Kuess mich
Ja. <<
>> Und kochst du für mich? <<
>> Ja. <<
>> Darf ich dein Auto Probe fahren? <<
>> Ja. <<
>> Erfüllst du mir jeden Wunsch, weil du ein schlechtes Gewissen hast, weil du abreisen musst? <<
>> Ja. <<
>> Kaufst du mir ein Pferd? <<
>> Nein, ich bin allergisch gegen Pferde. <<
>> Eine Kuh? <<
>> Wo sollen wir die hinstellen? <<
>> Deine Wohnung ist doch groß, oder? <<
>> Kuh passt aber keine rein. <<
>> Sehen wir uns an den Wochenenden? <<
Chris stutzte.
>> Wow, nicht jeder Themenwechsel braucht einen Übergang! <<
Er lächelte, bevor er Sam auch diese Angst nahm.
>> Weißt du noch, in dem Land außerhalb dieses Kaffs gibt es große Maschinen die Menschen von A nach B bringen und ich besitze eine dieser zauberhaften Maschinen. Wir sehen und jedes Wochenende, in den Ferien, an Feiertagen. Ich bin Student, wer weiß, vielleicht steh ich mal Dienstag Nachmittag, betrunken vor deiner Tür – natürlich bin ich dann mit dem Zug gekommen. <<
>> Du wirst mir fehlen << , gestand Sam vorsichtig und drückte sich an Chris‘ Seite.
Er legte den Arm um sie.
>> Du mir auch Prinzessin, sehr sogar. <<
>> Denkst du wir kriegen das hin? <<
>> Wir sind stur, natürlich kriegen wir hin was wir uns vornehmen! <<
Egal wie umständlich oder schwierig sich diese Fernbeziehung auch gestalten würde, Sam hatte spätestens jetzt die Gewissheit, dass Chris genauso angestrengt daran festhielt wie sie.
>> Komm, lass uns reingehen, sonst kotzt deine Freundin noch Matthias voll und das ist doch unsere Love Story! <<
See ya soon
>> Hast du alles? << , wollte Sam wissen und gab Chris seine Sonnenbrille zurück.
Der Mercedes war schon abfahrbereit, die Koffer gepackt.
>> Zumindest alles was ich mitnehmen kann << , antwortete er und zog Sam zu sich.
In den letzten achtundvierzig Stunden waren die beiden keine Minute getrennt gewesen, trotzdem war der Abschied genauso unangenehm wie vermutet. Sie würden sich mind estens zwei Wochen nicht sehen, vierzehn endlose Tage in denen Sam allein mit einem Pärchen war, die das öffentliche Knutschen auf eine Art revolutioniert hatten, die schon an Pornographie grenzte.
>> Du hast mir versprochen, nicht so ein Gesicht zu machen wenn ich fahre << , erinnerte Chris Sam und rang ihr ein angestrengtes Lächeln ab.
>> In zwei Wochen bist du wieder zuhause, dann hol ich dich ab und wir verbringen das Wochenende bei mir. Ich zeig dir meine Wohnung, meine Arbeit und die elektrische Zahnbürste die meine Zähne so weiß macht! Na, wie hört sich das an? <<
Sam lächelte, diesmal ein echtes Lächeln. Chris konnte so zuversichtlich von der Zukunft sprechen, dass sie beinahe vergaß , wovor sie Angst hatte wenn sie nicht zusammen waren.
>> Das hört sich schön an! Nach Fortsetzung. <<
>> Ja, andere Kulisse, neue Nebendarsteller, mehr Lacher, mehr Sex – das kann nur ein Hit werden! <<
Sam nickte, stellte sich auf die Zehenspitzen um die Arme um Chris‘ Hals zu legen.
>> Ich bin dabei! <<
>> Klar, du bist ja auch die Hauptdarstellerin! <<
Mühelos hob er sie ein paar Zentimeter hoch und küsste sie. Es war kein besonders langer, oder intensiver Kuss, weil es sich dann noch mehr nach Abschied angefühlt hätte.
>> See ya, Prinzessin! <<
>> Ja, bis dann… <<
Das Lächeln auf Chris‘ Lippen hatte nie schöner ausgesehen. Die Huskyaugen strahlten nochmal gewohnt faszinierend, ehe sie hinter der schwarzen Sonnenbrille verschwanden.
Sam stand noch eine ganze Weile am Seeufer. Sie verlor sich in den Erinnerungen und Eindrücken der letzten Tage.
Etwas hatte sich zweifelsohne in ihr verändert – sie hatte sich verändert. Diese Tatsache hätte ihr Angst gemacht, wenn es sich nicht so unglaublich gut angefühlt hätte. Dieses zufriedene, mädchenhaft süße Grinsen das sie nun auf Lager hatte, stand ihr überraschend gut.
Bauernhausen präsentierte gerade einen postkartentauglichen Sonnenuntergang, als Sam sich kopfschüttelnd abwandte und in Richtung Blümchenhölle spazierte. Das malerische Idyll war noch immer nicht ihr Fall, aber es hatte Chris ausgespuckt, also hatte es definitiv Beifall verdient. Vielleicht würde sie eines Tages wiederkommen und die Schönheit des ländlichen Ambiente zu schätzen wissen, die Ruhe, die Natur – oder sie kam wieder um diese suspekten Gartenzwerge in ein groteskes Massaker zu verwickeln – wer konnte schon sagen, was die Zukunft alles in petto hatte?
FORTSETZUNG FOLGT
Küss mich ~
Für Jennifer Sarah Resch,
für
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