Küsse und andere Katastrophen
nicht nur dumm, sondern auch gefährlich.
“Danke für den guten Ratschlag.” Lächelnd wandte sie sich ab und ging in ihr Apartment, das bis auf ihr Schlafzimmer und ihr Bad leer geräumt war. Fast alle ihre Möbel und ihre persönlichen Dinge befanden sich jetzt bei ihren wertvollen Antiquitäten in einem Lagerhaus.
Nur das Schlafzimmer war ihr als Zufluchtsort noch geblieben. Hier stand das große Himmelbett mit der luxuriösen Bettwäsche. Das war ihr noch aus der Zeit geblieben, als ihr Bankkonto immer prall gefüllt gewesen war.
Taylor fand es nicht schlimm, dass sie ihren Weg jetzt selbst meistern musste. Sie sah es eher als Herausforderung, der sie sich zu stellen hatte. Das alles war so plötzlich gekommen, und niemand hatte auf ihre Gefühle Rücksicht genommen.
Es wäre noch stark untertrieben zu behaupten, dass sie ihrer Familie nicht sehr nahe stand. Ihre Familie war selbstsüchtig, und da konnte sie sich selbst auch nicht ganz ausschließen. Jeder dachte in erster Linie nur an sich, etwas, das Taylor nicht ausstehen konnte. Ihre Absätze klapperten über den Boden, während sie hin und her lief. Sie sehnte sich nach einem anderen Leben. Sie wollte mehr als das, was sie hatte. Irgendetwas fehlte ihr.
Nur selten gestattete sie sich solches Selbstmitleid, aber jetzt sehnte sie sich nach Aufmunterung und Mitgefühl. Sie setzte sich auf ihr Bett, kramte ihr Handy hervor und rief Suzanne an.
“Was machen meine Ladenräume?”, fragte Suzanne zur Begrüßung. “Kann ich bald einziehen?”
Im Hintergrund hörte Taylor das Klappern von Töpfen und Geschirr, und sie musste lächeln. Sofort ging es ihr besser. Suzanne duftete stets nach Vanille, auf ihrer Kleidung waren immer irgendwo Essenskleckse, und meist war sie gerade dabei, irgendeine Köstlichkeit zuzubereiten.
“Dein kleiner Laden macht sich”, beantwortete Taylor die Frage. “Deinem Party-Service steht kaum noch etwas im Weg.”
“Ich bin jedenfalls bereit.”
“Ich auch.” Hoffentlich konnte sie dann auch zeitgleich in die anderen Geschäftsräume einziehen. Voraussetzung dafür war allerdings, dass sie auf einen weiteren Mieter verzichten konnte. Taylor seufzte. “Ich kann es kaum erwarten, dich wieder in meiner Nähe zu haben.”
Das Töpfeklappern verstummte. “Ich dachte, dir gefällt es, ganz allein zu leben.”
“Tja, eigentlich gefällt es mir nicht so sehr, wie ich gedacht hätte.”
Einen Moment lang war vom anderen Ende der Leitung kein Laut mehr zu hören. “Taylor? Was ist los?”
Mist, sie hatte sich verraten. Ihre Freundinnen bedeuteten ihr sehr viel, aber sie war es nicht gewohnt, sich ihnen zu offenbaren. Taylor fiel es ohnehin schwer, über ihre Probleme zu reden. Im Grunde vertraute sie sich überhaupt niemandem an. Sie wusste ja selbst nicht genau, was mit ihr los war. Irgendetwas fehlte ihr, und sie spürte eine vage Sehnsucht in sich. Doch wonach sie sich sehnte, konnte sie nicht sagen.
“Ich wollte mich nur mal melden.”
“Du klingst bedrückt.”
“Nein, das kann nicht sein.”
“Ist auch egal. Ich komme zu dir, sobald ich hier fertig bin. Das kann höchstens eine halbe Stunde dauern. Dann bringe ich Eiscreme mit, und du kannst mir alles erzählen.”
Eiscreme war für Suzanne eine Art Allheilmittel. Normalerweise half Eis essen auch tatsächlich, aber im Moment glaubte Taylor nicht recht daran. “Sahneeis mit Schokolade?” Taylor seufzte.
“Geht klar”, versprach Suzanne. “Gib mir dreißig Minuten, das reicht.”
Die Versuchung war sehr groß. Doch sosehr Taylor Suzanne auch mochte, sie konnte sich nicht vorstellen, ihrer Freundin von ihrer Vergangenheit zu erzählen. Der Verlust von Jeff und die Wahrheit über ihre gefühlskalte Familie, das alles hing irgendwie mit den Gefühlen, die ihr jetzt zu schaffen machten, zusammen. Taylor wollte nicht in diese Erinnerungen eintauchen, nachdem sie sie so viele Jahre verdrängt hatte. Wenn sie das jetzt tat, wäre der Schmerz vielleicht wieder so intensiv wie früher. “Heute Abend muss ich zu einem Treffen der Historischen Gesellschaft.” Das stimmte sogar. “Aber vielleicht morgen, okay?”
“Abgemacht?”
“Abgemacht. Und gib Ryan einen Kuss von mir.”
“Ich wünschte, du würdest während der Bauarbeiten zu uns ziehen. Wenigstens zum Übernachten.”
“Mir geht’s hier ganz gut.”
“Aber du bist mitten in der Altstadt ganz allein in diesem großen leeren alten Haus.”
“Genau deswegen wird mich hier auch niemand
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