Kuess Mich, Highlander
gemusterte Decke an sich und warf sie sich so über die Schulter, dass die Vorderseite seines Körpers bedeckt war. Er ergriff einen kleinen Beutel, steckte die Phiole hinein und senkte schließlich das Schwert.
Lisa entspannte sich und trat einige Schritte zurück, aber während sie das tat, fiel ihre Kappe aus der Gesäßtasche. Sie wandte sich um und beugte sich herab, um sie aufzuheben. Als sie sich ihm wieder zuwandte, sah sie seinen Blick ungefähr auf die Stelle fixiert, wo nur einen Augenblick zuvor ihr von engen Jeans umschlossener Po gewesen war. Durch die Erkenntnis sprachlos, dass er die makellose Erscheinung ihrer Kehrseite prüfend betrachtet hatte, blickte sie auf den Stoff, den er um sich gewickelt hatte, und dann vorsichtig auf sein Gesicht. Seine dunklen Augen glühten. Sie kam zu der jähen Einsicht, dass, wo auch immer sie war, Frauen hier üblicherweise keine Jeans trugen. Vielleicht nicht einmal Hosen.
Sein Kiefer spannte sich an und er atmete merklich rascher. Jeder Zoll an ihm wirkte raubgierig, mit der ruhigen, erhöhten Wachsamkeit, die dem Töten vorausgeht.
»Es sind meine einzigen!«, sagte sie verteidigend.
Er hob in einer versöhnlichen Geste die Hände. »Ich möchte nicht darüber reden, Mädchen. Nicht jetzt. Vielleicht nie.«
Sie sahen einander in gemessenem Schweigen an. Dann, aus einem für sie unerfindlichen Grund, durch eine Macht jenseits ihrer Widerstandsfähigkeit angezogen, merkte sie, wie sie auf ihn zuging. Dieses Mal trat er zurück. Mit raschem Muskelspiel hatte er den Raum verlassen.
Lisas Beine gaben in dem Augenblick nach, in dem die Tür zuschwang, und sie sank mit schmerzhaft in der Brust pochendem Herzen auf die Knie. Das vertraute Geräusch von Metall, das die Tür entlangglitt, sagte ihr, dass sie erneut eingeschlossen war. Lieber Gott, sie musste aufwachen.
Aber sie hatte bereits irgendwo in ihrem Herzen zu vermuten begonnen, dass sie nicht träumte.
3. Kapitel
»Sollen wir den Leichnam beseitigen?«, fragte Galan, als Circenn die Küche betrat.
Circenn atmete hastig ein. »Den Leichnam?« Er rieb sich über das Kinn, verbarg einen Anflug von Arger hinter der Hand. Nichts entwickelte sich so, wie er es wünschte. Er hatte seine Gemächer verlassen, um in der Küche nach etwas Apfelwein zu suchen, seine Gedanken für sich allein zu klären und einige Entscheidungen zu treffen - besonders darüber, was mit der wunderschönen Frau geschehen sollte, die er, durch einen Ehrenschwur gebunden, töten sollte. Aber ein solcher Aufschub sollte ihm nicht gewährt sein. Galan und Duncan Douglas, seine zuverlässigsten Freunde und Berater, saßen an einem kleinen Tisch in der Küche des Bergfrieds und beobachteten ihn aufmerksam.
Da entweder die Engländer oder die Schotten Dun- nottar jedes Mal niederbrannten, wenn es den Besitzer wechselte, war die hastig zusammengeflickte Ruine des Bergfrieds zugig, kalt und unvollendet. Sie würden nur so lange in Dunnottar bleiben, bis die Männer des Bruce sie von ihrer Pflicht entbanden, was nun jeden Tag erwartet wurde, so dass keine weiteren Reparaturen durchgeführt wurden. Die Große Halle öffnete sich dort, wo das Dach hätte sein sollen, dem Nachthimmel, so dass die Küche als Speisesaal herhalten musste. Heute war sie leider auch Versammlungsort.
»Die Überbringerin der Phiole«, half Galan ihm auf die Sprünge.
Circenn runzelte die Stirn. Er hatte die Phiole in sein Felleisen gesteckt und gehofft, er hätte Zeit, sich damit abzufinden, dass er seinen Schwur erfüllen musste. Er hatte die Douglas-Brüder vor mehreren Jahren über den Bindezauber informiert, den er der Kiste auferlegt hatte, wie auch über den Schwur, den er Adam Black gegenüber geleistet hatte. Er hatte sich mit dem Wissen, dass dieses zuverlässige Paar seinen Schwur ausführen würde, wenn er aus einem unbestimmten Grund nicht dazu in der Lage wäre, wohler gefühlt.
Aber was sollte man tun, wenn Schwüre einander unmittelbar widersprachen? Adam gegenüber hatte er geschworen, den Überbringer der Phiole zu töten. Vor langer Zeit aber, zu Füßen seiner Mutter, hatte er geschworen, niemals einer Frau aus irgendeinem Grund Schaden zuzufügen.
Galan zuckte nur die Achseln, als er Circenns Miene sah, und sagte: »Ich habe Duncan erzählt, dass sie eingetroffen ist. Ich sah die Phiole in ihrer Hand. Wir haben ihre Rückkehr erwartet. Sollen wir den Leichnam nun beseitigen?«
»Das wäre vielleicht ein wenig verfrüht.
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