Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
großzügigen Mund noch weicher und begehrenswerter erscheinen ließ, als er es ohnehin schon war. Lucas spürte, wie sich ein brennendes Verlangen in ihm regte.
„Das Sündigen scheint Ihr Spezialgebiet zu sein, Mr Wolfe, meines ist Eventmanagement.“
„Zwei Welten, zwischen denen es keinen Berührungspunkt gibt“, stellte er mit einem theatralischen Seufzer fest. „Ich glaube, gerade bricht mein Herz.“
„Ich befürchte, was Sie sagen oder tun, entspringt einem ganz anderen Teil Ihrer Anatomie!“, entschlüpfte es Grace zu ihrem eigenen Entsetzen.
Sein schadenfrohes Lachen hätte nicht triumphierender sein können. „Dass Sie sich offenbar gedanklich mit diesem Teil meiner Anatomie beschäftigen, lässt mich doch gleich wieder hoffen. Haben Sie keine Scheu zu erkunden, wonach immer Ihnen auch zumute ist. Ich werde mich nicht wehren.“
Fasziniert beobachtete Lucas, wie sich ihre hohen Wangenknochen dunkelrot färbten. Doch ansonsten war ihre eiserne Selbstkontrolle absolut bewundernswert. Wie es wohl sein mochte, wenn sie sich einmal gehen ließ?
„Ehe Sie völlig Ihrer ausschweifenden Fantasie erliegen, sollte ich Sie vielleicht darüber aufklären, dass ich entgegen meiner Reputation noch nie ein weibliches Kleidungsstück ohne vorherige deutliche Aufforderung aufgeknöpft habe.“
Verblüfft hob Grace die Augenbrauen. Anstatt sie anzuschauen, schnippte Lucas lässig ein unsichtbares Staubkörnchen vom Ärmel seines italienischen Designeranzugs. Und plötzlich war er wieder ganz der weltgewandte Lebemann, ohne auch nur den Hauch eines verwegenen Freibeuters, weder in Haltung noch in Worten.
Als er den Blick hob und ihn spöttisch auf ihre Finger richtete, mit denen sie nervös an den Knöpfen ihrer Kostümjacke herumspielte, vertiefte sich die Röte auf Graces Wangen. Was ihrem Gegenüber ein weiteres triumphierendes Lächeln entlockte.
Mit einem wenig betrauerten Vater geschlagen, dessen Temperament ebenso zügellos und unberechenbar gewesen war wie seine Gewalttätigkeit, hatte Lucas früh lernen müssen, in einem grausamen und unsicheren Umfeld zu überleben. Das hatte ihn zu einem Meister der Manipulation gemacht, der brenzlige Situationen blitzartig erfasste, sie zu seinem Vorteil nutzte und nahezu immer gewann. Schließlich war er nicht ohne Grund Lucas Wolfe und damit zu einer Art Legende geworden.
„Lassen Sie mich offen sein, Mr Wolfe …“
„Wenn ich daraus schließen soll, dass Sie es bisher nicht waren, machen Sie mir regelrecht Angst“, behauptete er. „Werde ich vollen Körperschutz brauchen?“
Grace setzte ein künstliches Lächeln auf. „Absolut nicht.“ Ihre Stimme klang plötzlich süß wie Milch und Honig. Das überraschte und alarmierte ihn gleichermaßen. „Ich entschuldige mich aufrichtig bei Ihnen, sollte der Eindruck entstanden sein, dass ich nicht überglücklich über unsere künftige Zusammenarbeit sein könnte“, schnurrte sie. „Ich bin sicher, zwischen Ihnen, mir und Hartington wird sich eine lange, produktive Beziehung entwickeln. Wie Sie wissen müssten, liegt dem Vorstand von Hartington sehr viel an einer Verbindung zu Ihrer Familie.“
Meine Familie! Lucas weigerte sich, auch nur an sie zu denken. Alles in ihm sträubte sich dagegen, den Gespenstern der Vergangenheit entgegenzutreten. Qual, Verlassenheit und die Schuldgefühle angesichts seiner eigenen Verfehlungen gähnten wie ein schwarzer Abgrund vor ihm und drohten ihn zu verschlingen.
Ich brauche dringend Schlaf! schoss es ihm durch den Kopf.
„Sprechen Sie eigentlich immer in Presseschlagzeilen?“ Müdigkeit und Erschöpfung ließen seine Stimme rau klingen. „Oder ist das nur zu meiner Unterhaltung gedacht? Falls ja, dann kann ich Ihnen mindestens ein Dutzend Vorschläge machen, mit denen Sie meine ungeteilte Aufmerksamkeit weitaus schneller erlangen könnten.“
„Verzeihung, aber mein Fokus liegt momentan zu hundert Prozent auf der bevorstehenden Jubiläumsveranstaltung von Hartington“, erwiderte Grace mit einem gleichbleibend geschäftsmäßigen Lächeln. Endlich war es ihr gelungen, sich wieder in ihren hart antrainierten gewohnten Businessmodus einzuklinken! „Vielleicht ist Ihnen nicht bewusst, dass es nur noch knapp drei Wochen bis zum großen Tag sind, an dem unser Traditionskaufhaus sich der Öffentlichkeit im modernen, neuzeitlichen Gewand präsentieren wird.“
„Und ob ich das weiß!“, kam es dumpf zurück.
„Dann muss Ihnen ebenfalls bewusst sein, wie aufregend
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