Kuess mich
nur mehr ein Grinsen bevor die Tür ins Schloss fiel.
Auf dem Weg zur Scheune war Sam dermaßen gut gelaunt, dass sie nicht einmal das Bedürfnis verspürte, den Gartenzwergen die ihren Weg säumten, gegen die Mützen zu treten.
Heute würde ein guter Tag werden, oder ein beschissener, je nachdem wie die bevorstehende Konversation verlaufen würde.
Es war an der Zeit zu reden, loszuwerden was gesagt werden musste und das ganz ohne zu zanken, sich gegenseitig zu ignorieren, oder im Stroh zu wälzen.
Dass Chris vielleicht gar nicht da sein könnte und Sam noch immer absolut keine Ahnung hatte wo er wohnte, fiel ihr erst ein, als sie die Scheunentür öffnete. Suchend ließ sie ihren Blick durch den großzügigen Raum schweifen. Irgendwer hatte hier aufgeräumt, sich um die leeren Flaschen und dreckigen Gläser gekümmert.
>> Suchst du mich? <<
Sam drehte sich der Stimme entgegen die sie viel weniger melodisch in Erinnerung gehabt hatte - das machte es nicht leichter.
>> Du bist aber auch immer hier! Kann es sein, dass du eigentlich hier wohnst? <<
Chris schmunzelte und zuckte mit den Schultern , während er näher kam. Er trug ein weißes Shirt zu ausgewaschenen Jeans und hätte problemlos Werbung für sündhaft teuren Whiskey machen können.
>> Ich bin nur wegen dir so oft hier. Irgendwie haben wir es noch nicht geschafft Handynummern auszutauschen. <<
Sam nickte und blieb dann stumm. Was wollte sie ihm sagen? Warum war sie hier? Konnte irgendjemand auf der Welt nur annähernd so unnahbar wirken wie Chris in diesem Moment? Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben, stand auffallend gerade und wirkte mit einem mal viel größer und schöner als sie ihn in Erinnerung hatte.
>> Geht es dir gut? <<
Chris fragte nach , weil ihn sein Gewissen plagte, schon seit gestern. Das was er zugelassen hatte, war ungewöhnlich gewesen, unvorhersehbar, weil er sich sonst ausnahmslos immer im Griff hatte. Er hatte sich verboten etwas mit Sam anzufangen und dann hatte er gegen sein eigenes Verbot verstoßen. Was ihn dazu getrieben hatte, versuchte er selbst noch herauszufinden, aber was im Moment Vorrang hatte, war sicherzugehen, dass er das schöne, schlagfertige Mädchen, das nun so sichtlich nervös vor ihm stand, nicht verletzt hatte. Chris hatte sich geschworen Sam nicht weh zu tun und er würde daran festhalten.
>> Sicher! Die Sonne scheint, die Kühe stinken, wieso sollte es mir nicht gut gehen? <<
Chris nickte, lächelte schief und lehnte sich gegen die Holzwand zu seiner Rechten. So wirkte er noch unerreichbarer, so als ob er auf dem Mount Everest stehen würde. Sam holte Luft, dann sprudelte es aus ihr heraus.
>> Ich will dich gar nicht lange aufhalten! Ich wollte dir nur sagen, dass du dir wegen dem was gestern passiert ist, keine Gedanken machen musst! Ich bin alt genug und weiß was ich mit wem tue! Du hast das schon oft gemacht und ich weiß, dass ich nicht deine erste, oder letzte bin! Ich bin weder naiv noch dämlich und ich will keinen Stress! Lass uns das Ganze nicht zerreden! Du bist mir nichts schuldig, okay? <<
Das war nicht im Ansatz das, was Sam Chris eigentlich sagen wollte. Nichts von dem über das sie gestern und heute nachgedacht hatte, war über ihre Lippen gekommen.
>> Also dann…! <<
Sie wollte gehen, die Scheune verlassen und laufen sobald sie sicher war, dass Chris sie nicht mehr sehen konnte. Das hier war nicht Sams Ding, noch viel weniger als sich entschuldigen. Sie hatte sich viel zu viel zugetraut und jetzt war es an der Zeit enttäuscht und wütend auf sich selbst von dannen zu ziehen.
>> Warte mal! <<
Chris stieß sich von der Wand ab, weil ihm Sams Abgang eindeutig zu schnell ging. Er hätte sie gehen lassen können, aber um welchen Preis? Sein Gewissen hätte er irgendwie beruhigen können. Sie hatte ihm versichert, dass er sie nicht verletzt hatte, dass sie nicht naiv war und sich nicht ausgenutzt fühlte, aber sein Gewissen war nicht das einzige was sich beruhigt wissen wollten.
>> Ich halte dich nicht für naiv! <<
Das tat er wirklich nicht. Chris machte ein paar Schritte auf Sam zu, die nun viel weniger nervös wirkte als noch am Beginn dieser seltsamen Konversation. So sah sie aus , als hätte sie mit ihm abgeschlossen, mit diesem Kapitel, dieser kleinen Sommerromanze. Jetzt holte Chris tief Luft.
>> Das was passiert ist war schön und nicht vergleichbar mit dem was ich sonst mache. Du bist faszinierend, anziehend, irgendwie…schräg. <<
Sam zog eine
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