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Kuessen kann schon mal passieren

Kuessen kann schon mal passieren

Titel: Kuessen kann schon mal passieren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fuelscher
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direkten Weg über den Campo San Bartolomeo genommen hatte, war Luca einen riesigen Umweg über den Campo San Giovanni e Paolo gelaufen, wo er dann wie ein Blöder umhergeirrt war und erst durch einiges Nachfragen den richtigen Kurs eingeschlagen hatte.
    Â»Was war denn los? Warum habt ihr euch getrennt?«, hakte Mama nach.
    Da Luca keine Anstalten machte zu antworten, sagte ich rasch: »Ich wollte noch ein paar Boutiquen abklappern, auf die Luca keine Lust hatte.«
    Mama musterte mich skeptisch. »Du und Boutiquen? Fürs Shoppen ist doch eher Luca zuständig.«
    Â»Aber die Billigläden, in die ich will, sind für ihn Zeitverschwendung«, kam mir die Lüge ohne ein Zögern über die Lippen.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Luca mir zuzwinkerte. Ich war erleichtert. Er schien mir nicht mehr richtig böse zu sein.
    Außerdem schmeckte das Essen wunderbar und trug zusätzlich zur guten Stimmung bei. Anna und meine Mutter hatten Risotto mit Meeresfrüchten bestellt, Luca und ich aßen Nudeln mit Calamari , Erbsen und Tomaten. Zur Feier des Tages gönnte ich mir sogar ein kleines Glas Weißwein, doch der Alkohol stieg mir sofort zu Kopf und löste ein debiles Dauergrinsen bei mir aus. Zumindest fand Luca das. Ich fand, dass ich normal nett wie immer lächelte.
    Â»Nur noch einen halben Tag«, seufzte Mama und schob ihr Risotto zu einem Berg zusammen. »Ich könnte bis ans Ende meiner Tage hierbleiben.«
    Â»Ich auch«, sagte Luca kauend. »Wenn’s die Stadt nicht gäbe, müsste man sie auf jeden Fall erfinden.«
    Â»Was habt ihr denn morgen noch so vor?«, erkundigte sich Anna.
    Ich sah Luca an und er mich. Auch wenn wir uns gestritten hatten, war klar, dass wir den morgigen Tag zusammen verbringen würden. Egal ob unsere Mütter sich uns anschließen würden oder nicht.
    Â»Dogenpalast? Vielleicht Peggy Guggenheim?«, fuhr Anna fort, ihre neuen, rubinroten Ohrstecker betastend.
    Luca zuckte ratlos mit den Achseln und auch ich wusste nicht so richtig. Ich war so randvoll mit Eindrücken, dass mir eigentlich alles recht war. »Vielleicht noch ein paar andere Ecken der Stadt abklappern?«, schlug ich vor.
    Sofort nickte Luca eifrig und meinte, dass das eine ausgezeichnete Idee sei.
    Â»Aber was ist mit all den Museen? Wollt ihr denn gar nicht mal etwas Kulturelles machen?«, erkundigte sich meine Mutter besorgt. Ich konnte nur darüber lachen. Schließlich war hier alles Kultur. Jeder Stein, jede Brücke, jede noch so verdreckte Gasse.
    Wir diskutierten ein paar Ausflugsmöglichkeiten – Burano , den Lido , die Friedhofsinsel San Michele  –, doch unentschlossen, wie wir alle vier waren, vertagten wir die Entscheidung auf den nächsten Morgen.
    Â»Was meint ihr?«, meinte Mama, nachdem wir bezahlt hatten und unsere Jacken überzogen. »Ein letztes Mal zum Markusplatz?«
    Immerhin – es war unser letzter Abend. Also auch die letzte Gelegenheit, noch einmal in die nächtliche Stille der Stadt zu tauchen, durch die Gassen zu streifen und auf das glitzernde Wasser zu schauen. Anna war sogleich Feuer und Flamme, und obwohl Luca und ich gerade erst am Nachmittag dort gewesen waren, wollten wir uns die Gelegenheit nicht entgehen lassen.
    Wir brauchten eine knappe halbe Stunde, dann schlenderten wir kreuz und quer über die Piazza , überwältigt von so viel Schönheit. Der Platz war nahezu menschenleer, bloß die Basilica mit den vier Pferden hob sich majestätisch gegen den Nachthimmel ab. Lucas warme Hand schummelte sich für einen Augenblick in meine. Es fühlte sich gut an. Vertraut und irgendwie geborgen, auch wenn wir kein Wort miteinander redeten. Ich war bloß froh, dass wir nicht mehr stritten, dass alles wieder in Ordnung zu sein schien.
    Erst als wir später mit schmerzenden Füßen zu unserem Hotel zurückkamen, wollte ich es doch noch einmal wissen und fragte ihn, warum er am Nachmittag so ausgerastet wäre.
    Â»Kommt ihr dann?«, rief Mama, mit einem Fuß schon in der Tür.
    Â»Gleich!«, rief ich zurück, weil Luca wie ein störrischer Esel stehen geblieben war.
    Unsere Mütter gingen rein, dann standen wir uns in der gerade mal zwei Meter breiten, mit Taubendreck bekleckerten Gasse gegenüber.
    Â»Also, Luca«, hob ich ein zweites Mal an. »Was war los?«
    Â»Du ahnst es wirklich nicht?« Er stopfte seine Hände in

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