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Kultur 08: Der Algebraist

Kultur 08: Der Algebraist

Titel: Kultur 08: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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lösbar. Ihr hattet ja zehn Milliarden
Jahre Zeit, um euch damit zu beschäftigen. Und alles, was nicht
unmöglich ist, hattet ihr längst gelernt, als die Galaxis
ein Viertel so alt war wie heute.
    Ihr braucht also keine Portale im All zu stationieren, wo jeder
sie sehen, benutzen oder angreifen könnte, ihr braucht nicht
einmal euren eigenen Planeten zu verlassen. Ihr sucht nur gut
getarnte Schächte auf, die ins Zentrum eurer Welt
hinabführen. Vielleicht an den Polen. Das wäre nahe
liegend. Und wenn man jemand an Bord hat, der vielleicht wissen
möchte, wohin man fliegt, dann beschreibt man diese verwirrenden
Spiralen und strahlt in dem Raum, wo sich der Passagier aufhält,
ein paar Bilder vom Weltall aus, damit er nicht merkt, dass es nach
unten geht anstatt nach oben, dass er in den Kern sinkt, anstatt ins
All zu fliegen.«
    »Da ist sie ja«, sagte Setstyin. Er zog eine große
Handwaffe aus der Schublade. Jetzt schwankte er nicht mehr. Er zielte
und feuerte, bevor das Gasschiffchen reagieren konnte.
    Die Strahlen fuhren in das Pfeilschiff und schleuderten es gegen
einen Stapel Bibliothekskristalle. Setstyin hörte nicht auf zu
schießen. Das Schiff schlug wilde Purzelbäume.
Trümmer fielen auf den Boden, Feuer breitete sich aus. Einzelne
Teile rollten wie wild über die glitzernden Blöcke,
durchschlugen die Bucheinbände und verwandelten die
Kristallseiten in Staub. Was von dem kleinen Schiff noch übrig
war, krachte durch die Tür und schoss über den Balkon nach
draußen. Die Diamantscheiben zersplitterten wie Zuckerglas.
Endlich stellte Setstyin das Feuer ein.
    Es regnete Schutt. Der Rauch trieb langsam auf die zerschmetterte
Balkontür zu und zog nach draußen ab.
    Die Waffe fest auf die qualmenden Überreste des Schiffchens
gerichtet, rotterte der große Dweller vorsichtig auf die
Tür zu.
    »Herr?«, meldete sich sein Diener über die
Haussprechanlage. »Ist alles in Ordnung? Mir war so, als
hätte ich…«
    »Schon gut«, rief Setstyin, ohne die Trümmer aus
den Augen zu lassen. »Es geht mir gut. Später gibt es hier
einiges aufzuräumen, aber mir ist nichts passiert. Und jetzt
lass mich in Ruhe.«
    »Zu Befehl!«
    Ein warmer Wind erfasste Setstyins Gewänder, als er durch die
Tür schwebte und genau über dem schwelenden Wrack anhielt.
Er berührte die Reste mit dem Lauf seiner Waffe, dann hebelte er
ein Stück der Außenhaut weg.
    Und spähte ins Innere.
    »Verdammter Dreckskerl!«, schrie er, schoss in die
Bibliothek zurück und jagte durch das Gas zu seinem
Schreibtisch. »Tisch! Sichere Verbindung! Sofort!«
     
    Aun Liss beobachtete den Mann, als sein kleines Schiff, seine
zweite Haut zerstört wurde.
    Fassin zuckte nur einmal zusammen, als hätte er
Schmerzen.
    Aun fand, er sehe schlecht aus. Sein Körper in dem geborgten
Overall war abgemagert und wurde unentwegt von einem leichten
Frösteln geschüttelt. Sein Gesicht sah viel älter aus
als früher, verkniffen und hager, die Augen tief eingesunken und
von dunklen Ringen umgeben. Das schüttere Haar kräuselte
sich leicht, es war während der Zeit im Gasschiff ein wenig
gewachsen. Die Augen, die Ränder von Ohren und Nasen sowie die
Mundwinkel waren nach der langen Zeit im Schockgel – und vom
Abfließen des Kiemenwassers – leicht entzündet.
    »Also immer noch verrückt. Das sagtest du doch
vorhin.« Er sah sie von der Seite an. Sie bemerkte erfreut das
vergnügte Funkeln in seinen Augen. »Und? Hältst du
mich immer noch für verrückt?«, fragte er.
    Sie lächelte. »Ziemlich.«
    Sie saßen im hellen, wenn auch engen Kommandoraum der Ökophobie, einem Beyonder-SchockSchiff. Der mittelschwere
Schlachtkreuzer lag eine halbe Lichtsekunde vor Nasqueron und war mit
dem inzwischen zerstörten Gasschiff über ein Duplikat des
augapfelgroßen Mikrosatelliten verbunden, der einen Tag zuvor
genau an der vereinbarten Stelle gewesen war, so dass ihn Fassin von
der hohen Plattform in Quaibrai aus hatte anpingen können.
    Erstaunlicherweise empfingen sie immer noch elementare
telemetrische Daten von dem zerstörten Gasschiff, aber keine
sensorischen Inhalte mehr. Die Maschine war sehr gründlich
zerlegt worden.
    Daneben zeigte ein Bildschirm die letzte Aufnahme, die das
Gasschiffchen übertragen hatte: Setstyin richtete eine
große Handwaffe dicht auf die Kamera, und im dunklen Lauf der
Waffe glühte ein erster winziger Lichtfunke. Fassin nickte zu
dem Bild hin. »Ich möchte gleich hinzufügen, dass dies
nicht den üblichen Vorstellungen der

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