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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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gelegt.
    Â»Falsch.« Er, Mister Super-Brain aus Italien, hatte sich meinen Namen tatsächlich nicht gemerkt, was mich ziemlich aufregte.
    Â»Aber es war was mit L , richtig?«
    Â»Lena«, sagte ich, weil ich keine Lust auf Spielchen hatte.
    Â»Lena – und weiter?«
    Â»Keller. Das Gegenteil von Dachgeschoss.« Ich brachte den Witz lieber selbst, bevor er noch auf die Idee kam. Lena Dachgeschoss war in unserer Klasse so etwas wie ein Running Gag. Ich konnte es kaum noch hören.
    Ohne die Miene zu verziehen, reichte mir Luca die Hand. So als würden wir nicht in ein und dieselbe Klasse gehen, sondern wären Geschäftspartner, die einen Deal besiegelten. »Luca. Luca Pisani.«
    Â»Freut mich«, erwiderte ich und lächelte schmierig wie ein Ganove.
    Â»Glaub ich dir nicht.« Luca zeigte beim Grinsen seine weißen Beißerchen, die ein bisschen künstlich aussahen. »Du findest es zum Kotzen, dass ich hier einziehe. Kann ich auch verstehen. Es ist ja deine Stadt. Deine Straße. Dein Fahrrad. Und dein Fahrradständer.«
    Â»Mir doch egal, wo du einziehst. Solange du nicht überall deine Duftmarke hinterlässt.«
    Luca lachte scheppernd. »Du bist ja doch nicht so humorlos, wie ich zuerst dachte! Hätte mich allerdings auch gewundert – bei dem süßen Jeans-Po.«
    Â»Sehr witzig«, gab ich zurück, sauer über seine plumpe Anmache. »Und du hast zu viel Gel im Haar.«
    Â»Wirklich?« Luca griff sich in seinen gelstarren Lockenschopf. Einen Moment lang schien er aus dem Konzept geraten zu sein.
    Â»Vielleicht läuft man in Italien so rum«, setzte ich nach. »Hier ist das einfach nur daneben.«
    Â»Okay, dann muss ich das wohl ändern«, erwiderte er vollkommen ernst.
    Â»Prima. Und klapp bitte auch deinen Polokragen runter. Das sieht total dämlich aus.«
    Lucas Schneidezähne blitzten auf. »Hey! Du könntest mir zur Abwechslung ruhig mal was Nettes sagen! Irgendwas muss doch auch okay an mir sein. Abgesehen von meinem talentfreien Gesang, meinen bescheuerten Gelhaaren und dem aufgestellten Polokragen.« Er zupfte daran und klappte ihn dann tatsächlich runter.
    Â»Warum zieht ihr eigentlich ausgerechnet in die Rankestraße?«, überging ich seine Bemerkung. Er sah so sehr nach Geld aus, dass ich mich tatsächlich darüber wunderte. Die Rankestraße war nicht gerade die nobelste Gegend.
    Luca hob gleichgültig die Schultern. »Zufall. Es war die erste akzeptable Wohnung, die meine Mutter übers Internet gefunden hat. Wir konnten uns von Italien aus ja nichts angucken.«
    Â»Und wo hast du vorher gewohnt?«
    Â»In einer Pension. Unsere Möbel sind heute erst aus Italien gekommen.«
    Weil ich nicht wusste, wohin mit meinen Händen, klimperte ich mit dem Fahrradschlüssel. »Und einen Vater? Gibt’s den auch?«
    Â»Logisch! Sonst wäre ich ja wohl kaum hier, hätte zwei Beine, zwei Arme und ein Hirn zum Denken. Und um deine Neugier zu befriedigen: Er ist in Italien geblieben.«
    Wahrscheinlich hatten sich seine Eltern getrennt. Bei vielen in unserer Klasse war das so.
    Â»Ich bin auch mit meiner Mutter allein«, sagte ich in dem plötzlichen Bedürfnis, den Blödmann trösten zu wollen.
    Â»Deine Eltern sind geschieden?«
    Â»Nein, mein Vater ist tot.« Ich ließ meine Stimme fröhlich klingen. »Bei einem Unfall gestorben, als ich noch klein war.«
    Ich kannte das schon. Die bestürzten Mienen, wenn ich davon erzählte. Aber es war gar nicht mal so schlimm, wie es sich anhörte. Schließlich erinnerte ich mich nicht an das Leben mit meinem Vater. Wen oder was sollte ich also vermissen? Es gab nur ein paar Fotos im Fotoalbum, die mich manchmal traurig stimmten.
    Â»Oh, das tut mir leid.« Luca bohrte seine Turnschuhspitze in den Asphalt. Wie seine edle Schultasche waren auch seine Sneakers aus Leder.
    Â»Muss es nicht«, murmelte ich. »Schon in Ordnung.« Warum hatte ich es ihm nur erzählt? Ausgerechnet dem Neuen, der so gar keine Bedeutung in meinem Leben hatte.
    Â»Okay, ich geh dann mal wieder zu meinem Kaktus. Aber wenn du magst …« Er blickte zu Boden. »Vielleicht trinken wir mal eine Cola zusammen?«
    Â»Ja, vielleicht«, entgegnete ich und fügte in Gedanken hinzu: ›Mit dir ganz bestimmt nicht. Ich brauche niemanden zum Colatrinken – und schon gar nicht einen Lackaffen

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