Kuess mich doch - Roman
sondern auch sie selbst.
Sie musste das Reisen ja nicht endgültig aufgeben, aber es war an der Zeit, erwachsen zu werden.
Lexie duschte, zog sich an und ging in die Küche. Ihre Großmutter saß im Morgenmantel am Küchentisch.
»Alles okay?«, fragte Lexie.
Ihre Großmutter nickte. Sie sprang nicht wie sonst auf, um Lexie einen guten Morgen zu wünschen. »Eigentlich sollte ich dich das fragen.«
»Mir geht es gut.« Lexie legte eine Hand an den Hals. Sie hatte den großen Verband von gestern durch ein kleines Pflaster ersetzt. Es war ja nur ein Kratzer gewesen, der schnell heilen würde. »Auch wenn der gestrige Abend ein bisschen zu aufregend war für meinen Geschmack.« Lexie goss sich eine Tasse Kaffee ein und schenkte ihrer Großmutter Kaffee nach, dann setzte sie sich zu ihr an den Tisch.
»Ja, auf den Mann mit dem Messer hätte ich auch gut verzichten können«, gab Lexies Großmutter zu.
Sie sah alt aus.
Und müde.
Lexie legte die Hand auf die faltige Hand ihrer Großmutter.
»Hast du etwas von Coop gehört?«, wollte Charlotte wissen.
Lexie schüttelte den Kopf. »Noch nicht … Warte.« Sie rannte in ihr Zimmer. »Der Akku ist leer«, stellte sie fest, als sie gleich darauf mit ihrem Handy zurückkam.
Charlotte runzelte die Stirn. »Du musst dir dringend angewöhnen, den Akku regelmäßig aufzuladen.«
»Ich weiß.« Lexie legte das ausgeschaltete Telefon auf den Tisch.
»Hätte er nicht hier angerufen, wenn es Neuigkeiten gäbe?«, fragte ihre Großmutter.
»Das bezweifle ich. Es ist noch früh; wahrscheinlich wollte er dich nicht wecken. Hast du heute schon einen Blick in die Zeitung geworfen?«, fragte Lexie.
»Nein.« Charlotte erhob sich, schlurfte hinaus zur Wohnungstür, öffnete sie und kehrte gleich darauf mit der Zeitung zurück. »Ich war zu erschöpft, um irgendetwas Vernünftiges zu tun. Hier. «Sie schob die Zeitung über den Tisch. »Lies, und sag mir, was drinnen steht.«
Lexie überflog die Titelseite. Der Artikel mit Coops Kürzel stach ihr sofort ins Auge. Sie konnte nur hoffen, dass er im Büro war und nicht im Krankenhaus, um auf Neuigkeiten von Sara zu warten.
Lexie überflog den Artikel hastig und atmete dann erleichtert auf.
»Sieht so aus, als hätte Saras Ex-Partner eingegriffen und Sara gerettet«, berichtete Lexie erleichtert. »Allerdings hat Sara eine Knieverletzung davongetragen. Zum wiederholten Male, steht hier. Oh je, Coop schreibt, das könnte das Ende ihrer Karriere bedeuten. Das ist ja schrecklich!« Lexie wusste, wie gern Sara Polizistin war.
»Herrje, das arme Ding«, sagte Charlotte. »Wir sollten ihr Blumen schicken!«
Lexie lächelte, erfreut über die Fürsorglichkeit ihrer Großmutter. »Unbedingt.«
»Was ist mit dem Kellner?«
Lexie las weiter. »Saras Partner Rafe Mancuso wurde schwer verletzt, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Warte! Hör dir das an: Laut Polizei hat sich herausgestellt, dass besagter Kellner derselbe Mann ist, der für eine Serie von Raubüberfällen verantwortlich gemacht wird, die sich auf diversen größeren Veranstaltungen und Treffen von Sammlern in der ganzen Stadt ereignet haben. Ein Augenzeuge hat ihn als Fahrer des Fluchtautos beim letzten derartigen Vorfall identifiziert. Damals hat er einen unschuldigen Passanten erwischt und getötet!«
Charlotte schnappte vor Schreck nach Luft.
»Es heißt hier, dass der Verdächtige – der Kellner also – wusste, dass er des Mordes angeklagt worden wäre, hätte man ihn letzte Nacht gefasst. Deshalb ist er in Panik geraten und hat mich als Geisel genommen, um die Flucht anzutreten«, sagte Lexie und ließ die Zeitung sinken.
»Du meine Güte«, seufzte Charlotte.
Lexie nickte.
Sie saßen sich ein paar Minuten schweigend gegenüber, um die Neuigkeiten zu verdauen.
»Ich muss mit dir reden«, meinte Lexie schließlich.
»Und ich mit dir.« Charlotte musterte ihre Enkelin mit einem ernsten Gesichtsausdruck.
»Alter vor Schönheit«, sagte Lexie mit einer entsprechenden Handbewegung und lachte.
Ihre Großmutter kicherte. »Also gut, ich fange an: Es wäre dumm von dir, Coop gehen zu lassen. Und meine Enkelin ist nicht dumm.«
Lexie atmete aus und nickte. »Du hast Recht.«
»Ach, ja?« Charlotte klang verwundert.
Mit einem Schulterzucken sagte Lexie: »Natürlich. Ich wäre eine Närrin, wenn ich Coop gehen lassen würde. Und das bin ich nicht. Aber ich befinde mich gerade in einer sogenannten Übergangsphase.«
Sie erzählte ihrer Großmutter, wie sie mit
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