenommen. Wir haben uns alle so geekelt!“
    Es schwieg einen Augenblick.
    „Ich bin ein Mann und der Kurs voller attraktiver Frauen. Wer mag einem da einen Blick verübeln?“
    „Lassen Sie mich in Ruhe!“, fauchte Marla. „Ich habe Hunger. Das Übelste, was ich mir vorstellen könnte, wäre den letzten Tag meiner Freizeit mit Ihnen verbringen zu müssen!“
    Marla ließ den Dozenten stehen und lief die Gasse entlang.
    Die Stadt wirkte ein wenig, als wäre hier die Zeit stehen geblieben. Viele kleine, maximal drei Etagen hohe Häuser aus hellem Tuffstein standen an einem leicht ansteigenden Hang. Die meisten Dächer verliefen flach, standen ein wenig über. Die Wege waren mit dunklem Basalt gepflastert und trotz des hohen Durchgangsverkehrs wirkte das Stadtbild gepflegt und sauber. Enge Gassen prägten diesen Stadtteil. Die nah beieinander stehenden Häuser hielt das direkte Sonnenlicht ab und brachten eine angenehme Kühle in die Gänge. Hier und da hatte man kleine Plätze der Entspannung geschaffen. Viele Bäume und Büsche lockerten das Stadtbild auf und wurden von den Bewohnern anscheinend mit großem Einsatz am Leben gehalten, denn Regen gab es nur zu drei sehr kurzen Perioden im Jahr.
    Bis zum Markt lag ein Fußmarsch von gut fünfzehn Minuten vor ihr. Ein paar Mal klopfte Marla über ihre hellen Hosenbeine, um sie vom Staub zu befreien. Ihre Haare wehten im leichten Wind und sie streifte einige der braunen Strähnen hinter die Ohren. Hin und wieder schaute Marla zurück. Vintinius tauchte gelegentlich zwischen den anderen Personen auf. Entweder hatte er noch nicht aufgegeben oder er benutzte den gleichen Weg. Plötzlich und unerwartet wurde jegliche Bewegung in der Gasse unterbrochen.
    „Ein fahrender Händler versperrt den Durchgang, weil er sich mit seinem schwebenden Lastentransporter an der Häuserecke verkantet hat“, rief irgendjemand.
    Die Leute schimpften, und innerhalb kürzester Zeit standen unzählige Personen verschiedenster Spezies eng gedrängt beieinander und warteten laut diskutierend auf die Freigabe des Weges. Marla beobachtete gelangweilt einige eidechsenartige Tiere, die an den hellen Tuffsteinwänden hingen, um sich im Sonnenlicht zu wärmen. Unbemerkt hatte sich Vintinius von hinten durch die Menge gedrängt, da spürte Marla seine Hand auf ihrem Rücken.

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