Kuess mich, geliebter Scheich
Ishtar, die Frau war unmöglich! Hatte sie denn gar kein Gefühl für Sitte und Anstand? Er musste sich unbedingt mit ihr über ihr Benehmen unterhalten.
„Nicht ehe du mir nicht sagst, ob es dir wirklich gut geht.“
„Ich habe dir bereits gesagt, dass es mir gut geht.“
„Das meinte ich nicht.“ Ein Muskel in seiner Wange verkrampfte sich. „Vorher. Was wir getan haben …“ Verdammt, er stammelte wie ein Junge, der noch grün hinter den Ohren war. „Als wir uns geliebt haben. Habe ich dir wehgetan?“
„Ich habe dir doch schon gesagt, wir haben uns nicht geliebt, wir hatten …“
„Madison. Bitte. Habe ich dir wehgetan?“
Bitte? Das war das erste Mal, dass sie dieses Wort aus seinem Mund gehört hatte. Kurz dachte sie daran, ihn anzulügen, aber was sollte das bringen? „Nein“, erklärte sie, „du hast mir nicht wehgetan.“
„Gut. Denn ich … ich habe nicht nachgedacht. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn ich dem Kind geschadet hätte.“
„Meinem Baby geht es gut.“ Plötzlich waren ihre Wangen flammend rot. „Sex schadet ihm nicht – nicht mal, wenn der Mann ihn erzwingt.“
„Ist das deine Art, mit der Tatsache fertig zu werden, dass du in meinen Armen vor Leidenschaft gestöhnt hast? Mit Lüge und Selbstbetrug?“ Seine Stimme klang rau.
„Du hast mich in diese Situation gezwungen. Wenn du nicht …“
„Wir wären so oder so irgendwann im Bett gelandet.“
„Das stimmt nicht!“
„Es ist die reine Wahrheit, und das weißt du auch. Wir haben einander vom ersten Augenblick unserer Begegnung begehrt. Dass dir mein Samen mithilfe eines Reagenzglases eingepflanzt wurde anstatt auf die Art, wie die Natur es vorgesehen hat, ist eine reine Laune des Schicksals.“
Madison starrte ihn an. Seine Augen schimmerten wie Silber. Sie wusste ganz genau, was das zu bedeuten hatte – er war erregt. Unglaublicherweise war sie es auch.
Wieso war es derart erotisch, über einen sexlosen Akt zu sprechen?
Und wie war es möglich, dass sie so weit von ihrem Ausgangsthema abgedriftet waren?
„Ich weiß gar nicht, warum ich mit dir darüber rede. Das Einzige, woran ich interessiert bin …“
„Ich habe mir die Freiheit genommen, noch ein paar andere Dinge neben Schokolade und Kuchen vorzubereiten, Euer Hoheit.“ Yusuf war mit einem kleinen Rollwagen zurückgekehrt. „Soll ich …“
Tariq winkte ihn fort. „Wir bedienen uns selbst.“
Der Stewart neigte den Kopf und verschwand wieder. Tariq enthüllte Platten mit Kuchen und Gebäck, eine Käseauswahl, frisches, knuspriges Brot, Früchte und Schokolade. Alles sah fantastisch aus, und es duftete köstlich.
Tariq füllte Madison einen Teller.
„Iss“, befahl er.
Wieder wollte sie sich widersetzen, ihm sagen, dass sie keine seiner Dienerinnen war, doch in diesem Moment knurrte ihr Magen sehr laut und undamenhaft. Tariq lachte, während sie ihm einen vernichtenden Blick zuwarf und sich dann über das Essen hermachte.
Innerhalb kürzester Zeit hatte sie den gesamten Inhalt des Tellers verputzt. Sie trank ein weiteres Glas Orangensaft und sah sehnsüchtig auf Tariqs Kaffeetasse, als Yusuf prompt mit einer Kanne Minztee zurückkam.
„Vielen Dank“, sagte sie, woraufhin der Stewart errötete.
„Gern geschehen, Mylady.“
„Prinzessin.“
Sowohl Yusuf als auch Madison schauten zu Tariq hinüber. Er lächelte, griff nach ihrer Hand und blitzte ihr eine Warnung zu.
„Die Lady hat mir die Ehre erwiesen, meine Frau zu werden.“
„Nein“, widersprach Madison scharf und zuckte zusammen, weil er ihre Hand so fest drückte.
„Meine Frau wollte die Neuigkeit so lange wie möglich geheim halten“, erklärte er und hob ihre Finger an seine Lippen, „aber da wir in ein paar Stunden in meiner Heimat landen – ihrer neuen Heimat –, hielt ich es nun für den richtigen Zeitpunkt, die gute Neuigkeit zu verkünden. Sie, Yusuf, sind der Erste, der es erfährt.“
Yusuf strahlte bis über beide Ohren. „Das sind ganz wundervolle Neuigkeiten, Euer Hoheit, und ich fühle mich sehr geehrt, dass Sie sie mit mir teilen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Frau ein langes und glückliches Leben.“
„Vielen Dank.“ Tariq lächelte. „Wenn Sie uns nun für den Rest des Fluges allein lassen würden …“
Madison zügelte ihren Wutausbruch, bis der Stewart verschwunden war, dann entriss sie Tariq ihre Hand und sprang auf.
„Du kannst so viele alberne Lügen erzählen, wie du willst …“
„Es war keine Lüge“, versetzte er ruhig.
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