Küss niemals deinen Ex (Top Deal) (German Edition)
umgerannt. Mein Bier schwappte über, der Teller rutschte gefährlich nahe an die Kante des Tabletts, aber das alles interessierte mich nicht, denn Lex lachte mich an.
Es dauerte nicht lange und wir waren in ein Gespräch vertieft. Von da an sahen wir uns fast täglich. Lex wohnte mehr oder weniger bei mir und ging nur dann in seine Wohnung, wenn er neue Kleidung brauchte. Ich machte Pläne. Langfristige Pläne. Es dauerte keine neun Monate und unsere Beziehung war beendet. Ohne Erklärung, ohne Vorwarnung. Nur durch eine hingekritzelte Nachricht, die nicht einmal eine Begründung für sein Verschwinden enthielt.
Nichts.
6
Wie so oft wurde ich von dem Klingeln meines Handys aus dem Schlaf gerissen. Ohne richtig wach zu sein, griff ich nach dem Gerät, nahm das Gespräch an und wurde von der widerlich fröhlichen Stimme meiner Freundin Vanessa begrüßt.
„Hallo. Wo steckst du? “, fragte sie.
„Auf Ibiza“, murmelte ich und rieb mir die Augen.
„Ibiza? Ohne mich? Das verzeihe ich dir nie!“
„Autsch. Könntest du etwas leiser reden, Vanessa? Es ist noch früh am Tag!“
„Es ist ein Uhr mittags und du bist im Urlaub, ohne mir etwas zu sagen.“
„Tut mir leid. Es ging alles sehr schnell und außerdem mache ich keine Ferien, sondern ich arbeite“, versuchte ich meine Freundin zu beruhigen, während sich das schlechte Gewissen in mir regte. Vanessa hatte recht, ich hätte ihr Bescheid sagen sollen, aber ich durfte nicht über meinen Auftrag reden. Meine Schwester hatte mich eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen lassen. Ich wollte nicht wissen, was passierte, wenn ich dagegen verstieß.
Außerdem dachte ich, es wäre einfacher, für ein paar Tage zu verschwinden, als mit Vanessa darüber zu diskutieren, warum ich alleine fahren musste. Seit zwei Jahren lag sie mir in den Ohren, dass wir zusammen Urlaub machen sollten, aber ich hatte nie das Geld dafür. Anders als ich kannte Vanessa keine Geldnot. Ihre Eltern waren stinkreich. Sie hatte mir schon oft genug angeboten den Urlaub für mich zu bezahlen, aber ich wollte das nicht. Es fühlte sich zu sehr wie Almosen an, wenn ich zulassen würde, dass meine Freundin meine Kosten übernahm.
„Ich komme nach“, stellte sie in einem Ton fest, der keinen Widerspruch duldete. „So leicht kommst du mir nicht davon. Außerdem arbeitet niemand auf Ibiza.“
„Doch jede Menge Leute: Kellner, Zimmermädchen, Verkäufer“, protestierte ich lahm.
„Das ist mir egal.“
„Vanessa. Ich bin beruflich hier, ehrlich. Wenn du kommst, wirst du mich ablenken.“
„Was für eine Arbeit soll das sein?“
„Darüber kann ich nicht reden.“ Vor meinem inneren Auge sah ich, wie Vanessa den Kopf schüttelte.
„Heute Abend bin ich auf der Insel. In welchem Hotel wohnst du?“
„Im du Sol , etwas außerhalb von San Antonio“, gab ich mich geschlagen.
„ Okay, bis nachher. Und dafür schuldest du mir einen riesigen Drink“, warnte sie mich, bevor sie auflegte.
Mit einem Stöhnen drehte ich mich auf die Seite. Das Gespräch war genauso gelaufen, wie ich befürchtet hatte. Seufzend rieb ich mir die Stirn. Vielleicht war es gut, Unterstützung zu bekommen. Bei Vanessa wäre Lex niemals mit einem Kuss davongekommen. Bei dem Gedanken an meinen Ex zog ich eine Grimasse. Ich wollte nicht an die vergangene Nacht denken und daran wie blöd ich mich verhalten hatte. Trotzdem würde ich nach dem Frühstück einen Bericht an meine Schwester verfassen. Ich freute mich darauf in etwa genauso wie auf eine Wurzelbehandlung, aber das half nichts. Die frohe Botschaft lautete: Ich hatte Thorsten Hermes gefunden. Nur hieß er Lex Jeschke, kannte weder Herrn Schmitt noch wollte er etwas von der Erbschaft wissen, und wo er auf der Insel wohnte, wusste ich auch nicht.
Irgendwie musste ich diese Informationen so verpacken, dass ich kompetent wirkte und nicht wie eine Versagerin.
„Ich bin so froh, dich zu sehen!“ Vanessa umarmte mich und trat dann einen Schritt zurück. „Du siehst gut aus, nur solltest du nicht so mit der Sonnencreme sparen. Was hast du mit deinen Haaren angestellt?“
„Ich bin am Strand eingeschlafen“, murmelte ich und ignorierte die Frage nach den lilafarbenen Strähnen, die sich durch meine Haare zogen. Seit Tagen ignorierte ich die Farbe, die sich, obwohl sie nur getönt war, nicht aus meinen Haaren waschen ließ. Am liebsten hätte ich dem Friseur den Hals umgedreht für die „Auffrischung der Haarfarbe“, aber dafür war es
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