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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Unterschied konnte er nicht genau ausmachen. Aber er hatte keinen Zweifel, dass dieses Gebäude wichtig und das bislang wohl prächtigste war, das er bisher in dieser Stadt gesehen hatte. Ohne zu zögern, durchschritt er das Tor. Die Flügel des Tores rosteten und zeigten deutliche Spuren des Verfalls. Sie mussten seit langer Zeit offen gestanden haben, vermutete Tomal.
    Sobald er das Tor passiert hatte, säumten unzählige Statuen links und rechts den Weg in das Innere des Gebäudes. Sie bildeten ein Spalier mit erhobenen Waffen, als wollten sie ankommende Gäste ehren und ihnen zugleich ihre bedrohliche Macht zeigen.
    Ein Geräusch ließ den Lesvaraq aufhorchen. Ruckartig drehte er sich um. Er hatte in nicht allzu weiter Entfernungdas Läuten mehrerer hell klingender Glöckchen gehört. Tomal lief durch das Tor zurück, um der Ursache des Geräusches auf den Grund zu gehen. Er traute seinen Augen kaum, als er einen kleinwüchsigen Mann in Narrentracht und einer mit goldenen Glöckchen bestückten Flickenkappe die Treppe herabhüpfen sah. Der Narr lächelte, als er Tomal erblickte.
    »Willkommen in Zehyr!«, rief ihm der Mann mit der Flickenkappe zu.
    Tomal war so verblüfft, dass er zu antworten vergaß und nicht ein Wort des Grußes über seine Lippen kommen wollte. Dicht vor Tomal blieb der Gnom stehen. Er reichte Tomal bis unter die Brust.
    »Hoi, hoi, hoi. Seid Ihr stumm oder hat Euch mein Erscheinen die Sprache verschlagen?«, lachte der Narr und bewegte seinen Kopf dabei in einer rhythmischen Bewegung von links nach rechts. »Mein Name ist Tarratar und ich begrüße Euch in der Stadt des verlorenen Volkes. Leider müsst Ihr mit mir vorliebnehmen. Die Nno-bei-Maya sind … nun … sagen wir … verhindert. Ich hoffe das Volk der Altvorderen würdig zu vertreten.«
    »Verzeiht, aber … ich hatte jemand anderen erwartet«, antwortete Tomal.
    »Oh? Habt Ihr das? Nun denn, es ist, wie es ist«, meinte Tarratar grinsend. »Mir wäre es auch lieber gewesen, statt Euch eine schöne Frau vorzufinden, die bereitwillig das Lager mit mir geteilt hätte. Aber wir bekommen nicht immer das, was wir uns erträumen, nicht wahr? Wollt Ihr Euch mir nicht vorstellen?«
    »Sicher. Ihr müsst mir meine Verwirrung wirklich verzeihen, aber Ihr seid in der Tat eine außergewöhnliche Erscheinung. Ich bin Fürst Tomal Alchovi.«
    »Hoi, hoi, hoi. Ein Fürst der Klan in Zehyr. Das hat wahrlich Seltenheitswert. Ich würde sogar so weit gehen undbehaupten, Ihr seid der erste Nno-bei-Klan-Fürst, der diese Stadt überhaupt zu Gesicht bekommt. Und Ihr seid ein Lesvaraq«, der Blick des Narren wurde bohrend, »das erklärt vieles, aber doch nicht alles. Wie seid Ihr an der Hüterin des Eingangs zur Stadt vorbeigekommen?«
    »Was meint Ihr? Ich sah keine Hüterin«, fragte Tomal verwundert.
    »Die goldene Schlange. Sie ist schon sehr alt, aber immer noch schnell und … gefräßig.«
    »Ich habe sie erschossen«, antwortete Tomal trocken.
    »Ach ja?« Der Narr hielt sich prustend den Bauch vor Lachen. »Ihr habt sie erschossen. Einfach so. Die goldene Hüterin des Sees. Seit mehr als fünftausend Sonnenwenden ließ sie niemanden mehr in die Stadt, und Ihr erschießt sie? Das ist wirklich ein starkes Stück. Und Ihr wollt mich wirklich nicht auf den Arm nehmen?«
    »Nein, das will ich nicht.« Tomal klang genervt.
    »Schon gut, ich glaube Euch. Wie gesagt. Sie war alt und wahrscheinlich war ihre Zeit gekommen. Macht Euch nichts daraus. Wir finden bald eine neue Hüterin«, sagte Tarratar mit einer Gelassenheit, die den Lesvaraq außer sich geraten ließ.
    »Wie beruhigend«, meinte der Lesvaraq spöttisch.
    »Die Hüterin war eines der Lieblingstiere der Königin. Sie wird nicht begeistert sein, wenn sie erfährt, dass Ihr die Schlange getötet habt.«
    »Wo ist die Königin?«, wollte Tomal wissen.
    »Das ist eine lange Geschichte. In den Schatten sollst du suchen, willst du ergründen das Geheimnis. Ich nehme an, Ihr seid deswegen hierher nach Zehyr gekommen. Nur wenigen, außer den Nno-bei-Maya selbst natürlich, war es bisher vergönnt, die Stadt zu sehen«, meinte Tarratar.
    »Eigentlich kam ich«, antwortete Tomal, »um das Buch zu suchen. Ein Hinweis sagte mir, ich solle zuerst nach Kartakreisen, um dort mit der Suche nach dem verlorenen Volk zu beginnen. Die Maya würden mir weiterhelfen. Aber was hat Euch nach Kartak geführt?«
    »Hoi, hoi, hoi … Ihr seid auf der Suche nach dem Buch der Macht«, schmunzelte Tarratar, »ehrlich

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