Küssen ist die beste Medizin (German Edition)
„Aber was soll’s, schließlich lebt man nur einmal, nicht wahr?“
Er hob die ganze Quesadilla vom Teller und verschlang sie in zwei Bissen. Dann sah er Denise an. „Wollten Sie auch etwas davon haben?“
„Ich schätze, nein.“
Art schien von ihrer Antwort unbeeindruckt. „Wir können ja noch eine bestellen.“
„Schon gut. Ich habe keinen Hunger.“
Die nächsten zehn bis fünfzehn Minuten verbrachten sie damit, die Details der Altersvorsorge zu diskutieren. Art war sehr stolz auf seine private Rentenversicherung. Auch erklärte er ihr in allen Einzelheiten, worauf sie bei der Auswahl einer Krankenzusatzversicherung für Rentner achten sollte.
„Ich bin noch ein paar Jahre von der Rente entfernt“, bemerkte sie geschwächt.
„Man kann nie früh genug damit anfangen, sich vorzubereiten.“
„Ja, wahrscheinlich.“
Bis jetzt hatte sie ihren Wein noch nicht angerührt. In der Regel mochte sie nicht trinken, ohne auch etwas zu essen, aber sie hatte nicht vor, sich noch etwas zu bestellen. Das wäre nicht nur peinlich, es würde auch bedeuten, dass sie länger bleiben müsste.
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es waren erst zwanzig Minuten verstrichen. Gab es ein Problem mit der Erdumdrehung? Es fühlte sich an wie eine ganze Stunde. Sie seufzte.
„Was machen Sie denn sonst noch gerne?“, fragte sie. Bislang hatten sie nur über Art gesprochen, aber das war okay für sie, denn schließlich war sie nicht an einer Beziehung mit ihm interessiert und somit auch nicht scharf darauf, viel von sich preiszugeben.
Er stellte sein Glas ab und beugte sich zu ihr vor. Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie geglaubt, dass er sie lüstern ansah.
„Ich habe noch immer meine Freude an den Schlafzimmer-Spielchen“, sagte er augenzwinkernd. „Wenn Sie interessiert sind, ich hätte nichts dagegen, mit Ihnen ein oder zwei Runden Ausbrecher und Frau des Gefängniswärters zu spielen.“
Denise öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Sie merkte, wie sie rot wurde, und hoffte, dass niemand ihn gehört hatte.
Sie stand auf. „Das glaube ich nicht. Es war nett Sie kennenzulernen, Art, aber für mich wird es jetzt Zeit zu gehen.“
Er hielt ihre Hand fest. „Sie sind jetzt seit zehn Jahren Witwe. Da müssen Sie doch leiden. Ich bin bereit, Ihnen zu helfen.“ Er wackelte vielsagend mit den Augenbrauen.
Denise wusste nicht, ob sie lachen oder schreien sollte. Am liebsten hätte sie ihm seinen Weißwein mit den Eiswürfeln in den Schoß gekippt. Aber damit hätte sie einen Streit vom Zaun gebrochen, und das entsprach nun einmal nicht ihrer Art. Gott sei’s geklagt!
„Leben Sie wohl“, sagte sie bestimmt, während sie sich die Handtasche über die Schulter hängte.
Sie drehte sich um und marschierte entschlossen dem Ausgang zu. Der gepflasterte Weg war ein wenig uneben, und als sie um die Ecke bog, hätte sie fast das Gleichgewicht verloren. Bevor sie aber fallen konnte, fühlte sie, wie jemand nach ihrem Arm griff und sie stützte. Einen entsetzlichen Augenblick lang glaubte sie, dass Art ihr gefolgt war, dass er zu den Männern gehören könnte, die das Wort „Nein“ nicht verstanden.
Sie richtete sich auf und schaute den Mann an, der sie gerettet hatte.
Regen, darf ich vorstellen, Traufe, dachte sie und starrte in ein vertrautes dunkles Augenpaar.
Auch wenn sie Max Thurman seit nunmehr fast vierzig Jahren nicht mehr gesehen und das letzte Jahr damit verbracht hatte, ihm aus dem Weg zu gehen, erkannte sie ihn sofort wieder. Er hatte noch immer dieselben breiten Schultern, denselben muskulösen Körperbau. Und, verdammt noch mal, der Mann sah noch immer aus wie ein Gott in Jeans.
„Denise?“
Auch Max starrte sie an. Sie dachte, dass er eher erfreut wirkte als überrascht, war sich jedoch nicht sicher. Gleichermaßen verwirrend war, dass sie ein Flattern im Magen verspürte. Sie fühlte sich genauso nervös wie damals, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war, da war sie siebzehn und Max zwanzig Jahre altgewesen. Er war bereits ein Mann, sie stand noch am Scheitelpunkt zwischen Mädchen und Frau. In der Nacht zu ihrem achtzehnten Geburtstag hatte er ihr geholfen, ihn zu überschreiten.
Er lächelte. „Du bist es. Ich hatte gehofft, dass wir uns …“
Zufällig begegnen? Die Chancen dazu hatten ziemlich schlecht gestanden, schließlich hatte sie alles getan, um das nicht geschehen zu lassen, und jede Gelegenheit vermieden, die einen Augenblick wie diesen herbeiführen könnte.
„Ich
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