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Kryson 06 - Tag und Nacht

Kryson 06 - Tag und Nacht

Titel: Kryson 06 - Tag und Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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kennengelernt«, antwortete der Mann, »bitte … Tadder … wir haben uns doch nur geliebt. Einmal …«
    »Dann seid ihr schuldig, alle beide«, sagte Tadder kalt, »du hast Thezael die Treue geschworen und wolltest ein Praister werden. Stattdessen teilst du mit dieser Schlampe das Lager. Ich hoffe, es hat sich wenigstens gelohnt.«
    »Sie ist keine Schlampe … sie ist eine gute und treue Dienerin im Palast«, erwiderte der Mann, »Tadder, sei doch gnädig. Ich flehe dich an.«
    »Wen interessiert das, was sie macht? Es zählt nur, ob sie sich von einem Mann besteigen ließ. Sie ist dir nicht versprochen und ihr habt auch nicht das Gelübde füreinander abgelegt. Das hast du bestätigt. Also ist sie eine Schlampe. Aber gut, ich will gnädig sein. Du bekommst vierzig Hiebe und sie nur zehn Stockschläge auf das Hinterteil. Danach wird sie aus dem Dienst entlassen, des Palastes verwiesen und im goldenen Horn arbeiten. Vorher reiten wir die Stute zu, das wird sie gefügig machen. Sie wird fortan Eigentum des Schankwirts und ihm und seinen Gästen stets in allen Bedürfnissen zu Diensten sein.«
    Die Frau begann zu schluchzen. Sapius war sich nicht sicher, ob er eingreifen sollte. Dies war kein Traum. Es war die schreckliche Wirklichkeit in Tut-El-Baya. Die Schreckensherrschaft und Willkür der Praister. Er war hin- und hergerissen. Machte er sich bemerkbar und mischte sich ein, gefährdete er seine Ziele. Er durfte nicht auffallen und musste abwarten bis Jafdabh die nächste Vision aufrief.
    »Sie soll eine Hure werden?«, die Stimme des Gefangenen überschlug sich vor Entsetzen, »Tadder, das kannst du nicht machen. Sie ist eine anständige, gute Frau!«
    »Sie kommt mit dem Leben davon und wird das tun, was ihr doch offenbar Spaß gemacht hat. Hoffe ich für dich. Es wäre doch ein Jammer, für etwas zu büßen, was einem überhaupt nicht gefallen hat. Das nenne ich Gnade«, höhnte Tadder, »dreißig Hiebe hätte sie nicht überlebt. Du jedoch wirst an den vierzig Hieben sicher sterben. Für Verräter an dem obersten Praister Thezael gibt es als Strafe nur den Gang zu den Schatten.«
    Der Gefangene ließ den Kopf hängen. Über sein Gesicht liefen Tränen. In der Mitte des Marktplatzes waren zwei Holzpfähle aufgestellt. Tadder wies die Praister an, den Gefangenen zwischen die Pfähle zu ketten. Während der Gefangene über den Platz geschleift und angekettet wurde, kümmerten sich die übrigen Praister um die Gefangene.
    »Schlagt mit dem Prügel nicht zu fest zu!«, verlangte Tadder. »Sie soll schon bald im goldenen Horn arbeiten. Der Wirt und die Kunden schätzen es nicht, wenn die Liebesdienerinnen entstellt sind.«
    »Aye«, antwortete einer der Praister, »aber spüren soll sie die Schläge schon, oder?«
    »Natürlich«, fauchte Tadder zurück, »Schmerzen schaden ihr nicht. Lasst sie schreien und macht sie gefügig. Anschließend besteigen wir sie in der Gasse. Einer nach dem anderen, so lange und immer wieder, bis sie sich nichts anderes mehr vorstellen kann und mit Freuden im goldenen Horn arbeiten wird.«
    »Sehr wohl, Tadder«, lachte der Praister, »es wird uns ein Vergnügen sein.«
    Sapius war von den Praistern angewidert. Sie waren nicht würdig, den Kojos zu dienen. Es war eine Schande, was Thezael aus den Praistern und aus Tut-El-Baya gemacht hatte. Aber der Magier riss sich zusammen und duckte sich noch tiefer in seine Nische.
    »Du darfst nicht eingreifen. Du darfst nicht eingreifen«
, sagte er in Gedanken immer wieder zu sich selbst
. »Beherrsche dich. Lass es geschehen, so grausam es auch sein mag. Das geht dich nichts an. Bleib ruhig. Du darfst nicht eingreifen.«
    Bei jedem Schrei der jungen Frau zuckte Sapius zusammen. Er hielt sich die Ohren zu, aber die Schreie drangen zu ihm durch. Zum Glück waren die zehn Hiebe schnell vorbei, auch wenn ihm die Bestrafung wie eine halbe Ewigkeit vorgekommen war.
    Sapius beobachtete, wie die Praister die Frau in eine nahegelegene Gasse schleppten. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen. Zappelte, schlug um sich und schrie. Ihre Schreie wurden leiser und hörten schließlich ganz auf. Er wollte sich nicht ausmalen, was sie dort mit ihr anstellten. Lediglich Tadder, zwei Praister und der an die Pfähle gekettete Gefangene waren auf dem Marktplatz zurückgeblieben.
    »Beeil dich«, sagte einer der beiden Praister zu Tadder und warf dabei einen sehnsüchtigen Blick Richtung Gasse, »wir wollen auch noch unseren Spaß haben.«
    »Ihr bleibt so lange

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