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Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)

Titel: Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Grey
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wachte jedoch nicht auf. Unwillkürlich musste er lächeln, als ihm einfiel, wie schnell und tief sie im Zug eingeschlafen war – und wie sehr ihn dieses Verhalten fasziniert und zugleich irritiert hatte. Sie war anders als jede andere Frau, die er je kennengelernt hatte. Sie war aus dem Nichts gekommen, frech, widersprüchlich, schwer fassbar und hatte es irgendwie geschafft, sich in sein Herz zu schmuggeln.
    Wie war ihr das bloß gelungen?
    Mit sicheren Schritten trug er sie durch die verwaisten Gänge des Schlosses. Schließlich erreichte er ihr Zimmer und stieß die Tür mit der Schulter auf. Vorsichtig ließ er sie auf ihr eigenes Bett gleiten und zog die Decke über sie.
    In diesem Moment schlug sie die Augen auf und lächelte schläfrig. „Es ist kalt ohne dich. Komm wieder ins Bett.“
    „Ich kann nicht.“ Seine Stimme klang rau. „Es ist schon Morgen.“
    Sie rollte sich auf die Seite und blickte ihn forschend an. „Es ist vorbei, meinst du.“
    „Das muss es sein. Wir können nicht ungeschehen machen, was wir gestern getan haben. Aber wir können es auch nicht wiederholen. Irgendwie müssen wir den heutigen Tag überstehen, ohne dass Jasper Verdacht schöpft.“
    „Okay.“
    Dieses eine Wort der Resignation rammte sich wie ein Messer der Schuld mitten in seine Brust. Wieso gab sie ihm das Gefühl, alles sei sein Fehler? Gestern Nacht hatten sie sich beide rücksichtslos verhalten. Es war die logische Folge der Ereignisse seit ihrem Zusammentreffen. Unvermeidlich zwar, aber trotzdem verboten.
    Kit ging zur Tür. Auf der Schwelle blieb er noch einmal stehen und sagte leise: „Was hast du erwartet, Sophie?“
    Sie schenkte ihm ein sehr trauriges Lächeln. „Nichts. Gar nichts.“
    Nachdem er gegangen war, ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
    Er hatte nur mit ihr geschlafen, weil er eine Lücke in seinem moralischen Kodex gefunden hatte. Er war Jasper gegenüber nicht länger verpflichtet, also war Sex okay für ihn. Aber was war mit ihr?
    Vergangene Nacht hatte sie geglaubt, er würde ohne umständliche Erklärung verstehen, dass sie Jasper nicht betrog, wenn sie mit ihm schlief.
    Anscheinend hatte er es nicht begriffen.
    Sie hatte nicht mit einer Beziehung für die Ewigkeit gerechnet. Sie hatte keine Beteuerungen unsterblicher Liebe erwartet.
    Nur, dass er ihr vertraute.

12. KAPITEL
    Sie durfte nicht weinen. Nicht, wenn Tatiana sich so würdevoll aufrecht hielt. Sie trug ein elegantes schwarzes Kleid mit passendem Jackett, dazu einen Hut mit Schleier, der ihre Augen verbarg. Jasper stieg nach ihr in den Bentley. Sein Gesicht wirkte grau, die Wangen eingefallen. Nichts erinnerte mehr an den lebenslustigen Jungen, den sie aus London kannte.
    „Nach dir.“
    Sie schaute auf. Kit stand hinter ihr auf den Stufen der Treppe. Seine Miene war völlig ausdruckslos, seine silbergrauen Augen blickten starr auf den Leichenwagen im Innenhof, in dem Ralphs Sarg unter weißen Blumen aufgebahrt lag.
    „Ich bin nicht sicher, ob ich in dem offiziellen Wagen mitfahren soll“, erwiderte sie stockend. Seine Gleichgültigkeit schmerzte, als habe es die vergangene Nacht nie gegeben. „Ich gehöre nicht zur Familie.“
    „Damit wären wir schon zu zweit“, murmelte er säuerlich. „Du bist Jaspers Freundin, das ist familiär genug. Steig einfach ein … es sei denn, du hast vor, auf diesen Absätzen zum Friedhof zu laufen.“
    Sie tat, wie ihr geheißen – allerdings nicht annähernd mit derselben Grazie wie Tatiana. Zudem war ihr klar, dass sie Kit während des Manövers einen wenig schmeichelhaften Blick auf ihren Po gewährte. Ob ihm aufgefallen war, dass der Saum ihres Kleides mit Klebeband befestigt war? In aller Eile hatte sie es heute früh gekürzt und einfach keine Zeit mehr zum Umnähen gefunden.
    Ein weiteres Indiz für ihren Mangel an Klasse. Noch ein Grund, sie in die Kategorie „Frauen, mit denen man schläft“ (Sektion: einmal) einzusortieren und nicht in die Abteilung „Frauen, mit denen man eine Beziehung eingeht“.
    Er setzte sich neben sie auf die Rückbank, ein von Berufs wegen mitleidsvoll dreinblickender Mitarbeiter des Beerdigungsinstituts schloss die Tür. Instinktiv rückte Sophie näher an Jasper heran, sodass ein Zentimeter Platz zwischen ihrem und Kits Bein blieb. Den Blick hielt sie fest aus dem Fenster gerichtet, doch der schwache Duft seiner Haut reichte aus, um die Bilder der vergangenen Nacht in ihrer Erinnerung lebendig werden zu lassen. Sie wünschte, sie könne einfach

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