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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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aus den Schatten zurück ans Licht und ins Leben zu führen. Fließt in Euern Adern das Blut der Maya? Gehört Ihr etwa zu den Altvorderen?«
    »Ich …« Tomal wirkte verunsichert.
    »Ihr wisst es nicht mit Sicherheit. Das ist gut. Umso wichtiger wird Euer Blut für die Prüfung sein. Gebt mir Eure Hand!«
    Tomal streckte die Hand zögernd vor. Der Narr war flink. Kaum hatte er die Hand des Lesvaraq gepackt, war der tiefe Schnitt in den Zeigefinger bereits gesetzt. Unter die Wunde hielt Tarratar die Phiole, die sich schnell füllte. Aus einer Kiste angelte der Narr mit der freien Hand eine zweite Phiole, die er ebenfalls mit dem Blut des Lesvaraq vollträufeln ließ. »Euer Blut ist dick und dunkel«, stellte Tarratar fest, »das ist ein gutes Zeichen.«
    »Wofür?«, fragte Tomal.
    »Seht her«, forderte Tarratar den Lesvaraq und hielt ihm die Phiole mit dem Blut vor die Augen, »es weist einen leichten Schimmer auf, als ob es aus sich heraus leuchtet. Ihr könnt mir glauben, das liegt nicht an den Kerzen in dieser Kammer. Auf jeden Fall ist Euer Blut magisch. Daran gibt es keinen Zweifel. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass Ihr von den Maya oder einem anderen Volk der Altvorderen abstammt.«
    Tarratar nahm das Tuch von dem Gegenstand, den er aus seiner Kammer mitgebracht hatte. Darunter befand sich ein engmaschiger Käfig. Sobald das Tuch entfernt war, begann es in dem Käfig wild zu flattern und zu summen, denn es befand sich eine Handvoll Insekten darin, die versuchte auszubrechen.
    »Das sind Akulrub«, meinte Tarratar, »sie stammen aus den Grenzlanden und sind hungrig. Sie riechen das frische Blut. Wenn ich die Käfigtür öffne, steckt Ihr Euren entblößten Arm in den Käfig.«
    »Seid Ihr verrückt geworden? Das werde ich nicht!«, weigerte sich Tomal.
    »Was beweisen würde, dass Ihr noch nicht bereit für diese Aufgabe seid. Ihr könnt wieder nach Hause gehen.«
    »Langsam«, wiegelte Tomal ab, »lasst mich einen Augenblick darüber nachdenken.«
    Der Gedanke, die Stechmücken würden sein Blut saugen, behagte ihm nicht. Die Akulrub waren groß und er hatte auf den ersten Blick mindestens fünf Mücken gezählt. Waren sie ausgehungert – und sie erweckten genau diesen Anschein –, konnten sie eine große Menge Blut vertragen und würden erst wieder mit dem Saugen aufhören, bis sie ihre Hinterleiber ganz mit seinem Blut gefüllt hätten.
    »Nur zu, ich habe Zeit«, lächelte Tarratar.
    Tomal machte seinen linken Arm frei.
    »Macht die Käfigtür auf«, wies er Tarratar an.
    »Euer Mut ist bewundernswert. Die Stiche werden wehtun«, antwortete Tarratar.
    Tarratar öffnete den Käfig. Tomal steckte seinen Arm weit hinein. Sofort stürzten sich die Akulrub auf den Arm des Lesvaraq und bohrten ihre Saugrüssel, die wie dicke Nadeln waren, tief in seine Haut. Die Stechmücken benahmen sich ungezügelt und gierig, als wäre dies ihre letzte Mahlzeit vor einem langen Flug in ihre Heimat. Jede von ihnen versuchte eine Ader zu erwischen. Tomal schrie vor Schmerzen auf und wollte den Arm instinktiv zurückziehen. Tarratar hielt ihn jedoch davon ab und drückte seinen Arm weiter in den Käfig.
    »Wartet!«, befahl Tarratar.
    »Ihr habt gut reden, Gnom«, schimpfte Tomal.
    »Ich mag sicher klein im Wuchs sein. Und doch bin ich weder Gnom noch Zwerg, mein Freund. Und Ihr dürft mich keineswegs so nennen. Selbst dann nicht, wenn ich Euch ein wenig länger leiden lassen sollte. Ich sagte Euch bereits, urteilt nicht nach der Größe. Ihr könntet die Macht des Kleinen leicht unterschätzen«, tadelte Tarratar den Lesvaraq.
    Tomal konnte zusehen, wie sich die Hinterleiber der Akulrub mit seinem Blut füllten. Aber mit einem Mal war der Spuk vorüber. Die Stechmücken ließen von ihm ab, obwohl sie noch lange nicht voll und satt waren. Sie flogen auf und trudelten orientierungslos im Käfig hin und her, als wären sie betrunken. Dann stürzten sie herab, zuckten noch einige Male, bevor sie regungslos auf dem Käfigboden liegen blieben.
    »Ha«, rief Tarratar aus, »das ist gut. Ihr könnt Euren Arm jetzt wieder herausziehen.«
    Tarratar nahm eine der Stechmücken zwischen den Fingern heraus und betrachtete das Insekt eingehend.
    »Die Akulrub sind tot!«, stellte Tarratar lapidar fest, nachdem er sich die anderen ebenfalls kurz angesehen hatte. »Die Stechmücken vertragen das Blut der Altvorderen nicht. Eswirkt wie ein starkes Nervengift. Aber nicht nur auf die Insekten. Jeder, der von Eurem Blut kosten würde,

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