Küss mich hier und küss mich jetzt (Julia) (German Edition)
an, werden ihm die letzte Ehre erweisen. Könntest du dich um die Gäste kümmern, damit sie ihren Weg ins Schloss finden?“ Ein eisiger Wind wehte, und Jasper klapperte mit den Zähnen. Er hatte Gewicht verloren, fiel ihr auf. Aber ob der Tod seines Vaters der einzige Grund war, oder er auch einfach Sergio vermisste, konnte sie nicht einschätzen.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf die Wange. „Natürlich.“
Jasper ließ sich auf die Rückbank des Bentleys gleiten. „Und pass auf, dass noch ein Drink für uns übrig bleibt.“
Sie beugte sich vor und bedachte Jasper mit einem mitfühlenden Blick durch die offene Wagentür. „Das mache ich.“
Sie wandte sich ab. Kit stand unmittelbar hinter ihr und wartete offensichtlich darauf, dass sie in den Wagen stieg. Sein Blick war auf irgendeinen Punkt in der Ferne gerichtet, mitnichten auf ihren Po.
„Tut mir leid.“ Hastig trat sie einen Schritt beiseite. „Fährst du auch zu der Beisetzung?“, fragte sie dann leise.
Ein Muskel zuckte in seiner Wange. „Ja. Um den äußeren Schein zu wahren. Irgendwann müssen Jasper und ich uns ausführlich unterhalten, aber heute ist nicht der richtige Tag.“ Er zögerte, dann sagte er: „Irgendwann sollten du und ich uns wohl auch unterhalten.“
Eine eisige Windböe wirbelte eine Haarsträhne in Sophies Gesicht. Sie hob die Hand, um sie zurück hinter ihr Ohr zu schieben. Plötzlich nahm sie eine Bewegung im Augenwinkel wahr. Jemand sprang über die niedrige Mauer, die den Friedhof von der Straße trennte, und kam zwischen den Grabsteinen hindurch auf die Trauergesellschaft zu.
Oh, nein … Oh, bitte nicht … Nicht jetzt …
Sophie spürte, wie ihr das Blut aus den Wangen wich. Sie erkannte die Gestalt sofort.
„Heute ist auch dafür nicht der richtige Zeitpunkt“, meinte sie rasch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Du solltest einsteigen. Sie warten auf dich.“
Das war nicht unbedingt die Antwort, auf die Kit gehofft hatte. Wortlos nahm er auf der Rückbank des Bentleys Platz. Als er aus dem Fenster sah, war Sophie in der Menge der Trauergäste verschwunden. Es dauerte eine Weile, bis er sie entdeckte.
Sie eilte auf einen Mann zu, der sich schon durch seine Kleidung von allen anderen unterschied. Er trug weder Schwarz wie die Trauernden, noch die grobe wetterfeste Tracht der Einheimischen, sondern hautenge Jeans, ein auf Taille geschnittenes Jackett und ein zerknittertes Hemd.
Im Rückspiegel sah Kit, wie Sophie sich dem Unbekannten kopfschüttelnd näherte. Es sah aus, als würde sie ihn um etwas bitten.
Der Wagen fuhr an, das Bild im Spiegel verschob sich. Die Hände zu Fäusten geballt, starrte Kit geradeaus. Unmittelbar vor der Ausfahrt aus dem Friedhof drehte er sich um … und sah, wie Sophie den Fremden in die Arme schloss.
Als sie in der Kirche seine Hand ergriffen hatte, hatte sich etwas verändert. Zumindest hatte er das gedacht. Vielleicht hatte sich gar nichts geändert, sondern existierte bereits. Nur hatte er das nicht wahrhaben wollen.
Vielleicht wollte er ja gar nicht nur Sex von ihr. Vielleicht verspürte er die Hoffnung, dass sie, nachdem sie ihre Beziehung zu Jasper geklärt hatte, auch mehr wollte.
Anscheinend hatte er alles falsch verstanden.
„Bitte, Sergio, es wird nicht lange dauern. Zwei Stunden, vielleicht drei, dann ist die Beerdigung vorbei.“
Ungeduldig löste Sergio sich aus ihrer Umarmung. „Drei Stunden“, fluchte er. „Bei dir klingt das nach nichts, aber jede Stunde ist für mich wie ein Monat. Ich habe schon eine Woche gewartet und den ganzen Tag in diesem dummen Zug verbracht. Ich brauche ihn, Sophie, und er braucht mich.“
„Ich weiß, ich weiß“, versuchte sie, ihn zu beruhigen. Gleichzeitig sandte sie ein Stoßgebet gen Himmel, er möge ihr Geduld schenken. Oder, falls das nicht möglich war, ihr verzeihen, wenn sie die Hände um Sergios eleganten egoistischen Hals legte und ihn erwürgte.
Was hatte Kit gemeint, sie müssten sich unterhalten? Und warum musste sich der verdammte Sergio ausgerechnet diesen Moment für seinen theatralischen Auftritt aussuchen?
„Nein“, stöhnte Sergio auf. „Niemand weiß das!“
„Ich weiß, dass Jasper dich sehr vermisst, aber ich weiß auch, dass seine Mutter ihn im Augenblick nötiger braucht. Und er muss erst diese Geschichte zu einem Abschluss bringen, bevor er mit dir zusammen sein kann.“
Endlich traf sie die richtigen Worte.
„Meinst du?“
„Ja, das meine ich. Und
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