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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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hierher geflogen, nach
Aopoleyin?«, fragte er.
    Schweigen. Dann: »Nein.«
    »Wenn ja, dann können wir uns nicht erinnern.«
    Fassin spürte, wie ihn der Schwimm erfasste, jenes
Gefühl tiefer Haltlosigkeit, das einen Menschen befällt,
der sich ohne jede Vorwarnung mit einer ganz und gar abnormen
Situation konfrontiert sieht.
    »Und wenn – falls – wir nach Nasqueron
zurückkehren, darf ich dann jedem erzählen, wo ich gewesen
bin?«
    »Wenn du dich daran erinnerst.«
    »Dann schon.«
    »Gibt es einen Grund, warum ich mich nicht erinnern
sollte?«
    »Cannula-Reisen spielen einem manchmal seltsame Streiche,
Seher Taak.«
    »Ihr würdet versuchen, die Erinnerung aus meinem Gehirn
zu löschen?« Fassin bekam eine Gänsehaut. »Das
geht bei menschlichen Gehirnen nicht so einfach, wenn man sie nicht
beschädigen will.«
    »Davon haben wir gehört.«
    »Wir gehen davon aus, dass dir niemand glauben
wird.«
    »Nur keine Panik.«
    Y’sul hatte unverwandt auf die Schirme gestarrt. »Aber mir könnte man glauben!«, sagte er jetzt und wandte
sich plötzlich um.
    Quercer & Janath hüpften theatralisch auf und ab, als
hätten sie ihn ganz vergessen.
    »Das ist nicht dein Ernst!«
    »Nicht dein Ernst!«, fiepten sie fast im Chor.
    Y’sul prustete und signalisierte große Erheiterung.
»’türlich nicht.« Kichernd wandte er sich wieder
den Schirmen zu und murmelte. »Wofür haltet ihr mich denn?
Ich hänge schließlich am Leben. Und ich möchte
meine Erinnerungen doch lieber behalten, vielen Dank…«
     
    Die Suche wurde fortgesetzt. Fassin fragte probeweise die Systeme
der Velpin nach einer eigenen Dweller-Liste, einer Karte des
unbekannten Wurmlochnetzwerks oder zumindest nach der Lage des
Portals ab, das sie im Ulubis-System benutzt hatten, um hierher zu
kommen. Die Schiffscomputer – der Zugriff war kein Problem, sie
waren kaum abgeschirmt – enthielten offenbar nur die einfachsten
Sternenkarten und sonst gar nichts. Die Galaxis war in einem
Maßstab erfasst, der erkennen ließ, wo die Sterne und die
großen Planeten zu sein hatten, aber auch nicht mehr. Weder
Habitate noch MegaStrukturen waren verzeichnet, und die Oort- und
Kuiperobjekte und die Asteroidengürtel waren nur schwach
angedeutet. Das Werk glich eher einem Schulatlas als einer richtigen
Sternkarte. Das Gasschiffchen hatte genauere Karten. Fassin suchte
die Datenbanken elektronisch so gründlich wie möglich ab,
ohne sich allzu verdächtig zu machen, fand aber nichts
Besseres.
    Vermutlich waren die echten Karten irgendwie versteckt, aber er
wurde das Gefühl nicht los, dass dem nicht so war. Die Velpin war ein gutes Schiff – für Dweller-Verhältnisse
ausgesprochen solide gebaut – mit vergleichsweise modernen
Triebwerken von schlichter Eleganz und hoher Leistung, aber ohne
Waffen, nur mit einer gewissen Frachtkapazität. Das war alles.
Die rudimentären Sternendaten passten ins Bild.
    Fassin suchte nach einem Weg, um das Schiff in seine Gewalt zu
bringen. Ob er die Velpin entführen könnte? Er hatte
sich lange genug in dem unaufgeräumten kugelförmigen
Kommandoraum aufgehalten, um zu sehen, wie Quercer & Janath das
Schiff steuerten. Das schien nicht weiter schwierig zu sein. Er hatte
sogar danach gefragt.
    »Wie läuft das denn mit der Navigation?«
    »Durch Zeigen.«
    »Zeigen?«
    »Man fliegt in den entsprechenden Raumabschnitt und zeigt in
die gewünschte Richtung.«
    »Man braucht nur genügend Energie, das ist das ganze
Geheimnis.«
    »Raffinierte Delta-v-Manöver sind ein Zeichen
dafür, dass die Energie nicht ausreicht.«
    »Energie ist alles.«
    »Man kann nur mit Zeigen sehr weit kommen.«
    »Vorausgesetzt, man hat die nötige Energie.«
    »Manchmal sind allerdings gewisse Abweichungen zu
berücksichtigen.«
    »Das wird zu speziell.«
    Fassin fand keine Möglichkeit, das Schiff zu übernehmen.
Ein wild entschlossener Dweller konnte notfalls jahrelang auf den
Zustand verzichten, den ein Mensch als Schlaf bezeichnete, und
Quercer & Janath behaupteten, sie bräuchten überhaupt
keinen Schlaf, nicht einmal kleine Ruhepausen mit verminderter
Aktivität. Fassins Gasschiff hatte abgesehen von den
Manipulatoren keine Waffen, er hatte nie gelernt, es im Nahkampf
einzusetzen, und ein Dweller-Erwachsener war in jedem Fall
größer und wahrscheinlich – außer bei
Höchstgeschwindigkeit – auch stärker als das
Gasschiffchen. Außerdem waren Dweller notorisch schwer
kampfunfähig zu machen und/oder zu töten.
    Taince Yarabokin hatte ihm einiges

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