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Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01)

Titel: Küss mich, Werwolf - Warren, C: Küss mich, Werwolf - Wolf at the Door (Others 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Warren
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    Aber sie hatte sich dem stellen müssen. Ihre Großmutter saß ihr im Nacken.
    Cassidy schlüpfte aus ihren Schuhen und betrat den mit Schieferplatten ausgelegten Weg des Gewächshauses, aber für die Blüten und Ranken um sie herum hatte sie kaum einen Blick übrig. Die angenehme Kühle des Steins an ihren nackten Füßen und die feuchtwarme Luft, die sich auf der entblößten Haut ihrer Arme niederschlug, brachten ihr wieder einmal eine sehr bedeutsame Tatsache ins Bewusstsein, die für sie selbstverständlich war, die ihre Großmutter hingegen nie hatte akzeptieren können. Zu Adele Berrys größtem Verdruss würde aus Cassidy niemals eine Diplomatin werden, und auch niemals eine Politikerin – und außerdem würde sie es nie schaffen, länger als eine Stunde lang in ein und demselben Paar Schuhe zu stecken.
    Sie starrte einen Moment lang in ihr leeres Champagnerglas, ehe sie es seufzend auf einem Tisch zwischen einem Farnkraut und einem Topfhibiskus abstellte. Sie konnte noch einen Drink gebrauchen – oder auch fünf – aber es war jetzt nicht der rechte Moment, schnell nach unten zu laufen und sich einen Schluck zu genehmigen. Sie wollte lieber hier oben in ihrem Versteck bleiben.
    Cassidy hatte ein Faible dafür, sich unsichtbar zu machen, hatte ihr ganzes Leben lang daran gearbeitet; zuerst als kleines Kind, das mit seiner Mutter im Hof hinter ihrem alten Farmhaus in Virginia spielte, und auch später, als sie schon zur Schule ging und in der weitläufigen braunen Sandsteinvilla, die ihre Großmutter nur ein paar Häuserblocks vom Central Park entfernt bewohnte, die Welt zu begreifen versuchte. Als ihre Mutter ihr seinerzeit beibrachte, wie man sich die Talente einer Füchsin zunutze machte, hatte sie das zunächst für einen lustigen Zeitvertreib gehalten, etwas, womit man sich aus einer Laune heraus beschäftigen, wobei man vor Vergnügen glucksen konnte, wenn die anderen einen beim Versteckspiel partout nicht fanden. Erst viel später war ihr aufgegangen, dass für Füchse ihre Fähigkeit, sich vor jedem denkbaren Hintergrund ganz und gar unauffällig zu bewegen, eine Überlebenstaktik bedeutete. Und erst, nachdem sie nach Manhattan gezogen war, stellte sie fest, dass selbst hier eine darin eingeweihte Füchsin durchaus allerhand Nutzen daraus ziehen konnte.
    Sie war sehr bald nach ihrem sechsten Geburtstag zu ihrer Großmutter gezogen, schon zwei Tage nach dem Tod ihrer Eltern, und hier lernte sie sehr schnell, dass man sich in der Großstadt noch besser verstecken konnte als in den Wäldern daheim. Dort hatte ein Mädchen Bäume und Felsen und hohes, stechendes Gras, um sich vor neugierigen Blicken zu verbergen. Doch in der Stadt hatte kaum je jemand einen Blick für sie übrig, und schon bald hatte sie gelernt, wie man sich in aller Öffentlichkeit und mitten unter den Augen der Leute, die einen ansahen, unsichtbar machen konnte. Wenn sie wollte, konnte sie es so einrichten, dass niemand sie überhaupt je bemerkte.
    Wenn doch nur dieses Talent auch bei ihrer Großmutter funktionierte. Das Problem der besonderen Begabung einer Füchsin bestand darin, dass man sie so gut wie nie bei einer anderen Füchsin anwenden konnte.
    Und weil dies so war, konnte Cassidy sich ausrechnen, dass ihr ungefähr noch siebeneinhalb Minuten bleiben würden, bis jemand auf Anweisung von Adele, wo derjenige nach ihr zu suchen hätte, nach oben kam, um sie zu holen. Auch wenn ihre Nana das siebzigste Lebensjahr längst überschritten hatte – ihr konnte man nicht so leicht etwas vormachen.
    Cassidy holte tief Luft, warf den Kopf in den Nacken und schaute durch das Glasdach zum abendlichen Himmel hinauf. In Manhattan sah man nie Sterne, aber allein schon das Wissen, dass sie dort oben waren, brachte sie zum Lächeln. Als sie noch klein war, hatte sie sich vorgestellt, dass die Sterne die Augen der Engel waren, die über die Welt wachten, und wenn das stimmte, dann gehörten zwei dieser Augenpaare ihrer Mutter und ihrem Vater. Sowohl Sarah als auch David Poe hatten Augen gehabt, die unablässig vor Wärme und gelassener Heiterkeit zu leuchten schienen, also passten sie sehr gut in das Bild. Und der Gedanke, dass ihre Eltern im Rahmen ihrer Möglichkeiten immer noch auf sie Acht gaben, ließ ihren Verlust auch ein kleines bisschen weniger schmerzlich erscheinen. Selbst als Erwachsene fand Cassidy angesichts aller Wirrnisse und Veränderungen auf der Welt Trost darin, dass die Sterne stets

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