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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Bettdecke
zurück.
    »Es ist doch viel
netter, wenn man die Geheimnisse dieser Welt nicht aus bunten Blättern erfährt,
sondern in der direkten Kommunikation austauscht«, sagte er.
    Senkbiel grunzte etwas,
das wie »Komiker« klang.
    »Von mir aus«,
erwiderte Lüder. »Haben wir Gelegenheit, die Vorstellung an einem anderen Ort
zu Ende zu führen?«
    Der Patient ließ ein
kehliges Lachen hören. »Mit meinem zerdepperten Knie?«
    »Schön«, sagte
Lüder, angelte mit der Fußspitze nach einem hölzernen Besucherstuhl, wies mit
einem Kopfnicken Frauke Dobermann an, Platz zu nehmen, während er sich selbst
mit einem Ruck auf die Bettkante setzte. Senkbiel verzog das Gesicht.
    »Mann, bist du
bescheuert? Das tut weh.«
    »Ach was. Ich kenne
noch mehr Leute, die Schmerzen haben. Sie auch?«
    »Keine Ahnung, wovon
du sprichst.« Harry Senkbiel duzte Lüder wie selbstverständlich. Doch der
wollte auf diese Provokation nicht eingehen.
    »Ich spreche von den
Bomben, die Sie gebastelt haben.«
    Während die beiden
Zimmergenossen zuvor so taten, als würden sie sich mit anderen Dingen
beschäftigen, überwog nun doch ihre Neugierde. Mit offenem Mund starrten sie
abwechselnd Senkbiel und Lüder an.
    »Du spinnst doch«,
war dessen Reaktion. Langsam perlten kleine Schweißtropfen auf seiner Stirn.
    Lüder warf dem
Patienten, der am Fenster lag, einen Blick zu. Es musste der Kurde sein, von
dessen anatolischer Großfamilie Frauke Dobermann gesprochen hatte. Der Mann mit
seinem grauen Bart und dem wettergegerbten zerfurchten Gesicht unternahm nicht
einmal den Versuch, uninteressiert zu wirken.
    »Kann man mit Ihren
Bomben eigentlich auch Ausländer in die Luft jagen?«, fragte Lüder.
    Senkbiel stöhnte
auf, als Lüder sich auf der Bettkante bewegte.
    »Ich bring doch
keine Menschen um.« Mit einem Seitenblick auf seinen Nachbarn ergänzte er: »Schon gar keine Türken.«
    Lüder war erstaunt,
wie schnell der Mann die Fassung verloren hatte. Jemand, der ein reines
Gewissen hat, zeigte sich nicht so erschreckt.
    »Wovon sprechen Sie
überhaupt?« Senkbiel hatte ihn das erste Mal gesiezt.
    »Von der Briefbombe,
die nicht den Empfänger, sondern dessen ahnungslose Ehefrau zum Invaliden
gemacht hat. Für wie dumm halten Sie uns? Es war überhaupt kein Problem für
unsere Techniker, in der Bauart Ihre Handschrift zu identifizieren. Wir haben
selten das Glück, so eindeutige Indizienbeweise zu haben.« Lüder schüttelte den
Kopf. »Mensch, Senkbiel. Sie haben Ihr Leben verpfuscht, als Sie sich damals
den falschen Leuten angeschlossen und für die ein Feuerwerk konstruiert haben.
Warum haben Sie sich nach Ihrer Haftentlassung nicht bescheiden einen Alltag
gestaltet, den Ihnen der Staat, den Sie aus den Angeln heben wollten, auch noch
über Sozialhilfe finanziert?«
    Senkbiel musterte
Lüder eine Weile mit offenem Mund, bevor er erneut protestierte.
    »Das ist doch alles
Unfug, was Sie hier erzählen. Ich liege seit Wochen im Krankenhaus. Wie sollte
ich da so ein Ding basteln?«
    Lüder drohte dem
Mann mit dem Zeigefinger.
    »Das finden wir
heraus. Das sei Ihnen versichert. Als Nächstes wird die Spurensicherung Ihre
Bude auseinandernehmen. Die finden auch das, was Sie gründlich beseitigt haben.
Und dann haben wir noch unsere Spürhunde, die auf Sprengstoff dressiert sind.
Die riechen selbst das, was gar nicht vorhanden ist.«
    »Sie wollen mir
Beweise unterschieben«, kläffte Senkbiel.
    Lüder tippte sich an
die Stirn.
    »Mensch, wir sind
von der Polizei. Der deutschen Polizei. Glauben Sie wirklich, die tut so etwas?
Schon gar nicht die Landespolizei aus Schleswig-Holstein. Nee, mein Lieber.«
    Man sah Senkbiel an,
wie es fieberhaft hinter seiner Stirn arbeitete. Plötzlich griff der Mann zur
Klingel, die neben seinem Kopfkissen lag, und rief nach der Stationsschwester.
    »Ich habe
Schmerzen«, gab er gekünstelt von sich.
    »Schön«, antwortete
Lüder ungerührt. »Wir besorgen uns einen Haftbefehl und lassen Sie in ein
Gefängnishospital verlegen. Bis dahin sollten Sie die Ruhe in diesem Zimmer
genießen. Nutzen Sie die Zeit zu freundlichen Gesprächen mit Ihren
Bettnachbarn.« Dabei nickte Lüder dem türkischen Patienten zu.
    In diesem Moment
betrat eine resolut aussehende Krankenschwester das Zimmer.
    »Die beiden
Herrschaften verstehen nicht, dass es mir schlecht geht, Schwester Conny«, gab
Senkbiel mit klagender Stimme von sich. »Können Sie dafür sorgen, dass sie
gehen?«
    Die grauhaarige Frau
in der weißen Tracht

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