Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
riesigen Tablett ein. Es stapelten sich belegte Brötchen, Kaffee und zwei kleine Salate darauf. Die Frau wusste, was man nach vier Stunden Autobahn am nötigsten hatte.
Mit vollen Backen kauend, öffnete ich das Kuvert, das mir Irene zuvor gereicht hatte. Es wurde Zeit, dass ich mir den Burschen anschaute. Als ich das Foto in den Händen hielt, wäre ich beinahe an dem Bissen erstickt. Der blonde Sunnyboy, der mir entgegenblickte, war mir bekannt. Nur hieß er damals nicht Thorsten und hatte schwarze statt blonder Haare gehabt. Davon abgesehen sah der Typ genauso wie mein Ex-ex-ex-Freund aus.
2
Nach der Audienz bei meiner Schwester stand ich auf dem Bürgersteig vor der Kanzlei und überlegte ernsthaft, ob ich zu der Wohnung laufen sollte. Nicht, dass ich eine begeisterte Spaziergängerin war, es war eher die Hitze, die mich zu solch ungewohnten Überlegungen inspirierte. Der Asphalt kochte und mein Wagen, ein schwarzer Ford Fiesta, hatte wahrscheinlich schon Brandblasen. Ich erwog das Für und Wider, um dann doch ächzend in das Auto zu steigen, sämtliche Fenster herunterzukurbeln, und, das heiße Steuer nur mit den Fingerspitzen anfassend, auszuparken.
Einige Einbahnstraßen weiter reihte ich mich in die Autoschlange ein, die kurz vor der Alten Oper an der Ampel wartete. Von hier waren es nur etwa 50 m Luftlinie bis zu der Wohnung, was bedeutete, dass ich mindestens noch eine Viertelstunde brauchen würde.
Zu meiner linken lag der Opernplatz. Wie immer im Sommer herrschte hier ein reges Treiben. Banker, die nach der Mittagspause auf dem Weg zurück in ihr Büro waren, Touristen, die Bilder von der Alten Oper machten, Einkaufsbummler und Müßiggänger belebten den Platz. In seiner Mitte der Springbrunnen, dessen Einfassung voll besetzt war mit Menschen, die sich sonnten und gleichzeitig die Kühle des Wassers genossen. Die meisten hatten sich ihrer Schuhe entledigt und hielten ihre nackten Füße in das Brunnenbecken. Ein kollektives Fußbad sozusagen. Der Schweiß lief mir in Strömen hinunter, am liebsten hätte mich dazugesellt oder mich gleich ganz hineingeworfen.
Nachdem ich fast zerflossen war, ging es weiter. Ich kam über die grüne Ampel und konnte in die Gasse einbiegen, die zur Ulmenstraße und zu der Stadtwohnung der Kanzlei führte, in die normalerweise Geschäftskunden einquartiert wurden. Endlich! Ich nahm meinen Rucksack aus dem Kofferraum und keuchte die paar Stufen zu der Wohnung hinauf. Zum Glück war es hier erfrischend kühl. Ohne mich damit aufzuhalten, die Bettcouch in ein Bett zu verwandeln, ließ ich mich auf den Teppich fallen und genoss die angenehme Temperatur. Danach ging ich ins Badezimmer, duschte ausgiebig und kehrte in das Wohnzimmer zurück, um meine Strategie zu entwerfen.
Irene hatte gesagt, ich könnte es über eine einfache Facebook-Suche oder über die alten Freunde von Hermes versuchen. Also holte ich meinen wertvollsten Besitz hervor, mein Notebook und loggte mich über das WLAN der Wohnung ins Internet ein.
Nichts.
Es gab mehrere Facebook Mitglieder namens Thorsten Hermes, aber keines, auf den das Foto passen würde.
„Wäre ja auch zu einfach gewesen“, murmelte ich und öffnete den Umschlag, den Irene mir gegeben hatte. Eine fast leere Seite mit vier Adressen fiel mir entgegen. Viele Freunde hatte dieser Hermes nicht, aber vielleicht wusste einer von ihnen, wo sich Thorsten aufhielt.
Optimistisch wählte ich die erste Nummer. Matthias Gronerat, der oberste Name auf der Liste. Er nahm das Gespräch schon nach dem ersten Klingelton entgegen. Vor Überraschung hätte ich fast den Text vergessen, den ich mir zuvor zurechtgelegt hatte.
„Ja, ähm, guten Tag. Mein Name ist Jana Weiss“, meldete ich mich.
„ Hallo.“
„Ich bin eine alte Freundin von Thorsten Hermes und würde gerne mit ihm Kontakt aufnehmen. Wissen Sie, wo er sich derzeit aufhält?“
„Thorsten? Der ist auf Ibiza .“
„In welchem Hotel ?“
„ Weiß nicht. Ich schätze, er verbringt jede Nacht bei einer anderen Frau.“ Gronerat lachte und legte auf.
So ein Idiot! Nicht mehr ganz so optimistisch versuchte ich es bei den übrigen Freunden. Aber alles, was ich herausfand, war „Ibiza“. Thorsten Hermes hielt sich seit einigen Wochen dort auf, aber niemand wusste, in welchem Hotel.
Ich zuckte mit den Schultern und wählte die Nummer meiner Schwester.
„Sieht aus, als müsstest du nach Ibiza fliegen“, sagte Irene, nachdem ich ihr von dem Ergebnis meiner Nachforschungen
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