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Küstenfilz

Küstenfilz

Titel: Küstenfilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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gefunden habe, versuche ich, dieses Fundament mit
beweisbaren Tatsachen zu untermauern. Es ist wie bei einem Haus. Das
Betonfundament, auf dem das Ganze ruht, sehen Sie später auch nicht mehr. Sie
bewundern nur noch das Oberirdische, das der Architekt gestaltet hat. Doch ohne
das, was sich vor den Augen des Betrachters verbirgt, würde das stolzeste
Gebäude nicht stehen. Eigentlich sind wir Juristen keine Leute, die im Schmutz
buddeln und sich die Finger schmutzig machen. Wir fabulieren lieber wochenlang
über die Theorie, unter welchen Umständen die Statik des Gebäudes – um im
Bildnis zu bleiben – nicht standhalten könnte. Aber – manchmal bin ich kein
typischer Jurist.«
    Sie sah ihn an und
zog die Mundwinkel nach unten, bevor sie sprach.
    »Sie haben wohl
Übung darin, Ihrer großen Kinderschar die Welt mit bunten Bildern zu erklären.
Glauben Sie nicht, dass ich dafür zu alt bin?«
    Lüder lächelt sanft.
»Wenn Ihnen meine Vorgehensweise nicht behagt, können Sie ja aussteigen, was
ich bedauern würde.«
    Frauke Dobermann sah
Lüder nicht an, als sie antwortete. »Sie könnten sich ja auch meiner Methode
anschließen, die nachweislich erfolgreich ist.«
    »Eine
erfolgsverwöhnte Frau wie Sie ist sicher so flexibel, dass Sie auch bereit ist,
Neues zu lernen. Und wenn Sie möchten, stelle ich Ihnen zum Ende unserer
Zusammenarbeit auch eine Bescheinigung über die Teilnahme am Kursus für
kreative Polizeiarbeit aus.«
    Die Hauptkommissarin
wollte antworten, wurde aber durch das Eintreffen der Fahrzeuge der
Spurensicherung unterbrochen.
    Aus dem ersten Wagen
kletterte Klaus Jürgensen und besah sich, nachdem er die Hand zum Mund geführt
und geniest hatte, die Umgebung.
    »Moin. Das sind ja
mal andere Tapeten – hier in Rendsburg. Unser Revier ist das nicht. Wie kommen
wir zu der Ehre, in fremden Gewässern zu fischen?«
    »Moin, Klaus«,
begrüßte ihn Lüder. »Das ist Kieler Hoheitsgebiet, aber für unsere Fälle wollen
wir nur die Besten.« Er klopfte dem kleinen Hauptkommissar auf die Schulter.
    Der strich sich
theatralisch über die Stelle und sagte: »Ich bekomme Ärger mit meiner Frau,
wenn so viel Honig an meiner Kleidung klebt.« Mit einem Blick auf Frauke
Dobermann fuhr er fort: »Mit welchem leckeren Knochen hast du die denn hierhergelockt?«
    »Ein hoffentlich
ganz dicker«, erwiderte Lüder und erklärte dem Leiter der Spurensicherung,
wonach sie in Senkbiels Wohnung suchen sollten.
    Gern hätte Lüder die
Räume jetzt selbst betreten und in Augenschein genommen, um sich einen eigenen Eindruck
von den Örtlichkeiten zu machen. Sehr häufig konnte man aus dem Zustand der
Unterkunft Rückschlüsse auf dessen Bewohner ableiten. Doch musste er sich
darauf beschränken, den Experten der Kriminaltechnik Vortritt zu gewähren.
    »Wollen wir ein Café
suchen?«, fragte er Frauke Dobermann versöhnlich. Sie gönnte ihm nur ein
angedeutetes Nicken als Antwort.
    *
    Der Mai zeigte sich von seiner besten Seite. Schon
seit Tagen lachte die Sonne. Um die bunten Frühjahrsblumen summten die
Insekten, ein leiser Windhauch ließ die Temperaturen angenehm wirken und
streichelte die Haut.
    Sophie Joost hatte ihre zwei Kinder mitgenommen und im
Schleicenter Grillfleisch und -würstchen eingekauft, nachdem ihr Mann sie aus
dem Amt angerufen und ihr den Vorschlag unterbreitet hatte, den Abend gemeinsam
mit Freunden auf der Terrasse zu verbringen.
    Die Familie bewohnte ein älteres Reihenhaus aus rotem
Backstein am Ende der Klosterhofer Straße. Obwohl vor dem Haus der
überschaubare regionale Verkehr vorbeirollte, war es eine ruhige Wohngegend,
die gerade den Kindern vielseitige Entfaltungsmöglichkeiten bot.
    Sophie Joost war damit beschäftigt, ihre Einkäufe vom
Auto, das sie vor der Tür geparkt hatte, ins Haus zu tragen, nachdem sie ihren
zweijährigen Sohn Josh aus dem Kindersitz befreit hatte. David, der
Vierjährige, benötigte dafür keine Hilfe mehr. Er lief über den schmalen Gehweg
und die kleine, durch einen niedrigen Jägerzaun abgetrennte Rasenfläche vor dem
Joost’schen Reihenhaus und schlug Haken, um seinem kleinen Bruder auszuweichen,
der ihn mit schrillem Gekreisch auf den Lippen einzufangen suchte.
    »Nicht so wild, David«, mahnte sie den blonden Jungen,
als sie eine Getränkekiste aus dem Kofferraum wuchtete und ins Haus tragen
wollte und dabei von ihrem Sohn gestreift wurde. Doch die beiden Kinder hatten
kein Ohr für ihre Mutter.
    Sophie Joost stemmte die Kiste gegen ihren
Oberschenkel

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