Küsse niemals deinen Chef! (German Edition)
und arbeitsreich diese Zeit für alle Mitarbeiter von Hartington ist. Und ich bin sicher, ein Mann Ihres Formats wird dem geplanten Event noch eine gehörige Portion Glanz aufsetzen können.“
Mit zusammengekniffenen Augen suchte Lucas in ihrer harmlosen Miene nach einem Anzeichen, das ihm verraten könnte, ob die Eventmanagerin vom Hartington sich gerade über ihn lustig machte. Er kam aber zu keinem befriedigenden Ergebnis.
„Komisch, bisher hatte es den Anschein, dass die Art von öffentlicher Aufmerksamkeit, wie ich sie errege, so gar nicht nach Ihrem Geschmack ist, Miss Carter.“
Er kennt meinen Namen! Grace tat ihr Bestes, um sich dadurch nicht verunsichern zu lassen. „Gar keine Publicity ist auf jeden Fall die schlechteste Publicity“, erwiderte sie diplomatisch.
„Tja, dann sollte ich mich am besten so schnell wie möglich wieder ins pralle Leben stürzen, um Hartington mit den so dringend benötigten Schlagzeilen zu versorgen, denken Sie nicht auch?“
Grace nickte zustimmend. Das unechte Lächeln saß immer noch wie festgefroren auf ihren Lippen. „Ich freue mich sehr über Ihre Kooperationsbereitschaft, Mr Wolfe. Möglicherweise sollten Sie aber wenigstens noch so lange damit warten, bis Ihre Wunden zumindest oberflächlich abgeheilt sind.“
Verdammt! Habe ich Grace Carter unterschätzt? Plötzlich wurde ihm die geradezu hypnotische Kraft ihrer honigsüßen Stimme, gepaart mit dem trügerisch sanften, tödlichen Unterton, bewusst. Gegen seinen Willen war Lucas beeindruckt.
„In jedem Fall freue ich mich über den Vorzug, Sie persönlich kennengelernt zu haben, Mr Wolfe.“
„Lucas.“
„… und ich bin sicher, dass sich auch in Zukunft wieder die Gelegenheit für einen freundschaftlichen Gedankenaustausch finden lässt, nach dem Jubiläum. Möglicherweise aber sogar schon während der nächsten Wochen anlässlich eines Meetings, an dem auch die PR-Abteilung beteiligt ist. Sobald Sie sich ein wenig bei Hartington eingelebt haben …“
„Sie sind doch Grace Carter, oder nicht?“, stoppte er genüsslich ihren Redefluss. Es gefiel ihm, ihren Namen auszusprechen, besonders angesichts der Abwehr in ihren mokkabraunen Augen. „Charlie hat mir versichert, dass Sie genau die richtige Person sind, die mir dabei helfen kann, mich hier sinnvoll einzubringen.“
„Charlie?“ Grace hoffte immer noch inständig, sich verhört zu haben.
„Charlie Winthrop“, half Lucas ihr auf die Sprünge und genoss es zu beobachten, wie sie zum zweiten Mal errötete. Diesmal allerdings nicht aus Verlegenheit, sondern aus Empörung. „Ich bin Ihnen sozusagen ausgeliefert, Miss Carter, und stehe Ihnen ab sofort voll und ganz zur Verfügung.“
Ihre Empörung verwandelte sich unverkennbar in Ärger und Ablehnung, doch davon ließ Lucas sich nicht einschüchtern. Dass eine Frau derart negativ auf den leisesten Flirtversuch von seiner Seite reagierte, war allerdings Neuland für ihn.
„Verstehe. Als Geschäftsführer von Hartington kann Mr Winthrop Ihre Fähigkeiten und Ihren Nutzen für die Firma wahrscheinlich am besten beurteilen. Also, willkommen an Bord, Mr Wolfe.“
Das kam so flüssig und natürlich über ihre Lippen, dass er fast geneigt gewesen wäre, ihr zu glauben – aber eben nur fast. „Kleine Lügnerin …“, murmelte er. „Ihr Glück, dass ich in der gleichen Liga spiele.“
Noch bevor Lucas sich dazu entschließen konnte, ein weiteres Mal sein unwiderstehliches Lächeln an ihr zu testen, drückte sie entschlossen die Klinke herunter und stieß die Tür auf.
„Ich denke, wir beide werden bestens miteinander auskommen“, prophezeite Lucas und setzte mit Bedacht seine stärkste Waffe ein, während er an Grace vorbei aus dem Büro schlenderte.
Beim Anblick der verführerischen Grübchen in den stoppeligen Wangen wurden ihre Knie ganz weich. Sobald Lucas draußen war, drückte Grace die Tür fest ins Schloss und lehnte sich von innen, am ganzen Körper bebend, dagegen.
Noch am gleichen Tag gab Charles Winthrop vor der gesamten Belegschaft bekannt, dass man überaus erfreut sei, Lucas Wolfe an Bord des Hartington-Schlachtschiffs willkommen zu heißen.
Grace lächelte dazu ausgesprochen verbindlich. Das tat sie auch noch, als ihr Chef sie später unter vier Augen anwies, den zügellosen Playboy mit ihrem sachlichen Pragmatismus im Zaum zu halten. Doch in Gedanken warf sie ihr kostbares chinesisches Sammelservice stückweise gegen die Wand.
Und ihr mentaler Vandalismus setzte sich
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