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Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition)

Titel: Küsschen, Küsschen!: Elf ungewöhnliche Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roald Dahl
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er einen Umschlag, der in ihrer Handschrift an ihn adressiert war. Als er ihn öffnete, kamen zwei Fünfzigdollarnoten und ein Brief zum Vorschein. Geliebter Junge , las er, ich weiß, dass Du immer hier oben gelebt hast, seit Du dreizehn Tage alt warst, und nie ins Tal hinuntergekommen bist. Aber sobald ich tot bin, musst Du Dir Schuhe und ein sauberes Hemd anziehen und ins Dorf hinunter zum Doktor gehen. Bitte den Doktor, Dir einen Totenschein zu geben, damit Du beweisen kannst, dass ich gestorben bin. Diesen Totenschein bringst Du meinem Rechtsanwalt, einem Mann namens Samuel Zuckermann, der in der Stadt New York lebt und bei dem ich mein Testament hinterlegt habe. M. Zuckermann wird sich um alles kümmern. Das Geld in diesem Brief reicht aus, den Doktor und die Fahrkarte nach New York zu bezahlen. Mr.   Zuckermann wird Dir mehr Geld geben, und es ist mein ausdrücklicher Wille, dass Du es dazu verwendest, Dein Studium kulinarischer und vegetarischer Angelegenheiten fortzusetzen. Arbeite weiterhin an Deinem großen Buch, bis Du es in jeder Hinsicht als vollkommen ansiehst. Deine Dich liebende Tante Glosspan.
    Lexington, der immer alles getan hatte, was seine Tante ihm sagte, steckte das Geld ein, zog Schuhe und ein reines Hemd an, ging den Berg hinunter ins Dorf und trug dem Doktor sein Anliegen vor.
    «Die alte Glosspan?», rief der Arzt. «Mein Gott, ist sie tot?»
    «Ganz gewiss ist sie tot», antwortete der junge Mann. «Wenn Sie mit mir kommen wollen, werde ich sie ausgraben, und Sie können sich selbst davon überzeugen.»
    «Wie tief haben Sie sie begraben?», erkundigte sich der andere.
    «Sechs oder sieben Fuß tief, schätze ich.»
    «Und wann?» – «Ach, vor etwa acht Stunden.»
    «Dann ist sie tot», sagte der Arzt. «Hier ist der Totenschein.»

VII
    Unser Held machte sich auf den Weg nach der Stadt New York, um Mr.   Zuckermann aufzusuchen. Er reiste zu Fuß, schlief hinter Hecken, lebte von Beeren und wilden Kräutern und brauchte sechzehn Tage, um die Metropole zu erreichen.
    «Was für ein erstaunlicher Ort», rief er, als er an der Ecke der Siebenundfünfzigsten Straße und der Fifth Avenue Umschau hielt. «Nirgends Kühe, nirgends Hühner, und von all den vielen Frauen sieht keine wie Tante Glosspan aus.»
    Was Mr.   Zuckermann betraf, so ließ auch er sich mit nichts vergleichen, was Lexington je gesehen hatte.
    Der Anwalt war ein schwammiger kleiner Mann mit fahlen Wangen und einer riesigen blauroten Nase, und wenn er lächelte, schossen aus seinem Mund herrliche goldene Blitze. In seinem vornehm eingerichteten Büro drückte er Lexington warm die Hand und gratulierte ihm zum Tod seiner Tante.
    «Ich nehme an, Sie wissen, dass Ihre verehrte Pflegemutter eine sehr wohlhabende Frau war?», fragte er.
    «Meinen Sie die Kühe und die Hühner?»
    «Ich meine eine halbe Million Dollar», sagte Mr.   Zuckermann.
    «Wie viel?»
    «Eine halbe Million, mein Junge. Und dieses Vermögen hat sie Ihnen vermacht.» Mr.   Zuckermann lehnte sich in seinem Stuhl zurück und faltete die Hände über dem wabbeligen Bauch. Gleichzeitig schob er heimlich den rechten Zeigefinger durch die Weste und unter das Hemd, um sich in der Nabelgegend zu kratzen – eine Beschäftigung, die ihm besonderen Genuss bereitete. «Natürlich muss ich fünfzig Prozent für meine Bemühungen abziehen», fügte er hinzu, «aber zweihundertfünfzigtausend bleiben immerhin für Sie übrig.»
    «Ich bin reich!», rief Lexington. «Wie herrlich! Wann kann ich das Geld haben?»
    «Nun», sagte Mr.   Zuckermann, «zum Glück stehe ich mit den Steuerbehörden hier in der Gegend auf ziemlich freundschaftlichem Fuß, und so werde ich sie wohl überreden können, dass sie auf alle Erbschaftssteuern und sonstigen Abgaben verzichten.»
    «Das ist sehr freundlich von Ihnen», murmelte Lexington.
    «Natürlich werde ich dem zuständigen Herrn ein kleines Honorar zahlen müssen.»
    «Tun Sie, was Sie für richtig halten, Mr.   Zuckermann.»
    «Ich denke, hunderttausend werden genügen.»
    «Du lieber Himmel, ist das nicht sehr viel?»
    «Bei Steuerinspektoren und Polizisten darf man sich nie knauserig zeigen», erklärte Mr.   Zuckermann. «Merken Sie sich das für die Zukunft.»
    «Und was bleibt für mich übrig?», fragte der Jüngling in sanftem Ton.
    «Einhundertfünfzigtausend. Aber davon gehen noch die Begräbniskosten ab.»
    «Begräbniskosten?»
    «Sie müssen das Bestattungsinstitut bezahlen. Ist Ihnen das nicht bekannt?»
    «Ich

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