Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
ich bin außerdem der Meinung, dass du bestimmt müde bist. Du hast eine schreckliche Woche und eine grauenhafte Reise hinter dir. Der Pub im Ort vermietet auch Zimmer. Warum fragen wir nicht nach, ob eines für dich frei ist? Anschließend sage ich Jasper Bescheid, dass du da bist und bitte ihn, sobald wie möglich zu dir zu kommen.“
„Danke, Sophie, wahrscheinlich hast du recht. Ich vertraue dir.“
Lautes Stimmengewirr erfüllte die große Halle im Schloss. Schwarz gekleidete Menschen bevölkerten die Räumlichkeiten, viele von ihnen waren erst eine Woche zuvor bei Ralphs Geburtstagsparty hier gewesen. Nach der surrealen Beerdigungszeremonie in der Gruft, sehnte Kit sich nach einem Drink. Doch es gelang ihm nicht, mehr als ein paar Schritte zurückzulegen, dann stellte sich ihm wieder jemand in den Weg, um ihm erst zu kondolieren und anschließend zu seiner Medaille zu gratulieren.
Seine Antworten erfolgten mechanisch und unpersönlich. Denn insgeheim hielt er die ganze Zeit über nach Sophie Ausschau.
„Kit“
Die Stimme klang vertraut, jedoch unerwartet. Er spürte eine Hand auf seinem Arm. Als er sich umdrehte, sah er zuerst einen großen schwarzen Hut, dann das sonnengebräunte Gesicht von Alexia. Sie sah fantastisch aus, wirkte allerdings auch sehr nervös.
„Liebling, es tut mir so leid“, murmelte sie und küsste ihn auf beide Wangen. „Du musst am Boden zerstört sein.“
„So ungefähr. Ich habe nicht erwartet, dich hier zu treffen.“ Seine Stimme verriet, dass die Überraschung keine gänzlich freudige war. Innerlich rief er sich zur Ordnung. Es war nicht Alexias Schuld, dass er hatte mit ansehen müssen, wie Sophie irgendeinem Idioten in einem Mädchenjackett zwischen Grabsteinen um den Hals gefallen war.
„Vergangenes Wochenende haben Olympia und ich in St. Moritz verbracht, aber als ihre Mutter uns erzählte, was passiert ist, wollte ich unbedingt hier sein. Deinetwegen. Ich wollte sicher sein, dass du zurechtkommst. Du bist mir immer noch wichtig, weißt du …“
„Danke.“
Sie neigte den Kopf, sodass die Hutkrempe ihr Gesicht verdeckte. „Kit“, sagte sie leise. „Es muss eine schreckliche Zeit für dich sein. Aber du bist nicht allein.“
Kit spürte, wie Verzweiflung in ihm aufstieg. War heute internationaler Tag der Ironie? Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er tatsächlich nicht alleine sein, doch der einzige Mensch, mit dem er zusammen sein wollte, schien diese Gefühle nicht zu teilen.
„Danke“, entgegnete er müde und schaute sich verstohlen nach einem Fluchtweg um.
„Hallo, Kit … Dass mit deinem Vater tut mir ja so leid.“
Ihm blieb keine andere Wahl, als auch noch Olympia Rothwell-Hydes parfümgeschwängerte Umarmung über sich ergehen zu lassen.
„Olympia.“
„Mum hat erzählt, du hast dich auf der Party wie ein richtiger Held verhalten, als es passiert ist“, erklärte sie, die blauen Augen weit aufgerissen, was in den Kreisen, in denen sie verkehrte, wohl als Aufrichtigkeit zählte.
„Nun, nicht ganz“, entgegnete Kit kühl. „Da wir uns nun unter diesen Umständen hier wiedertreffen …“
Olympia, die offensichtlich nicht mitbekommen hatte, dass heute internationaler Tag der Ironie war, ließ sich keine Sekunde verunsichern. Stattdessen beugte sie sich vor und flüsterte verschwörerisch: „Liebling, ich muss einfach fragen … Diese Rothaarige, die in der Kirche neben dir saß … Sie sieht genauso aus wie ein Mädchen, das wir in der Schule kannten. Summer Greenham. Aber das kann nicht sein …“
Die Worte rissen ihn aus seiner Apathie. „Sophie. Sie heißt Sophie Greenham.“
„Dann ist sie es!“ Ungläubig und triumphierend zugleich schaute Olympia Alexia an. „Wer kann ihr verdenken, diesen idiotischen Hippienamen abgelegt zu haben? Am besten hätte sie den Nachnamen gleich mit geändert. Er klingt, als stamme er aus einem lesbischen Friedenscamp. Allerdings erklärt es nicht, weshalb sie hier ist. Arbeitet sie hier? Denn wenn ja, würde ich ein Auge auf das Familiensilber haben …“
„Sie ist Jaspers Freundin.“ Wenn er es oft genug wiederholte, würde er es vielleicht irgendwann selbst glauben.
„Niemals! Unmöglich! Ernsthaft? Oh mein Gott!“
Äußerlich reglos ließ Kit die Zurschaustellung von Fassungslosigkeit über sich ergehen. „Was soll das heißen?“
„Sie kam aus irgendeinem schmutzigen Camp zu uns an die Schule. Eine Tante von ihr hatte Mitleid mit ihr oder so.“ Olympia machte eine wegwerfende
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