Kryson 06 - Tag und Nacht
Netz und verfing sich in den Fäden. Peeva schob ihren mit dicken Borsten behaarten Spinnenleib über die Brücke und klapperte geräuschvoll mit ihren Zangen, aus deren Enden eine dickflüssige, grüne Flüssigkeit tropfte.
»Ein Biss und sie pumpt ihr Opfer voller Gift. Das überlebt niemand«
, dachte Sapius erschrocken.
Malidor schrie und zappelte. Aber das hielt Peeva nicht auf. Es schien so, als würden sie die Bewegungen eher noch anlocken.
»Feuer!«
, dachte Sapius.
»Spinnen hassen Feuer.«
Der Magier versuchte, seine Angst und den Ekel zu verdrängen. Er behielt die Spinne fest im Blick.
»Sachare aliu feu«, sagte Sapius.
Aus seiner Hand löste sich ein Feuerball, zu klein, die Spinne zu töten. Sapius ärgerte sich, dass er nur so einen kleinen Feuerball hervorgerufen hatte. Das konnte er besser.
Der Feuerball traf Peeva mitten auf ihrem Hinterleib und versengte einige Borsten. Sie zuckte sofort zurück und zog schützend ihre Beine an. Mit einem Faden aus ihren Spinndrüsen hängte sie sich blitzschnell an die Brücke und stürzte sich in die Tiefe. Sapius konnte sie nicht mehr sehen.
»Versucht, Euch zu befreien«, rief Sapius Malidor zu. »Sie kommt bestimmt bald zurück.«
Unter erheblicher Anstrengung gelang es Malidor, einen Arm und ein Bein wieder freizubekommen. Die nächste Gefahr ließ nicht lange auf sich warten. Grenwin klopfte rhythmisch an den Fäden. Kaum hatte er damit begonnen, stürzten aus allen Ecken und Winkeln Tausende von geflügelten Spinnen hervor.
»Achtung!«, schrie Sapius den Gefährten panisch zu.
Die fliegenden Krabbeltiere waren flink, groß und zahlreich. Renlasol ließ sich davon nicht beeindrucken. Er hatte Baijosto inzwischen überholt und hielt geradewegs auf den vierten Wächter zu. Mit einem weiten Sprung hechtete sich der Bluttrinker auf Grenwins Rücken und biss zu. Der vierte Wächter wand sich hin und her. Aber er konnte den Bluttrinker nicht abschütteln. Schwarzes Blut quoll aus der Wunde hervor. Renlasol spuckte den zähen Raupensaft angewidert aus und biss sofort ein weiteres Mal zu. Der vierte Wächter schrie durchdringend und furchtbar. Sofort änderten die fliegenden Spinnen ihre Richtung, um Grenwin zu Hilfe zu kommen.
Grenwin schlug mit den Tentakeln um sich. Doch die wilden Zuckungen schienen den Bluttrinker eher noch anzuspornen. Immer wieder biss er zu.
»Ich töte dich!«, hörte Sapius den vierten Wächter zum ersten Mal grollen.
Renlasol sah nur kurz auf, seine Augen waren blutunterlaufen. Er rief den übrigen Streitern zu:
»Das Buch! Ich kann es sehen. Es ist direkt neben seinem Kokon eingesponnen!«
Der Naiki-Jäger war am nächsten und reagierte sofort. Während Renlasol den vierten Wächter ablenkte, arbeitete sich der Krolak mühsam weiter vor. Er hatte den Kokon beinahe erreicht, als er von einer Flut geflügelter Spinnen überfallen und vollständig bedeckt wurde. Die Streiter konnten Baijosto nicht helfen. Belrod spürte die Gefahr, in der sich sein Bruder befand, und tobte.
Baijosto schleuderte Spinnen von sich weg, schlug um sich, zerquetschte einige der Angreifer zwischen seinen Pranken. Aber es waren einfach zuviele. Der Krolak grollte und schrie, als die Spinnen mit ihren Bissen durch Fell und Haut drangen und ihn mit ihrem Gift betäubten. Seine Bewegungen wurden unkontrolliert und langsamer. Schließlich ließen sie ganz nach und im Netz blieb regungslos eine in dicke Fäden eingesponnene Nahrungspuppe zurück. Gelähmt und bereit von Peeva oder Grenwin ausgesaugt zu werden. Belrod schrie und hackte wütend auf das Netz ein. Er hatte seinen Bruder nicht retten können.
Aber auch die anderen Streiter waren in Gefahr. Peeva war aus der Tiefe an ihrem Faden zurück zur Brücke geklettert und näherte sich erneut. Sapius’ Angriff hatte sie offensichtlich wütend gemacht. Sie bewegte sich schneller und aggressiver als zuvor.
»Na warte«
, dachte Sapius,
»dieses Mal gebe ich dir mehr Feuer!«
»Sachara aliu feu gratara«, brüllte er.
In der freien Hand des Magiers bildete sich ein Feuerball, der so groß war, dass er damit eine ganze Schar von Gegnern in Brand hätte stecken können. Er wartete, bis Peeva ihren Leib vollständig über die Brücke gehoben hatte, zielte und warf den Feuerball.
Mit einem mächtigen Satz sprang die Riesenspinne ins Netz. Eine solche Sprungkraft hätte Sapius der fetten Spinne nicht zugetraut. Der Feuerball zischte an Peeva vorbei und setzte einen Teil des Netzes unterhalb der
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