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Küss mich, wenn Du kannst

Küss mich, wenn Du kannst

Titel: Küss mich, wenn Du kannst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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billigen Wein. Neben seiner Brust, die sich im Rhythmus der Schnarchgeräusche hob und senkte, lag eine leere Flasche mit Schraubverschluss.
    Dass Annabelle das Treffen mit dem Python äußerst wichtig nahm, bezeugte ihre Überlegung, ob sie den Wagen irgendwie - mit ein bisschen Hin und Her vielleicht - über Mouse hinwegmanövrieren sollte. Aber dafür war die Parklücke zu schmal. Sie hatte viel Zeit veranschlagt, um sich zurechtzumachen, in die City zu fahren und ihren Elf-Uhr-Termin einzuhalten. Unglücklicherweise tauchten ständig irgendwelche Hindernisse auf, angefangen mit Mr. Bronicki, der sie an der Haustür aufgehalten und sich geweigert hatte, den Weg freizugeben, bevor er seinen Wortschwall losgeworden war. Wie auch immer, vorerst betrachtete sie Mouse nicht als Problem. Er musste einfach nur unter Sherman hervorkriechen.
    Behutsam stupste sie seinen Knöchel mit ihrer Fußspitze an. Dabei merkte sie, dass die improvisierte Mischung aus Hershey’s Schokoladesirup und Elmer’s Kleister den Kratzer am Absatz ihrer Riemensandalette nur notdürftig verdeckte.
    »Mouse?« Er rührte sich nicht. Jetzt stieß sie ihn etwas heftiger an. »Wachen Sie auf, Mouse! Sie müssen da hervorkommen.«
    Nichts. Also musste sie drastischere Maßnahmen ergreifen. Sie schnitt eine Grimasse und bückte sich, umfasste zögernd einen schmutzigen Knöchel und rüttelte daran.
    »Nun machen Sie schon, Mouse, wachen Sie auf!«
    Wäre nicht dieses quiekende Schnarchen gewesen, hätte er tot sein können. Sie schüttelte ihn noch heftiger.
    »Zufällig ist das der wichtigste Tag in meinem Berufsleben, und ich könnte ein bisschen Kooperation gebrauchen.«
    Leider wollte er nicht kooperieren, und so sah sie sich gezwungen, etwas stärkeren Druck auf ihn auszuüben.
    Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie vorsichtig den Rock des Kostüms aus dotterblumengelber Rohseide hoch, das sie am Vortag bei einem Räumungsverkauf um sechzig Prozent billiger erstanden hatte, und kauerte sich neben die Stoßstange. »Wenn Sie nicht sofort hervorkriechen, rufe ich die Polizei.«
    Mouse schnarchte.
    Da stemmte sie die Schuhabsätze gegen das Pflaster und riss mit aller Kraft an beiden Knöcheln. Viel zu warm schien die Morgensonne auf ihren Kopf herab. Mouse rutschte gerade weit genug zur Seite, um eine Schulter unter das Chassis zu klemmen, und sie zerrte noch einmal an seinen Füßen. Unter ihrer Jacke begann das ärmellose weiße Top, das sie passend zu Nanas tränenlörmigen Perlenohrringen ausgesucht hatte, an der Haut zu kleben. Was mit ihrer Frisur geschehen würde, wollte sie sich gar nicht vorstellen. Es war wirklich kein günstiger Zeitpunkt für die gähnende Leere in ihrer Styling-Gel-Tube. Inständig hoffte sie, der restliche Inhalt der Haarspraydose, die sie unter dem Waschbecken im Bad gefunden hatte, würde die wirren roten Locken bändigen, die schon immer der Fluch ihrer Existenz waren und ganz besonders in einem schwülen Chicagoer Sommer.
    Falls sie Mouse in den nächsten fünf Minuten nicht unter Sherman hervorbefördern könnte, hätte sie ein ernsthaftes Problem. Sie ging zur Fahrerseite und kauerte sich wieder hin, hörte ihre Kniegelenke knacken und spähte in sein erschlafftes Gesicht. »Wachen Sie endlich auf, Mouse! Hier können Sie nicht bleiben!«
    Ein schmutziges Lid blinzelte und senkte sich sofort wieder.
    »Schauen Sie mich an!« Annabelle bohrte einen Finger in seine Brust. »Wenn Sie rauskommen, gebe ich Ihnen fünf Dollar.«
    Nun bewegten sich seine Lippen. Sabbernd würgte er gutturale Laute hervor. »Gelrn Sie weg.«
    Sein Mundgeruch trieb ihr Tränen in die Augen. »Wieso sind Sie ausgerechnet heute unter meinem Auto eingeschlafen? Warum nicht unter Mr. Bronickis Karre?« Mr. Bronicki wohnte auf der anderen Seite der Gasse und verbrachte seinen Ruhestand mit Marotten, die Annabelle wahnsinnig machten. Weil ihr die Zeit davonlief, geriet sie allmählich in Panik. »Hätten Sie gern Sex? Wenn Sie sich hervorbemühen würden, könnten wir drüber reden.«
    Noch ein Sabbern, noch ein röchelndes Schnarchen. Anscheinend ein hoffnungsloser Fall. Sie sprang auf und rannte zum Haus.
    Zehn Minuten später köderte sie Mouse mit einer geöffneten Bierdose. Sicher keine korrekte Methode...
    Nachdem sie Sherman aus der Hintergasse zur Straße gesteuert hatte, blieben ihr nur mehr einundzwanzig Minuten, um sich durch den dichten Verkehr bis in den Loop zu schlängeln und einen Parkplatz zu finden. Ihre Beine starrten vor

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