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Kuess mich - es ist Karneval

Kuess mich - es ist Karneval

Titel: Kuess mich - es ist Karneval Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Oldfield
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Monaten bin ich nun mindestens zwei Tage in der Woche hier.”
    Als er seinen Vater erwähnte, bekam Ellens Gesicht einen traurigen Ausdruck. “Ich war so bestürzt, als ich den Brief erhielt, in dem du mir schriebst, daß Conrado gestorben sei. Das muß ein furchtbarer Schock gewesen sein.”
    “Ja, das war es”, gab Roberto zu. “Conrado war erst sechzig Jahre alt und schien sich ausgezeichneter Gesundheit zu erfreuen”, berichtete er und ließ den Motor an. “Doch dann bekam er diese Herzattacke, und in wenigen Minuten war alles vorbei.”
    “Es tut mir so leid”, sagte Ellen leise, und plötzlich schimmerten Tränen in ihren blauen Augen. “Er war ein wundervoller Mensch.” Sie schluckte. “Ich mochte ihn sehr.” .
    “Ach, wirklich?” fragte Roberto, während er nach hinten über die Schulter sah, um besser aus der engen Parklücke herauszukommen.
    Zwischen Ellens Augenbrauen erschien eine steile Falte.
    Robertos Frage hatte sarkastisch und beißend geklungen, so als glaubte er ihr nicht.
    “Dein Vater hat mir viel bedeutet. Wann hatte er den Herzinfarkt?”
    Roberto schaltete in den ersten Gang, und begleitet vom leisen Surren des Motors machte der Wagen einen Satz nach vorn wie ein kraftvoller Panther.
    “Letzten September”, gab er zur Antwort.
    “Im September?” wiederholte Ellen überrascht.
    Roberto hatte vor vierzehn Tagen geschrieben, deshalb hatte sie angenommen, daß sein Vater erst einige Wochen vorher gestorben sei.
    Roberto nickte. “Hast du Vivienne informiert?” fragte er.
    “Ja, das habe ich, und sie bat mich, dir ihr tiefstes Mitgefühl zu übermitteln.”
    “Vielen Dank. Wie geht es ihr?”
    “Meiner Mutter geht es gut.” Ellen zögerte. Sie war sich darüber klar, daß sie sich jetzt auf sehr unsicherem Boden bewegte. “Vor drei Jahren hat sie wieder geheiratet. Ihr Mann ist Franzose, und sie leben auf seinem Schloß in der Nähe von Toulouse.”
    “Dann ist sie bestimmt überglücklich?” Wieder hatte seine Stimme diesen sarkastischen Unterton.
    “Sie ist zufrieden”, entgegnete sie vorsichtig.
    “Es ist also nicht die große Liebe ihres Lebens?”
    “Nein. Sie und Bernard sind schon seit vielen Jahren gute Freunde gewesen, und das wird auch immer so bleiben”, erwiderte Ellen und hatte das Gefühl, sich verteidigen zu müssen.
    “Wie schön für sie”, bemerkte Roberto.
    Ellen runzelte die Stirn. Robertos kurz angebundene Art paßte aus ihrer Sicht nicht zu diesem Gespräch. Er schien verärgert, und sie hörteaus allem, was er sagte, eine unausgesprochene Mißbilligung heraus. Ellen überlegte.
    Vielleicht gab es in der Vergangenheit etwas, das ihm jetzt noch zu schaffen machte?
    Nein, jetzt sah sie wirklich schon Gespenster. Selbst wenn Conrado seinem Sohn etwas erzählt hätte, worüber dieser schockiert gewesen wäre, so blieb Roberto doch ein Mann von Welt. Er hätte sie niemals eingeladen, die Ferien in Rio zu verbringen, wenn er nicht die Absicht gehabt hätte, das Kriegsbeil zu begraben und ihr als Freund gegenüberzutreten.
    Robertos Verärgerung mußte also eine andere Ursache haben.
    Aber welche?
    Ellen beobachtete den dichten, ständig wachsenden Verkehr.
    Sie waren genau in den morgendlichen Berufsverkehr hingeraten, und die Fahrt kostete sie vermutlich mehr Zeit als Roberto ursprünglich eingeplant hatte.
    “Da drüben ist der Zuckerhut”, sagte er plötzlich.
    Ellen sah hinaus. Sie hatten eine Allee erreicht, gesäumt von Palmen und akkurat geschnittenem Rasen. Zwischen den auf der linken Seite stehenden Gebäuden konnte man das türkis-blaue Meer schimmern sehen. Rechts stiegen sanfte Hügel empor, auf denen weiße Häuser mit roten .Dächern standen. In der Ferne sah sie durch den Morgendunst einen kleinen Berg. Dünne schwarze Fäden schienen ihn mit einem tiefer gelegenen Hügel zu verbinden, und dazwischen schimmerte im Sonnenschein eine kleine Seilbahn.
    “Ich wollte schon immer mit einer Seilbahn …” Erst in diesem Augenblick bemerkte Ellen, was um sie her vorging, und sie umklammerte erschrocken den Sicherheitsgurt.
    Die Autos schoben sich auf der zweispurigen Allee aneinander vorbei, als sich ein altes, verbeultes Taxi, das von einem lässig wirkenden Mann mit einer tief in die Stirn gezogenen Baseballmütze und grüner verspiegelter Sonnenbrille gefahren wurde, zwischen sie und den neben ihnen fahrenden Mercedes drängte. Der Spielraum zwischen ihnen und dem Taxi betrug nur wenige Zentimeter. Ellen saß stocksteif in ihrem

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