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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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venezianischen Kanälen verflüchtigt. »Ich glaub, wir haben einfach nicht zusammengepasst.«
    Â»Komisch, dass man das immer erst hinterher merkt.« Er sah mich an – ein paar Sekunden lang Röntgenblick –, dann rührte er in seinem Eis herum, als wollte er es im Turboverfahren zum Schmelzen bringen. »Vielleicht liegt es daran, dass man immer zu schnell auf Sex aus ist«, fuhr er fort.
    Dazu wollte ich lieber nichts sagen. Ich war bei Filippo nie auf Sex aus gewesen. Keinen einzigen Tag lang, so viel war klar gewesen.
    Luca schaute nachdenklich aufs glitzernde Wasser der Lagune. »Ich verstehe sowieso nicht, warum noch keiner den Beziehungsführerschein eingeführt hat. Bevor du den nicht bestanden hast, darfst du dich auf niemanden einlassen.«
    Â»Du meinst, man muss erst wochenlang Theorie büffeln, bevor man zur Praxis übergeht?«, gluckste ich.
    Luca nickte bedächtig.
    Â»Und was lernt man genau in dieser Liebesschule?«
    Sein Blick glitt in den Himmel, als stünde dort, auf einer Wolke, der Stundenplan. »Wie man miteinander umzugehen hat. Wie man erfolgreich streitet, ohne dass es danach gleich aus ist. Eine gemeinsame Reise wäre übrigens auch super. Allerdings ohne Küssen und das ganze Zeug, das alles nur verkompliziert.«
    Jetzt gackerte ich erst richtig los. Ich dachte, Luca würde mitlachen, doch er sah mich fest an. Nur seine Augen schienen spöttisch zu lächeln. »Ich meine das total ernst!«
    Â»Von mir aus. Nix dagegen«, murmelte ich mit einem plötzlich unwohlen Gefühl im Magen. Vielleicht das Eis. Doch zu fett, zu süß, zu venezianisch.
    Es tutete, im nächsten Augenblick schob sich ein Ozeanriese in mein Blickfeld und glitt in Zeitlupe durch die Lagune. An Bord standen ameisengroße Passagiere. Als das Schiff näher kam, winkten sie. Luca hob die Hand, winkte zurück und murmelte ins Nirgendwo: »Vergiss am besten, was ich gesagt habe. Venedig ist schuld. Die Stadt steigt mir wohl zu Kopf.«
    Wir ließen das Thema fallen, quatschten über dies und das und beobachteten dabei die Passanten. Japanische Touristen, Einheimische mit Einkaufs-Trolleys, Kinder. Gegen eins kamen unsere Mütter vorbei, um mit uns einen Happen essen zu gehen.
    Â»Worauf habt ihr Lust?«, wollte Anna wissen. »Pasta? Pizza? Fisch?«
    Â»Egal«, sagte Luca und grinste mir verschwörerisch zu. »Hauptsache, kein Eis.«
    Wir klapperten sämtliche Restaurants auf dem Campo Santa Margherita ab, schauten auf diese, auf jene Menükarte und entschieden uns am Ende doch bloß für ein Stück Pizza auf die Hand. Es schmeckte göttlich. So wie Pizza nur in dieser Stadt auf einer Bank unter den Platanen schmecken kann. Spatzen flatterten um uns herum und erhofften sich, neben den vielen Tauben, die mit wackelnden Köpfen um unsere Füße strichen, auch ein paar Krumen abzubekommen.
    Anna und meine Mutter waren noch ganz im Kunstrausch. Die alten Schinken hatten es ihnen so sehr angetan, dass sie ihr sonst übliches Mittagsschläfchen im Hotel gegen einen Besuch im Museum Grande Scuola di San Rocco tauschen wollten. Ich freute mich für Mama. Dass ihr Herzschmerz wegen Günther tatsächlich in weite Ferne gerückt war. Dass sie wieder lachen konnte, Spaß hatte, begeistert war …
    Sie schlug uns vor mitzukommen, aber Luca und ich waren uns einig, dass jede Minute in dieser Stadt zu kostbar war, um sie im Museum zu vergeuden. Auch wenn es jetzt, am frühen Nachmittag, merklich kühler wurde und kein Sonnenstrahl mehr in die engen Gassen drang, wollten wir einfach nur herumlaufen, Venedig aufsaugen und den manchmal modrigen Geruch der Kanäle riechen.
    Zusammen tranken wir einen Cappuccino im Stehen, bezahlten einen Spottpreis dafür, dann trennten sich unsere Wege wieder. Während Anna und Mama in einer Gasse abtauchten, überquerten Luca und ich zum zweiten Mal an diesem Tag die Accademia -Brücke. Wir liefen weiter zum Campo Santo Stefano , wo wir uns rechts in eine Gasse schlugen, die, wie wir hofften, zum Markusplatz führte. Trashige Souvenirläden, Geschäfte, die Muranoglas anboten, sowie edle Boutiquen säumten unseren Weg. Als ich bei einem Geschäft mit Süßigkeiten stehen blieb, seilte sich Luca kurzerhand in einen Schmuckladen ab, um für seine Mutter Ohrstecker zu kaufen. Es sollte eine Überraschung werden. Ein kleiner Dank

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