Küsse im Mondschein
weichen Bündel zusammen und stopfte dieses neben Amanda, dann hob er sie mitsamt ihren Habseligkeiten und der Seidendecke auf seine Arme und strebte mit seiner Last zur Tür.
9
Still und dunkel lag das Haus da. Doch die Kühle des Gebäudes konnte Martin nichts anhaben, denn in seinen Armen trug er Amandas warmen Körper. Als er sein Schlafzimmer erreichte, musste er ihr Gewicht ein wenig verlagern, um die Tür öffnen zu können; doch Amanda wachte nicht auf.
Nachdem er eingetreten war, lehnte er sich gegen die Tür, bis das Schloss wieder einschnappte. Dann eilte er barfuß leise über die seidenen Teppiche und auf Hochglanz polierten Dielen quer durch den Raum. In dem mit kunstvoll gemeißelten Ornamenten verzierten Kamin brannte ein schwaches Feuer, dessen Lichtschein Martins Schlafgemach sanft erhellte - eine Szenerie luxuriöser Dekadenz.
Dieser Raum sowie das angrenzende Ankleidezimmer und der dahinterliegende Raum, den er zu einem Badezimmer hatte umfunktionieren lassen, waren die einzigen Zimmer in der oberen Etage, die er bewohnte. Im Untergeschoss hatte er sich die Bibliothek und ein kleines Speisezimmer zu eigen gemacht; der Rest des riesigen Herrenhauses war genau so belassen worden, wie Martin das Gebäude vorgefunden hatte, als er nach England zurückgekehrt war: Leer, verschlossen und bar jeden Lebens.
In seinem Schlafzimmer hingegen herrschte eine ganz andere, exotische Atmosphäre; wobei er im Grunde schon seit jeher eine Schwäche für das Fremdländische hatte. Für das Wilde, Leidenschaftliche und Sinnliche.
Sanft liebkoste das Licht des Kaminfeuers edle, glänzende Hölzer, glitt schimmernd über Messing- und Goldbeschläge, erfüllte Verzierungen aus kompliziertem Schnitzwerk mit zarten Schatten. Die Farben nahmen eine dunklere, mysteriösere Tönung an, betonten den verschwenderischen Reichtum, der sich in den samtenen Decken, dem kostbaren Brokat, den seidenen Laken und dem matten Glanz von feinstem Leder zeigte.
Den Mittelpunkt in Martins Schlafzimmer bildete sein riesiges, mit kunstvoll gedrechselten Säulen versehenes Himmelbett, dessen Vorhänge aus schwerem Brokat bestanden. Seidene Laken und Bezüge, eine dicke Federmatratze und schier unzählige Kissen bildeten eine Bettstatt, die eines Kaisers würdig gewesen wäre.
Und dessen Verführerin.
Martin schob die Wärmepfanne beiseite. Dann legte er Amanda behutsam nieder und ließ sie zwischen die Laken gleiten. Sie hatte das Wesen einer Sirene - er konnte den Blick, geschweige denn seine Gedanken einfach nicht von Amanda losreißen. Sie hatte so viele verschiedene Facetten, war so reich wie ein buntes Kaleidoskop. Das hatte er von Anfang an gespürt, obwohl er sich wirklich große Mühe gegeben hatte, jene Erkenntnis wieder aus seinem Bewusstsein zu verdrängen. Nun endlich durfte er seine Sinne an ihr laben, bis er ganz erfüllt war von ihrem Wesen. Durfte den Anblick von Amanda, den Anblick ihres prachtvoll glänzenden Haares, das sich über die Kissen ergoss, tief in sich aufnehmen, durfte den warmen Ton, den ihrer beider Liebesspiel ihrer Haut verliehen hatte, genießen, ebenso wie die zarten Spuren der Besitzergreifung, die seine Finger und sein Mund auf ihrer seidenglatten Alabasterhaut hinterlassen hatten. Und obgleich er seidene Decken um sie geschlungen hatte, so waren diese doch viel zu dünn, um Amandas verführerischen Körper vor seinem Blick zu verbergen, um ihre anmutig geformten Glieder zu verbergen und die Wirkung, die diese auf ihn, Martin, hatten, abzuschwächen.
Plötzlich wurde ihm bewusst, wie nervös er war, viel zu erregt, um Ruhe zu finden. Er legte Amandas Kleidung auf dem Boden ab, nahm die Wärmpfanne und ging zum Kamin hinüber.
Als er wieder zu seinem Bett zurückkehrte, bewegte Amanda sich leicht, reckte sich träge... bis sie die Muskeln wieder entspannte und abermals in den Schlummer glitt. Das eine, schön geschwungene Bein hatte sie angewinkelt, das andere ausgestreckt. Die seidenen Laken lagen straff über ihre Hüften gespannt, waren ein wenig auseinandergerutscht, verlockten Martins Sinne, quälten ihn, stellten seine Selbstbeherrschung auf die Probe...
Die Zähne fest zusammengebissen, griff Martin nach der Bettdecke. Für Amanda war ihr gemeinsames Spiel noch neu gewesen, und wahrscheinlich hatte es sie erschöpft - dann entdeckte Martin ein Fetzchen blauer Seide, das sich um einen ihrer Oberschenkel schlang. Ihre Strumpfbänder.
Eine volle Minute lang überlegte Martin hin und her,
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