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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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Dweller«, sagte
der Expeditionscaptain, streckte, ohne sich nach Fassin umzusehen,
eine Gliedmaße aus und betastete die Wand an der Stelle, wo die
Tür sein sollte.
    »Rein mechanisch. Sehr ärgerlich.«
    »Mr. Taak, könnten Sie sich um Mr. Y’sul
kümmern? Bitte?«
    Fassin schwebte aus seiner Sitzgrube auf Y’sul zu und
streckte den rechten Manipulator aus.
    »Brauch keinen, der sich kümmert«, sagte Y’sul
und versuchte Fassins Arm abzuschütteln. Dann seufzte er.
    »Also, was seid ihr?«, fragte Fassin.
    »Eine KI. Mr. Taak« sagten Quercer & Janath. Es
tastete immer noch an der Tür herum und blickte sich nicht nach
ihm um.
    Was?, dachte Fassin.
    »Zwei KIs.«
    Eine KI? Zwei verdammte KIs? Jetzt sind wir wirklich tot, dachte Fassin.
    »Zwei KIs, in der Tat.«
    »Das verhindert, dass man den Verstand verliert.«
    »Das und noch mehr.«
    »Sprich für dich selbst.«
    »Hmm, wenn du meinst.«
    Y’sul wimmerte und wand sich in Krämpfen. Sein
Sensorsaum kräuselte sich. Er sah sich um. »Scheiße,
sind wir immer noch da?« Dann entdeckte er die toten Voehn. »Scheiße«, wiederholte er und drehte sich mit
großer Geste zu Fassin um. »Siehst du auch, was ich
sehe?«
    »Oh ja«, antwortete Fassin, während er beobachtete,
wie das Wesen die Tür befühlte. »Ihr seid also eine
KI? Sogar zwei KIs?«, fragte er vorsichtig. Er konnte nicht
verhindern, dass er unter dem Schockgel eine Gänsehaut bekam.
Seit seiner Geburt hatte man ihm eingeimpft, die KIs wären der
erbittertste und schrecklichste Feind der Menschheit und aller
biologischen Lebewesen, die größte Gefahr aller Zeiten.
Wenn ihm nun jemand erklärte, er sei mit einem – geschweige
denn zweien – dieser Ungeheuer in einem kleinen Raum
eingesperrt, dann war ein kleiner, aber sehr verletzlicher Teil
seines Ichs vollkommen sicher, jeden Augenblick in blutige Fetzen
gerissen zu werden, so absurd das auch sein mochte.
    »Ganz recht«, sagten Quercer & Janath zerstreut.
»Und wir haben soeben dieses Schiff übernommen.«
    »Aber wir kommen aus diesem verdammten Raum nicht
heraus.«
    »Kabine. Wir kommen aus dieser verdammten Kabine nicht
heraus.«
    »Was auch immer.«
    »Sehr ärgerlich. Rein…«
    »… mechanisch. Du sagtest es bereits.«
    »Aha. Aber jetzt.« Der Expeditionscaptain schlug
kräftig gegen ein Stück Wand. Dann gegen ein anderes. Die
Tür erschien, die Irisblende öffnete sich und gab den Blick
auf einen kurzen Korridor und eine zweite Tür frei.
    Quercer & Janath wandten sich dem Dweller und dem Menschen in
seinem Pfeilschiffanzug zu. »Meine Herren. Wir müssen Sie
für eine Weile verlassen.«
    »Vergiss es, Action Hero«, sagte Y’sul. »Wo
ihr hingeht, da gehen auch wir hin.« Y’sul hielt inne.
»Natürlich nur, solange da draußen niemand auf uns
lauert.«
    Quercer & Janath hüpften im Gas auf und ab und lachten.
»Da lauert das Vakuum, Y’sul.«
    »Und jede Menge wütender und verwirrter Voehn.«
    Der verletzte Dweller schwieg einen Moment lang. »Das hatte
ich vergessen«, sagte er dann. Er zuckte die Achseln. »Na
schön. Aber bleibt nicht so lange.«
     
    Saluus Kehar erwachte. Er fühlte sich verwirrt und unsicher
und wurde den Verdacht nicht los, dass dies kein gewöhnlicher
Schlaf gewesen war. Da steckte mehr dahinter. Die Träume waren
chaotischer und schmutziger gewesen als erwartet. Sein Kopf
schmerzte, aber er konnte sich nicht erinnern, am Vortag oder
Vorabend über die Stränge geschlagen zu haben. Auf dem
Programm hatten ein ziemlich langweiliges und deprimierendes Essen
mit einigen Vertretern der Dweller-Abordnung, ein seltsames
Gespräch mit General Thovin von den Sicherheitskräften und
ein erfreulicheres Zwischenspiel mit Liss gestanden. Danach war er
eingeschlafen. Und mehr war doch wirklich nicht gewesen? Keine
Unmengen an starken Getränken oder anderen Dingen, nichts, was
Kopfschmerzen verursachen und es ihm so schwer machen könnte,
die Augen aufzuschlagen. Er brachte die Augen wirklich nicht auf. Er
versuchte es mit aller Kraft, aber sie wollten sich nicht
öffnen. Es drang auch kein Licht durch die Lider. Und mit seiner
Atmung stimmte etwas nicht. Er atmete nicht! Er versuchte, seine
Lungen mit Luft zu füllen, aber es ging nicht. Er geriet in
Panik. Er wollte seinen Körper bewegen, wollte die Hände
zum Gesicht, zu den Augen führen, um zu ertasten, ob er etwas
über dem Kopf hatte, aber er konnte kein Glied rühren
– er war gelähmt.
    Sein Herz hämmerte mit dumpfen Schlägen gegen die
Rippen. In

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