Kuess mich, geliebter Scheich
keinesfalls zu zeigen, wie groß ihre Macht über ihn war, und kehrte mit einem langen Morgenmantel aus purer Seide zurück.
„Steh auf“, sagte er barsch, „und mach dich präsentabel.“
„Präsentabel? Wie? Ich habe nichts anzuziehen …“
„Da sind genug Kleider für dich im angrenzenden Zimmer.“
„Kleider für die letzte Frau, die du entführt und hierher gebracht hast?“
Seine Gesichtsmuskeln spannten sich an. Glaubte sie wirklich, er würde sich auf eine Diskussion mit ihr einlassen … oder ihr erzählen, dass er noch nie eine Frau hierher gebracht hatte, in den Goldenen Palast? Das brauchte sie nicht zu wissen.
Er hatte ihr ohnehin noch genug mitzuteilen – eine Menge Dinge, die sie notgedrungen würde akzeptieren müssen.
„Wähle etwas Angemessenes aus“, erwiderte er, ohne auf ihre Frage einzugehen. „Dann trinken wir Kaffee und reden miteinander.“
„Angemessen für was?“
„Steh einfach auf und tu, was ich sage. Und ehe du mir wieder erklärst, dass du mich hasst … Hass ist natürlich immer das Vorrecht der Ehefrau.“
Madison verfluchte ihn, was er jedoch geflissentlich überhörte, während er ihr den Rücken zukehrte, die Arme verschränkte und seine Fantasie den Rest übernehmen ließ. Er hörte das Rascheln von Seide, das Tipptapp nackter Füße auf dem Boden und das Rauschen des Wassers, als die Dusche nebenan aufgedreht wurde.
Tariq stöhnte.
Warum stand er eigentlich hier, wenn er doch seine Kleider ablegen, zu ihr unter die Dusche steigen und sie in seine Arme nehmen konnte?
Natürlich würde sie protestieren, weil sie ihn hasste. Doch das hinderte sie nicht daran, ihn zu begehren, und sobald er sie erst einmal berührte, würde sie seinen Namen seufzen.
Ja, dann würde er sie zu sich umdrehen, worauf sie ihm die Lippen entgegenheben und die Arme um seinen Nacken legen würde, während er seine Hände zu ihrem Po gleiten ließ und sie hochhob. Im nächsten Moment würde sie die Beine um seine Taille schlingen und er tief in ihrer Hitze versinken …
Tariq stöhnte erneut. Er war ein Mann, der die süßeste Folter erlebte, die man sich vorstellen konnte.
Sie brachte ihn um, diese Frau, die er nicht in seinem Leben gewollt hatte. Sie brachte ihn um – und er würde nur dann bei Verstand bleiben, wenn er sich auf die langen Nächte konzentrierte, in denen er sie zahlen lassen würde.
Madison stand unter der Dusche und wartete.
Sie kannte Tariqs Spielchen.
Gleich würde er die Badezimmertür öffnen und zu ihr unter die Dusche steigen. Wenn es nach ihm ging, dann konnte er sie anblaffen, herumkommandieren und im nächsten Moment in die Arme nehmen und voller Leidenschaft küssen.
Doch sie wartete vergeblich. Die Tür blieb geschlossen. Offensichtlich hatte er nicht vor, zu ihr zu kommen.
Gut, dachte sie grimmig. Das Letzte, was sie sich wünschte, war, dass er sich ihr noch einmal aufdrängte – sie liebkoste und küsste.
Ein kleiner Seufzer entschlüpfte ihren Lippen. Was geschah nur mit ihr? Sie verwandelte sich in eine Frau, die sie nicht kannte.
Zu wenig Schlaf, das war das Problem. Das und die Zeitverschiebung …
Madison runzelte die Stirn, hielt ihr Gesicht in den warmen Wasserstrahl und schaltete alle Gedanken aus.
Man hatte sowohl vom Schlafzimmer als auch vom Bad aus Zugang zum Ankleidezimmer. Es war in etwa so groß wie das Wohnzimmer in ihrem Apartment in Manhattan, und es quoll über vor Kleidung. Hosen, Pullover, Blusen, Röcke, Kleider, Schuhe. Auch Dessous waren vorhanden – verführerische BHs und zarte Höschen in Pastelltönen und weißer Spitze.
Madison wählte einen BH und einen Slip aus. Eine wunderschöne weiße Leinenhose und ein ebenso weißes Seiden-T-Shirt.
Alles passte perfekt.
Sie presste die Lippen zusammen.
Tariq bevorzugte offensichtlich Frauen, die eine ähnliche Figur wie sie selbst hatten.
Rasch streifte sie noch ein wunderschönes Paar hochhackiger weißer Sandalen über, betrachtete sich kurz im Spiegel, fuhr sich mit den Fingern durch die feuchten Haare, öffnete die Tür und marschierte ins Schlafzimmer.
„Da bin ich“, erklärte sie brüsk, „angemessen gekleidet oder …“
Der Raum war leer.
Tariq hatte die luftigen Vorhänge zurückgezogen und eine Glastür geöffnet. Er stand auf einem großzügigen Balkon neben einem Tisch, der bereits fürs Frühstück gedeckt war, nippte an einer Tasse Kaffee und blickte auf das türkisfarbene Meer hinaus.
Madison stockte der Atem.
Mein Gott, wie schön
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