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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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musterte zuerst Lüder, dann die Hauptkommissarin.
    »Wenn der Patient es
wünscht, sollten Sie gehen. Bitte«, schob die Schwester nach.
    »Natürlich«, gab
sich Lüder konziliant. »Wir müssen nur sicherstellen, dass er«, dabei zeigte
Lüder auf Senkbiel, »nicht telefoniert, bis unsere Kollegen in seiner Wohnung
sind.«
    Die
Stationsschwester machte einen ratlosen Eindruck. Ohne Hintergrundinformationen
konnte sie die Situation nicht einschätzen.
    Lüder stand auf und
setzte sich auf den Besucherstuhl, den Frauke Dobermann geräumt hatte. Die
Hauptkommissarin verließ das Krankenzimmer. Sie würde die Spurensicherung
informieren. Wenn diese in Senkbiels Wohnung eingetroffen war, konnten sie den
Mann auch wieder allein lassen. Er würde dann keine Gelegenheit mehr haben,
jemanden zu warnen, falls es einen Dritten geben sollte.
    Nach zehn Minuten
kam Frauke Dobermann zurück.
    »Ich habe einen
Beamten aus Schleswig herbestellt, der uns ablösen wird«, erklärte sie Lüder.
    Während sie die
Wache am Krankenbett übernahm, suchte Lüder den Stationsarzt auf. Der Mediziner
wollte zuerst keine Auskunft über seinen Patienten erteilen, bestätigte dann
aber, dass Harry Senkbiel seit fast fünf Wochen stationär behandelt wurde und
während dieser Zeit aufgrund der Schwere seiner Verletzung definitiv nicht in
der Lage gewesen war, das Krankenhaus zu verlassen, nicht einmal mit
Unterstützung.
    Es dauerte eine gute
halbe Stunde, bis ein junger Kriminalkommissar von der Kripostelle Rendsburg sie
ablöste.
    »Sollst du jetzt den
Büttel spielen?«, wurde der Beamte von Senkbiel begrüßt. Der Kommissar sah den
Bettlägerigen nur kurz an und widmete sich dann kommentarlos dem »Spiegel«, den
er sich zum Zeitvertreib als Lektüre mitgebracht hatte.
    Sie fuhren mit zwei
Wagen hintereinander zu Senkbiels Wohnung. Die Baustraße lag in einem ruhigen
Viertel mit Häusern, die fast alle aus dem für diese Gegend typischen roten
Backstein gebaut waren. Es war ein gewachsenes Viertel mit angelegten Gärten,
die nicht nur der Zierde, sondern den Bewohnern zum Teil auch zum Anbau von
Obst und Gemüse dienten. Die Besonderheit dieses Bezirks bestand darin, dass er
inmitten eines Eisenbahnovals lag. Vom Rendsburger Bahnhof schraubte sich die
Bahnstrecke auf einem Viadukt rund um diesen Wohnbereich mühsam auf über
vierzig Meter Höhe, um in Sichtweite den Nordostseekanal zu überqueren. Das
markante Brückenbauwerk mit der daran verlaufenden Schwebefähre war das
Wahrzeichen der Stadt.
    Senkbiels Wohnung
lag in einem Haus, das sich von denen in der Nachbarschaft abhob, weil es ein
weiß geputztes Giebelhaus älterer Bauart war. Große zypressenartige Gewächse
zierten die Vorderfront. Einige der mit türkisfarbenen Rändern abgesetzten
Kippfenster standen offen.
    Lüder hatte
versucht, Brechmann in Kiel zu erreichen, doch der ließ sich am Telefon
verleugnen, denn Lüder hatte seine Stimme im Hintergrund gehört, als der
Oberstaatsanwalt seine Sekretärin zur Lüge verleitete.
    Frauke Dobermann
hatte mehr Glück. Oberstaatsanwalt Dr. Breckwoldt in Flensburg hörte sich ihre
Schilderung an und versprach, sich beim zuständigen Richter um einen
Durchsuchungsbeschluss zu kümmern.
    Nun warteten sie auf
das Eintreffen der Spurensicherung.
    »Ich kann Ihre
Vorgehensweise nicht gutheißen«, mokierte sich die Hauptkommissarin. »Sicher!
Es ist nicht ausgeschlossen, dass Senkbiel etwas von der Sache weiß, auch wenn
er selbst als Täter kaum in Frage kommt. Ihre Methoden unterscheiden sich aber
dennoch erheblich von der Arbeitsweise, die ich meinen Mitarbeitern nahelege.«
    Lüder betrachtete
seine Fingernägel, bevor er antwortete.
    »Sie wollen doch
nicht leugnen, dass wir relativ erfolgreich waren. Der Mann fühlte sich in die
Enge getrieben. Wenn Sie feinfühlig sind«, dabei ließ er wie unabsichtlich
seinen Blick langsam von ihrem Haarabsatz an abwärtsgleiten, »werden Sie
gespürt haben, dass er sich ertappt fühlte. Wir sind auf der richtigen Spur.«
    Sie spitzte die
Lippen und wollte damit den leichten Schimmer der Rotfärbung überspielen, der
ihre Wangen überzog.
    »Wir können hier
aber nicht Gefühle als Gradmesser anlegen, sondern müssen nach Fakten suchen,
die im Zweifelsfall auch vor Gericht standhalten.«
    »Ihren theoretischen
Teil beherrschen Sie perfekt. Meine Methode ist, nach Ansatzpunkten zu graben.«
Er legte den Zeigefinger auf die Lippen, als würde er ihr ein Geheimnis
offenbaren. »Und wenn ich die

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