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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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sie, »müsste ich ein
Loch in eine Kinderwindel auf der anderen Seite des Planeten
schießen können, aber es sucht immer noch nach kosmischer
Strahlung.« Das klang weder verlegen noch wütend, sondern
eher ratlos. (Fassin hätte sich an ihrer Stelle zu Tode
geschämt und das auch nicht verbergen können.) Taince
nickte. Ihr Blick blieb nach oben gerichtet.
»Beeindruckend.« Damit steckte sie die kleine Pistole
wieder ein.
    Sal räusperte sich. »Taince, hast du nun eine Waffe oder
nicht? Ich will nämlich eine aus diesem Fach ziehen, und du hast
eben so schießwütig ausgesehen, dass du mich erschreckt
hast.«
    »Ja, ich habe eine Waffe«, sagte sie. »Aber ich
verspreche dir, dich nicht zu erschießen.« Ihr
Lächeln kam nicht von Herzen. »Und wenn du so versessen
darauf bist, noch weiter in dieses Ding hineinzurennen, werde ich
auch nicht versuchen, dich aufzuhalten. Du bist jetzt schon ein
großer Junge und kannst selbst auf dich aufpassen.«
    »Na endlich«, sagte Sal zufrieden, zog aus dem Fach eine
schlichte Kompressionspistole, mit der aber wohl nicht zu
spaßen war, und befestigte sie an seinem Gürtel. »In
den Fächern am Heck findet ihr Lebensmittel und Wasser,
Schlafsäcke, Ersatzkleidung und so weiter«, verkündete
er und heftete sich zwei selbstleuchtende Klappen an die Schultern
seiner Jacke. »Morgen früh bin ich wieder
zurück.« Er klopfte ein paarmal auf seinen Ohrknopf, dann
lächelte er. »Gut, die innere Uhr stimmt noch.« Er
schaute in die Runde. »He, wahrscheinlich gibt es gar nichts zu
sehen; vielleicht bin ich schon in einer Stunde wieder da.« Die
anderen sahen ihn nur an. »Sonst möchte wohl niemand
mitkommen?«, fragte er dann. Ilen und Fassin wechselten einen
Blick. Taince beobachtete Sal. Der sagte: »Geht inzwischen ruhig
schlafen«, und wandte sich zum Gehen.
    »Du bist auffallend gut vorbereitet«, sagte Taince
leise.
    Sal zögerte, dann machte er kehrt und sah sie mit offenem
Mund an. Sein Blick wanderte von Fassin zu Ilen und wieder
zurück zu Taince. Jetzt waren seine Augen weit aufgerissen. Er
hob die Hand, wies auf den fernen Riss im Rumpf, dann nach oben wie
in Richtung Weltall, und schüttelte schließlich den Kopf.
»Taince, Taince«, flüsterte er und fuhr sich mit einer
Hand durch das dichte schwarze Haar. »Dein Misstrauen grenzt an
Verfolgungswahn. Muss das so sein, wenn man beim Militär
ist?«
    »Unsere Kampfflugzeuge werden von der Firma deines Vaters
gebaut, Saluus«, sagte sie. »Vorsicht ist eine
Überlebensstrategie.«
    »Das war ziemlich billig, Taince.« Sal schien
gekränkt. »Ich meine es ernst. Wirklich. Wie kommst du nur
auf so etwas?« Er klopfte ungeduldig auf seinen Rucksack.
»Hölle und Teufel, Weib, wenn ich keine Notfallausrüstung an Bord hätte, müsste ich mir
jetzt einen Vortrag darüber anhören, dass man nicht ohne
ausreichende Vorräte in die Wüste fliegt!«
    Taince sah ihn lange fast ausdruckslos an. Endlich sagte sie:
»Pass auf dich auf, Sal.«
    Er entspannte sich und nickte. »Du auch«, sagte er.
»Bis bald, alle miteinander.« Er grinste noch einmal in die
Runde und sagte: »Tut nichts, was ich nicht auch… und so
weiter.« Dann hob er grüßend die Hand und stapfte
davon.
    »Warte«, sagte Ilen. Sal drehte sich um. Ilen zog ihren
kleinen Tagesrucksack aus dem Flieger. »Ich komme mit,
Sal.«
    Fassin starrte sie entgeistert an. »Was?«, piepste er
wie ein verschreckter kleiner Junge. Aber niemand hörte auf ihn,
und diesmal war er froh darüber. Taince sagte nichts.
    Sal lächelte. »Wirklich?«, fragte er das
Mädchen.
    »Wenn du nichts dagegen hast«, antwortete Ilen.
    »Schon in Ordnung«, sagte Sal leise.
    »Ehrlich?«
    »Was sollte ich denn dagegen haben?«
    »In kritischen Situationen sollte man nicht allein auf
Entdeckungsreise gehen«, sagte Ilen. »Das ist doch richtig
so?« Sie sah Taince fragend an. Die nickte. »Sei
vorsichtig.« Ilen küsste Fassin auf die Wange, zwinkerte
Taince zu und folgte Sal die flache Böschung hinauf. Die beiden
winkten noch einmal und entfernten sich.
    Fassin beobachtete ihre Fußspuren im Infrarot. Die hellen
Flecken auf dem Boden verblassten in weniger als einer Sekunde.
    »Ich werde dieses Mädchen nie verstehen«, sagte
Taince. Es klang unbekümmert. Die beiden sahen sich an.
»Schlage vor, du legst dich jetzt aufs Ohr«, sagte Taince
und wies mit einem Nicken zum Flieger hin. Sie bohrte in der Nase und
betrachtete das Ergebnis. »Ich wecke dich, bevor ich zum Riss
gehe, um zu sehen,

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