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Kuessen Auf Eigene Gefahr

Kuessen Auf Eigene Gefahr

Titel: Kuessen Auf Eigene Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Rowe
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«Reina, ich kann mich nicht drücken.»
    Reina stemmte ihr Handy aus Trinitys Fingern. «Weshalb denn nicht? Wenn dir die Hölle auf den Fersen ist, ist wegrennen eine ganz natürliche, menschliche Reaktion. Vor mir versuchen die Leute auch ständig wegzurennen.»
    Trinity hob die Augenbrauen. «Und hilft es, wenn sie versuchen, sich vor dir zu verstecken?»
    «Also, eigentlich nicht, aber ich bin auch richtig hartnäckig», erwiderte Reina achselzuckend.
    «Und ist der Fluch das nicht auch?»
    «Hm ... stimmt. Aber das ist etwas anderes. Ich meine –»
    «Nein.» Trinity neigte sich zu ihr. «Ich muss mir selbst beweisen, dass ich stärker bin als der Fluch.» Wenn sie es schaffen würde, unter dem Diktat des Fluchs der Versuchung zu widerstehen, dann würde sie wieder an sich glauben können und wissen, dass ihre Seele noch etwas wert war. «Ich muss sicher sein, dass ich nicht bloß eine niederträchtige Killerin bin und den Fluch als Entschuldigung für meine niederträchtigen Taten benutze.»
    Jedes Mal, wenn sie von dem Fluch übermannt wurde und sich selbst dabei zusah, wie sie guten Menschen Schreckliches antat, starb sie beinahe vor Angst. Reina wie auch ihre Familie schoben dem Fluch alle Schuld an ihrem Verhalten zu, aber sie selbst wurde einfach den Gedanken nicht los, dass sie, wenn sie nur gut genug, stark genug wäre, sich selbst bremsen könnte. Sie musste die Wahrheit erfahren, musste ergründen, ob tief in ihr ein liebenswerter Mensch steckte.
    Reina beobachtete sie und schnalzte leise mit der Zunge. «Du hast keine Ahnung, was für eine gute Seele du hast, oder? Du solltest diese Kotzbrocken sehen, mit denen ich es immer zu tun habe. Das sind wirklich schlechte Menschen –»
    «Trinity? Trinity Harpswell?»
    Trinity sah auf und erblickt zwei Frauen, die an ihrem Tisch standen. Beide trugen Anzüge und sahen sehr nach Business aus. In ihren Jobs arbeiteten sie bestimmt täglich eng mit Männern zusammen – ganz im Gegensatz zu Trinity, die in einer Einrichtung arbeitete, die geschiedenen Frauen half, ein neues Leben zu beginnen. Waren diese Frauen etwa bei einer der Selbsthilfegruppen gewesen? Kannten sie sie deshalb? «Tut mir leid, ich weiß nicht, wer –»
    «Sie sind es.» Eine der Frauen ergriff Trinitys Hand und schüttelte sie energisch. «Es ist so eine Freude, sie kennenzulernen.»
    Trinity warf Reina einen Blick zu, aber die zuckte nur fragend mit den Schultern. «Ähm, ich glaube, Sie verwechseln mich –»
    «Sie sind die Frau, die eigenhändig den Boston-Bedtime-Würger in ihrem eigenen Bett erledigt hat?»
    Oh ... Trinity machte ihre Hand los. «Er hieß Barry Baldini und er war ein guter Mensch –»
    «Ja, sie ist es», quatschte Reina dazwischen. «Aber sie ist immer noch sehr traumatisiert. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht –»
    «Oh, selbstverständlich.» Die Frau zog respektvoll den Kopf ein. «Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie eine Inspiration für mich sind. Wie Sie sich gegen einen Mann behauptet haben, der so viele Frauen misshandelt hat und den die Polizei nicht fassen konnte. Sie sind die pure Frauenpower.» Sie grinste einfältig und wedelte mit ihrer Faust. «Wegen Ihnen habe ich Jura studiert und jetzt bin ich die stellvertretende Bezirksstaatsanwältin und schicke jeden Tag Drecksäcke wie den Würger hinter Schloss und Riegel –»
    Trinity ballte eine Faust in ihrem Schoß. «Er war kein Dreck –»
    «Vielen Dank.» Reina schnitt ihr das Wort ab und trat gleichzeitig unter dem Tisch nach ihr. «Schönen Tag noch.»
    Die Frauen eilten davon und Reina funkelte Trinity böse an. «Barry war kein Drecksack, und ich verdiene dafür, dass ich ihn umgebracht habe, kein Lob. Es war Mord –»
    «Trink, Mädel. Du musst dich entspannen.» Reina schob ihr Weinglas über den Tisch. «Er hat zwei Dutzend Frauen erwürgt. Für die weiblichen Bewohner von Boston war es ein Glück, dass du dich in ihn verliebt und ihn dann getötet hast. Sei ein bisschen nachsichtiger mit dir selbst. Du hast dich doch nur mit ihm eingelassen, weil du wusstest, dass er ein Frauen hassendes Schwein ist, das du niemals lieben könntest. Selbst wenn man das Serienmörderdings außer Acht lässt, war er kein sonderlich netter Kerl.»
    Bei dem Gedanken an ihren letzten gemeinsamen Abend krampfte sich Trinitys Herz zusammen. Barry hatte für sie gekocht, Champagner und Rosen besorgt und ihr gestanden, dass er sich durch sie zum ersten Mal in seinem ganzen Leben selbst lieben konnte. In jenem

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